> Was Epilepsie auslöst
Vererbbare Krankheiten wie etwa
Epilepsie oder verschiedene Bewegungskoordinationsstörungen können
durch Veränderungen in Nervenzellen des Kleinhirns hervorgerufen
werden, die sich erst nach der Geburt einstellen.


Verschiedene Formen von Epilepsien, Bewegungskoordinationsstörungen
(Ataxien) und Migräne werden durch Mutationen im sogenannten
P/Q-Typ-Kalziumkanal ausgelöst, der den Einstrom von Kalziumionen in
die Nervenzellen des Gehirns steuert. Dr. Melanie Mark von der
Ruhr-Universität Bochum entwickelte ein Tiermodell, in dem dieser
Kalziumkanal zu einem beliebigen Zeitpunkt in einer bestimmten
Hirnregion abgeschaltet werden konnte. Wenn das geschah, löste das
einen epileptischen Anfall aus. Die Forscher konzentrierten sich dabei auf bestimmte Zellen im
Kleinhirn (Purkinje-Zellen), die die Bewegungen des Körpers
koordinieren. „Der Kalziumkanal kommt eigentlich im gesamten Gehirn
vor“, erklärt Mark. „Es ist das erste Mal, dass wir zeigen konnten,
dass die Krankheiten nur durch eine gestörte Signalverarbeitung im
Kleinhirn ausgelöst werden können.“ Die Ergebnisse sollen insbesondere
Kindern helfen, die an Absence-Epilepsien leiden, also Epilepsien, die
mit einer Bewusstseinsstörung einhergehen. Bei der Epilepsie hingegen handelt es sich um eine lang anhaltende
Veränderung des Gehirns, die sich in immer wieder auftretenden
epileptischen Anfällen äußert. Eine Epilepsie kann lebenslang bestehen
bleiben oder nach kürzerer oder längerer Zeit ausheilen. Viele im
Kindesalter auftretende Epilepsien heilen im Laufe der Kindheit aus. Und was passiert beim epileptischen Anfall im Gehirn? Beim Gesunden ist
die Tätigkeit der Milliarden von Nervenzellen unseres Gehirns durch
elektrische und chemische Signale genau aufeinander abgestimmt. Beim
Epilepsiekranken ist dieses Gleichgewicht zeitweilig gestört. Plötzlich
entladen sich viele Nervenzellen gleichzeitig. Diese nicht normalen
Entladungen breiten sich im Gehirn aus und reizen in unnatürlicher
Weise einzelne Gehirngebiete oder das ganze Gehirn. Den betroffenen
Gehirngebieten entsprechend ist die Erscheinungsform der epileptischen
Anfälle ganz unterschiedlich ausgeprägt. 18.03.2011/ Quelle: The Journal of Neuroscience 2011: 31; 4311– 4326,
doi:10.1523/JNEUROSCI.5342-10.2011; Epilepsie-Informationen
 
 
 
 
 
 
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