Kampftrinken bekämpfen

Der Alkoholmißbrauch unter Kindern und
Jugendlichen nimmt offensichtlich weiter zu. Wie man diesen bekämpft,
dafür legen Experten Maßnahmen vor und Politiker appellieren, das
Kampftrinken zu bekämpfen. Sie wollen die Eltern besser informieren und
den Möglichkeiten für den Erwerb von Alkohol eindämmen. Das scheint
notwendig, da die Folgen einer Alkoholvergiftung für Kinder von Ärzten
viel gefährlicher eingeschätzt wird als für Erwachsene.
„Die Zahl der mit Alkoholvergiftung in deutsche Krankenhäuser
eingewiesenen Kinder und Jugendlichen hat in wenigen Jahren dramatisch
zugenommen“ warnt Prof. Dr. Berthold Koletzko, Vorsitzender der
Stiftung Kindergesundheit. Die Zahl stieg von 9.500 im Jahr 2000 auf
knapp 26.000 im Jahr 2008. 38 % dieser Kinder mit schwerer
Alkoholintoxikation waren Mädchen und eine erschreckend hohe Zahl von
mehr als 4.500 Kindern war im Alter von nur 10 bis 15 Jahren. „Die Folgen einer Alkoholvergiftung sind bei Kindern und Jugendlichen
gravierender als bei Erwachsenen“, so Koletzko. Exzessiver
Alkoholmissbrauch kann Kinder durch Unterkühlung, Unterzuckerung und
Ersticken an Erbrochenem schwer schädigen. Unter Alkoholeinwirkung tritt ein Drittel aller Verkehrsunfälle bei 15-
bis 20-Jährigen auf, das Risiko für straffälliges Verhalten ist stark
erhöht, und bei alkoholisierten Mädchen steigt das Risiko für sexuellen
Missbrauch um das Dreifache. Bayerns Familienministerin Christine Haderthauer setzt sich für
stärkere Präventionsmaßnahmen ein: „Wir müssen alles tun, um das
gezielte Kampftrinken, das bei Kindern und Jugendlichen immer jüngeren
Alters grassiert, zu bekämpfen. Dabei sind aber zu allererst die Eltern
in der Pflicht.“ Die Ministerin berichtete über in einigen bayerischen
Kommunen durchgeführte Testkäufe durch Jugendliche, bei denen in über
50 % Verstöße gegen das Jugendschutzgesetz festgestellt wurden. Auch Experten befürworten eine Stärkung der Kompetenz junger Familien
im Umgang mit Alkohol, für den klare Regeln gelten würden: Kinder bis
zum Alter von 14 Jahren sollten überhaupt keinen Alkohol konsumieren.
14- und 15-Jährige können bei besonderen Anlässen wie Familienfesten
oder an Sylvester mit den Eltern ein Glas Sekt, Wein oder Bier
probieren. Ab dem Alter von 16 Jahren können Jugendliche Wein oder Bier
konsumieren, während Schnäpse und andere Spirituosen erst im
Erwachsenenalter toleriert würden. Befürwortet werden auch Maßnahmen in der Öffentlichkeit, die einem
Missbrauch vorbeugen können. Dazu gehören die stärkere Überwachung der
Verkaufs- und Abgabeverbote alkoholischer Getränke an Kinder und
Jugendliche und die konsequente und empfindliche Bestrafung von
Übertretungen, eine Begrenzung von auf alkoholische Getränke bezogene,
an Jugendliche adressierte Werbung und Sponsoring, sowie ein Ende des
nächtlichen Alkoholverkaufes z. B. an Tankstellen, so wie es in
Baden-Württemberg und auch in vielen europäischen Ländern eingeführt
wurde. WANC 19.07.10, Quelle: Stiftung Kindergesundheit: Alkoholmissbrauch bei Kindern und Jugendlichen





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/19_07_alkoholmissbrauch.php
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