Nicht eine einzelne Ursache ist für das Stottern verantwortlich
> Stottern: Wenn es im Gehirn holpert

Bislang wurde Stottern vor allem als Problem des Sprechens angesehen. Eine neue Studie zeigt aber, dass Menschen mit dem Sprachfehler unter einer Verzögerung der Reaktion bei schwierigen Aufgaben leiden. Das Gehirn benötigt länger, um mit den Informationen fertig zu werden.

Auch wenn Menschen, die stottern nicht sprechen, verarbeitet ihr Gehirn Sprache anders. Zu diesem Ergebnis ist eine Studie der Purdue University gekommen. Die leitende Wissenschaftlerin Christine Weber-Fox erklärte, dass das Stottern bisher als ein Sprechproblem angesehen und wenig Augenmerk auf die komplexen neurologischen Systeme gelegt wurde, denen das Sprechen unterliegt. "Wir haben Unterschiede hinsichtlich der Art wie das Gehirn Information verarbeitet, wenn Menschen an Sprache denken aber nicht sprechen, bei stotternden und nicht stotternden Erwachsenen gefunden. Es gab zum Beispiel eine signifikante Verzögerung in der Reaktionszeit als die Teilnehmer eine schwierige Sprachaufgabe erhielten. Wir haben zusätzlich nachgewiesen, dass bei Menschen die stottern, bestimmte Bereiche des Gehirns beim Lösen einiger sprachbezogener Aufgaben aktiver sind."

Gemeinsam mit der Wissenschaftlerin Anne Smith untersuchte Weber-Fox semantische, grammatikalische und phonologische Aspekte der Sprache. Für jeden Teilbereich wurden die Gehirnaktivitäten von stotternden Erwachsenen gemessen als sie durch das Drücken eines Knopfes auf Fragen hinsichtlich des Sinnes eines Satzes, Grammatik, Satzstruktur oder Reime antworteten. Laut Weber-Fox zeigten sich zahlreiche komplexe Interaktionen zwischen Sprache und motorischem System. Daher könne auch nicht eine einzelne Ursache für das Stottern verantwortlich gemacht werden. Es handle sich vielmehr um eine komplexe Interaktion vieler Faktoren, die genetisch, sprachlich, motorisch und emotional sind.

Zuletzt konzentrierten sich die Wissenschaftlerinnen auf die phonologischen Aspekte der Sprache und hier speziell auf das Reimen. Dafür wurde wie in den vorhergegangenen Untersuchungen die Gehirnaktivität in Millisekunden gemessen. Den 22 Teilnehmern, von denen die Hälfte stotterte, wurde eine Serie mit jeweils zwei Wörtern auf einem Bildschirm gezeigt. Sie sollten, ohne sie sich laut vorzusagen, jene Wortpaare identifizieren, die sich reimten. Es zeigte sich, dass stotternde Teilnehmer bei drei der vier angebotenen Reimvarianten eine ähnliche Gehirnaktivität, und Antwortgenauigkeit aufwiesen. Bei Wortpaaren, die sich ähnlich sahen aber sich nicht reimten, war die Reaktionszeit auf 410 Millisekunden verlangsamt. Bei den drei anderen Variationen lagen alle Teilnehmer bei rund 350 Millisekunden.

WANC 26.07.04/pte

 
 
 
 
 
 
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