Gene bestimmen Rauchverhalten

Ob Jugendliche zu Genussrauchern,
Gelegenheitsrauchern oder Kettenrauchern mit besonders hohem
Suchtpotenzial werden, das steuern die Gene. Das soziale Umfeld gibt
dagegen vor, ob junge Menschen den Weg zum Raucher überhaupt
einschlagen. Der Griff zur ersten Zigarette hängt also in hohem Maße
vom Elternhaus, den Freunden und der beruflichen Situation ab. Mit
Beginn des Nikotinkonsums übernimmt aber offensichtlich der Körper eine
Dirigentenrolle.
Eine Studie bestätigt jüngste Forschungserkenntnisse, dass die Art und
Weise des Rauchens auch erblich bedingt ist. Weltweit wurden 41.150
Menschen aus 20 Bevölkerungsgruppen untersucht, darunter 4.000 aus der
SHIP-Studie (Study of Health in Pomerania) des Forschungsverbundes
Community Medicine. An der Studie waren die Klinik für Psychiatrie und
Psychotherapie, die Institute für Funktionelle Genomforschung, für
Epidemiologie und Sozialmedizin sowie für Klinische Chemie und
Laboratoriumsmedizin und das Institut für Community Medicine der
Universität Greifswald beteiligt. Der wesentliche Suchtstoff von Zigaretten, nämlich Nikotin, entfaltet
im Gehirn innerhalb kürzester Zeit seine stimulierenden Effekte wie die
Erhöhung von Aufmerksamkeit, Konzentration und kreativem Denken bei
gleichzeitiger Beruhigung und Steigerung des Wohlbefindens über die
Aktivierung von so genannten Nikotinrezeptoren. Diese befinden sich im
Gehirn, nehmen die Suchtstoffe unmittelbar auf und setzen anschließend
zügig „Glückshormone“ wie die Neurobotenstoffe Dopamin und Serotonin
frei. „In der Tat konnte in dieser Studie nun erstmals nachgewiesen werden,
dass die Anzahl der gerauchten Zigaretten pro Tag durch bestimmte
Variationen in exakt diesen Genen der Nikotinrezeptoren beeinflusst
wird“, erläuterte der Greifswalder Wissenschaftler Prof. Hans-Jörgen
Grabe. Bislang sei man vor allem davon ausgegangen, dass das
Suchtverhalten durch einen unterschiedlichen Abbau von Nikotin durch
Enzyme in der Leber beeinflusst wird. Doch dem ist nicht so. Wie viele Zigaretten am Tag durchschnittlich
konsumiert wurden, dafür ist die unterschiedliche genetische
Veranlagung verantwortlich. Die Forschungsergebnisse sollen dazu beitragen, schneller Medikamente
zu entwickeln, die gezielt diese Wirkmechanismen direkt an den
Rezeptoren im Gehirn aufgreifen und die Suchtanfälligkeit vermindern.
Rauchen stellt weltweit die Hauptursache für vermeidbare Ursachen von
schwerwiegenden Erkrankungen wie Krebs, Herzinfarkte und
Gefäßerkrankungen dar. Weit mehr als eine Milliarde Menschen auf der
Welt rauchen, Tendenz steigend. „Der Beginn des Rauchens ist jedoch vielmehr von psychosozialen als von
genetischen Faktoren abhängig. Dies bedeutet, dass der primären
Raucherprävention auf jeden Fall die größere Bedeutung zukommt, um
zukünftig die fatalen gesundheitlichen Folgen des Rauchens effektiver
einzudämmen“, betont Grabe. WANC 26.04.10, Quelle: Nature Genetics, published online April 25, 2010
Meta-analysis and imputation refines the association of 15q25 with
smoking quantity DOI: 10.1038/ng.572





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/26_04_rauchen.php
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