Mädchen haben häufiger psychische Probleme

In welchem Ausmaß leiden Schüler
zwischen 14 und 16 Jahren unter psychischen Problemen? Wie häufig endet
das in riskanten und selbstschädigenden Verhaltensweisen? Eine Studie
offenbart, dass Mädchen häufiger mit psychischen Probleme kämpfen,
Jungen dagegen viel mehr mit Drogen Erfahrungen sammeln.
Bei einer erhöhten Zahl von Jugendlichen ist derzeit ein Bedarf an
psychotherapeutischer Behandlung vorhande. Das stellt Günter Wottke,
stellvertretender Leiter des Jugendamtes in Heidelberg, fest. Ähnliche
Erfahrungen dürfte Wottkes Kollegen haben. Eine europaweite Studie zu
psychischen Problemen von Jugendlichen bestätigt das. Besonders Mädchen leiden unter psychischen Problemen: Rund ein Drittel
der befragten Mädchen – insgesamt wurden in Deutschland 1411
Schüler/innen an 26 Schulen interviewt - berichtet von Depressivität,
15 Prozent hegen nach eigenen Angaben Selbstmordpläne, acht Prozent
haben bereits versucht, sich umzubringen. „1,2 Prozent der befragten Mädchen gaben an, in den vergangen zwei
Wochen einen Suizidversuch unternommen zu haben“, sagt der Heidelberger
Dr. Michael Kaess von der Universitätsklinik für Kinder- und
Jugendpsychiatrie Heidelberg. „Suizid ist die zweithäufigste
Todesursache bei Jugendlichen in Europa“, warnt Professor Dr. Franz
Resch, Ärztlicher Direktor der Heidelberger Universitätsklinik für
Kinder- und Jugendpsychiatrie. Ein Drittel aller Schülerinnen zwischen 14 und 16 Jahren im
Rhein-Neckar-Kreis hat sich schon einmal absichtlich eine
Schnittverletzung zugefügt; rund 18 Prozent der Schülerinnen und 8
Prozent der Schüler tun dies häufiger. Junge Männer liegen bei Drogen und Alkohol vorn: Zwölf Prozent trinken
wöchentlich oder häufiger Alkohol, 15 Prozent haben schon Erfahrungen
mit Drogen gemacht. Leichtsinniges Verhalten ist dagegen
geschlechterübergreifend: 20 Prozent der Schülerinnen und Schüler sind
schon bei einem betrunkenen Fahrer mitgefahren. Was kann die Kinder davor schützen, in einen derartigen Negativstrudel zu geraten? In der Studie wurden vier konkrete Präventionsprogramme an den
teilnehmenden Schulen auf ihre Wirksamkeit überprüft: In einem
speziellen Training („Gatekeeper-Training“) erlernten Lehrer,
gefährdete Schüler zu erkennen, anzusprechen und zu helfen. Die Schüler
wurden u.a. in Rollenspielen („Awareness-Programm“) für die eigenen
Gefühle sowie die Probleme der Mitschüler sensibilisiert und lernten,
richtig damit umzugehen. Im „Professional Screening“ kontaktierten die
Psychologen gefährdete Schüler telefonisch und luden sie zum
Beratungsgespräch ein. Die „Minimal Intervention“ bestand lediglich aus
Postern und Kontaktinformationen. Die ersten Erfahrungen: Bei den Lehrern war das Interesse und der
Wunsch nach weiteren Schulungen groß, die Schüler brachten sich beim
„Awareness-Programm“ mit eigenen Themenvorschlägen aktiv ein. Im
„Professional Screening“ identifizierten die Wissenschaftler 293 von
417 Schülern dieser Interventionsgruppe als gefährdet. 91 Jugendliche
nahmen das Angebot zum Gespräch an. Welche Maßnahme effektiv zur Prävention von selbstschädigendem
Verhalten der Jugendlichen beiträgt bzw. ihre psychische Gesundheit am
besten fördert, wird gerade geklärt. Die Erhebung mit Fragebogen fand
im Juni 2010 statt, ist allerdings noch nicht ausgewertet. WANC 21.07.10, Quelle: Saving and Empowering Young Lives in Europe (SEYLE)





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/21_07_psychische_probleme.php
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