Bewegungsstörungen: Anzeichen schizophrener Psychosen

Scheinbar unwichtige Bewegungsstörungen können den Ausbruch einer schizophrenen Psychose ankündigen. Für Ärzte bedeutet das, dass sie körperliche Anzeichen für seelische Störungen beurteilen können.


Weltweit sind etwa ein Prozent der Bevölkerung von schizophrener Psychose betroffen. Die Erkrankung beginnt meist im frühen Erwachsenenalter und führt meist zu schweren Einschränkungen der Selbstständigkeit und Arbeitsfähigkeit.


Was genau zum Ausbruch führt, ist noch ungeklärt. Als Grundlage dafür wird eine besondere Verletzlichkeit betrachtet, die wahrscheinlich von Geburt an besteht und genetisch bedingt ist. Dadurch sind diese Menschen anfälliger für Stressfaktoren wie familiäre Probleme oder Verluste. Die Bewegungsstörungen sind das Resultat krankheitsbedingter Veränderungen im Gehirn. Heidelberger Wissenschaftler haben herausgefunden, dass scheinbar unwichtige Bewegungsstörungen den Ausbruch einer schizophrenen Psychose ankündigen.



Über einen Zeitraum von einem Jahr haben die Heidelberger Wissenschaftler eine Gruppe von 39 schizophrenen Patienten mit einer Gruppe von 22 Gesunden verglichen. Dazu absolvierten Kranke und Gesunde 16 verschiedene Tests, die hauptsächlich die Bewegungskoordination sowie ihre Verknüpfung mit den Sinneswahrnehmungen und der räumlichen Orientierung prüfen. So mussten beispielsweise die Daumen der Fingerreihe einander gegenüber gestellt oder auf einer geraden Linie balanciert werden.


Bei den Tests fanden die Forscher heraus, dass sich die Testergebnisse der in ambulante Behandlung entlassenen Patienten während eines Jahres signifikant verbesserten. Die sanften Symptome für eine schizophrene Psychose wurden seltener, womit sich die Reduzierung von durchschnittlich 15,7 auf 10,1 Punkte der Heidelberger Skala erklären lässt. In der Kontrollgruppe blieb der Wert annähernd konstant (von 4,8 auf 4,6).


Die Werte von 18 Kranken verbesserten sich nicht, da ihre schizophrene Psychose zu einem chronischen Leiden wurde. Ihr Wert sank kaum: von 13,8 auf 13,5 Punkte. Bei den 21 Patienten, deren Zustand sich besserte, schrumpfte dieser Wert dagegen deutlich von 17,3 auf 7,2 Punkte. "Der Blick auf motorische Ausfälle erlaubt es, den Krankheitsverlauf zu beurteilen und erleichtert gleichzeitig das Verständnis um die Entstehung", betont Schröder.


WANC 21.03.06/pte





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/21_03_bewegungsstoerungen.php
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