Wenn Angst krankhaft wird

Angst kann eine ganz normale Schutzreaktion sein. Bei manchen Menschen steigert sich das Angstgefühl aber so, dass es krankhaft wird. Unter solchen Angststörungen leiden innerhalb eines Jahres etwa 14% der Befragten im Alter von 18 bis 65 Jahren. Frauen sind von der psychischen Erkrankung deutlich häufiger betroffen als Männer.

Angst ist eine natürliche Anpassungsleistung und für das Überleben im Sinne der Vermeidung von Gefahren sinnvoll. Andererseits existieren Erkrankungen und Syndrome, die heutzutage als Angsterkrankungen beziehungsweise Angststörungen bezeichnet werden. Bei Angststörungen sind die Angstreaktionen nicht mehr angemessen und führen zu erheblicher Beeinträchtigung und Belastung der Betroffenen.


Bei der Beschreibung und Einordnung von Angststörungen stellt die Entwicklung einheitlicher diagnostischer Leitlinien in den letzten Jahrzehnten einen bedeutenden Fortschritt dar. Die in der heutigen Diagnostik unterschiedenen Erscheinungsformen der Angststörungen sind zum Beispiel Panikstörung, soziale Ängste, Platzangst, Angst vor bestimmten Tieren, Höhe, engen Räumen.


Nach Auswertung des Bundes-Gesundheitssurveys 1998 lagen erstmals repräsentative Zahlen zu Angststörungen für Deutschland vor. Diese Daten und eine erweiterte aktuelle Auswertung bilden die Grundlage für Aussagen über die Verbreitung von Angststörungen. Nach den Befunden leiden 14,2 % der Befragten im Alter von 18 bis 65 Jahren im Zeitraum von einem Jahr unter einer Angststörung. Frauen sind deutlich häufiger betroffen als Männer. Die Ergebnisse ermöglichen zudem eine Einschätzungen des Schweregrades der Erkrankung, des Zusammenwirkens von Angststörungen mit anderen psychischen Erkrankungen und der Folgen für die Betroffenen und das Gesundheitswesen. Dabei wird deutlich, dass Angststörungen aufgrund ihrer hohen Verbreitung, aber auch aufgrund hoher indirekter Kosten - vor allem durch Arbeitsausfall - zu den kostenintensiven Erkrankungen gehören.


Zur Behandlung fast aller Angststörungen stehen seit einigen Jahren gut gesicherte Therapieverfahren zur Verfügung, die von verschiedenen Berufsgruppen und Einrichtungen angeboten werden. Allerdings gibt nur etwa die Hälfte aller Betroffenen mit einer im Bundes-Gesundheitssurvey diagnostizierten Angsterkrankung an, wegen ihrer Angstbeschwerden professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Zur Verbesserung dieser Ausgangslage erscheinen verschiedene und aufeinander abgestimmte Maßnahmen geeignet. Diese betreffen sowohl die Bemühungen um verbesserte Erkennensraten (z.B. beim Hausarzt) als auch die effizientere Verzahnung der hausärztlichen Versorgung mit spezialisierten psychiatrischen und psychotherapeutischen Einrichtungen.


WANC 21.06.04/RKI
Das GBE-Heft 21 (Gesundheitsberichterstattung des Bundes) kann kostenlos schriftlich angefordert werden: Robert Koch-Institut, GBE, Seestraße 10, 13353 Berlin, Fax: 01888 - 754-3513, E-Mail: gbe@rki.de.





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/21_06_angststoerungen.php
powered by webEdition CMS