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Bei Morbus Parkinson verändert sich die Tätigkeit der Nervenzellen im Gehirn (Foto: stock photo)
> Parkinson: Zusammenspiel von Genen und Umwelt
Wodurch entsteht die Krankheit Morbus Parkinson? Eine Frage, die bisher
nur ansatzweise beantwortet werden kann. Jetzt ist ein internationales
Team von Ärzten und Humangenetikern dem Zusammenspiel von Genen und
Umwelteinflüssen auf die Spur gekommen. Dabei haben die Wissenschaftler
einen neuen genetischen Risikofaktor identifiziert. Und festgestellt,
dass vor allem der Vitamin B6-Status und -Stoffwechsel einen
weitreichenden Einfluss sowohl auf das Krankheitsrisiko wie auch die
Therapie der Erkrankung haben.
“Unsere Studie zeigt das Zusammenspiel von erblichen Faktoren und
Umwelteinflüssen wie etwa Nahrungsgewohnheiten bei der Entstehung des
Morbus Parkinson," erklärt Dr. Matthias Elstner von der Neurologische
Klinik der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) und dem
Institut für Humangenetik des Helmholtz Zentrums München. Die Wissenschaftler haben Nervenzellen im Gehirn daraufhin untersucht,
welche Gene sich bei einer Parkinson-Erkrankung in ihrer Aktivität
verändern. Die Gruppe fand unter anderem eine erhöhte Aktivität des
Pyridoxalkinase-Gens. Anschließend verglichen die Forscher dieses Gen
bei über 1.200 Parkinson-Patienten mit der Erbinformation von mehr als
2.800 gesunden Probanden. So konnte eine genetische Variante entdeckt
werden, die das Risiko erhöht, an Parkinson zu erkranken.
Möglicherweise führt sie zu einer veränderten Menge oder Aktivität des
Enzyms Pyridoxalkinase (PDXK) im Gehirn. PDXK wandelt Vitamin B6 aus der Nahrung in die im Körper aktive Form
um, welche die Voraussetzung zur Produktion des Signalstoffs Dopamin
ist. Für die Erkrankung wird das beschleunigte Altern und Absterben von
Nervenzellen verantwortlich gemacht, die den Botenstoff Dopamin
herstellen. Die verminderte Synthese des Botenstoffs erklärt die
meisten Symptome des Morbus Parkinson: Die langsam fortschreitende
neurologische Erkrankung geht mit Muskelstarre (Rigor), Muskelzittern
(Tremor) und einer Verlangsamung der Bewegungen (Bradykinese) einher. Neben den Einschränkungen des täglichen Lebens durch diese Symptome
kann eine verminderte Stabilität beim Aufrechthalten des Körpers
(posturale Instabilität) zu gefährlichen Stürzen führen. Überdies
können im Verlauf der Erkrankung Missempfindungen, sogenannte
vegetative Störungen (z.B. Blasenstörung) sowie Depressionen und andere
psychische Veränderungen auftreten. "Obwohl diese Variante nur einen kleinen Beitrag zum Gesamtrisiko einer
Parkinson-Erkrankung leistet, könnten unsere Ergebnisse die Entwicklung
maßgeschneiderter Therapien unterstützen," bewertet Dr. Holger
Prokisch, Leiter der Arbeitsgruppe für Mitochondriale Erkrankungen am
Helmholtz Zentrum München (HHZM) und der TU Münnchen, die
Forschungsergebnisse. MA 12.01.10, Quelle: Single cell expression profiling of dopaminergic
neurons combined with association analysis identifies pyridoxal kinase
as Parkinson's disease gene" Elstner et.al., Annals of Neurology, DOI: 10.1002/ana.21780; Helmholtz Zentrum München
 
 
 
 
 
 
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