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Alkohol bis zum Abwinken: Viele Jugendliche trinken mindestens fünf Gläser Bier, Schnaps oder Mixgetränke direkt hintereinander (Foto: DAK/Wigger)
> Alkoholkonsum Jugendlicher: Trinken bis zum Vollrausch

Deutschland gehört mit einem
jährlichen Pro-Kopf Verbrauch von über 10 Litern Reinalkohol im Jahr zu
den Hochkonsumländern der Welt. Na klar: Alkohol zu trinken, ist ein
fester Bestandteil unserer Kultur. Aber: Dabei werden selbst
Alkoholexzesse gerne toleriert. Dass die Vorbilder von Eltern und
älteren Geschwischter nicht ohne Folgen bleiben, zeigt eine Studie zum
Alkohl(miß)gebrauch von Kindern und Jugendlichen. Demnach bleibt der
Anteil alkoholabhängiger Kinder und Jugendlicher zwar sehr gering, doch
der risikoreiche Umgang mit Alkohol, der bis zum Rauschtrinken geht,
nimmt zu. Und: Das Einstiegsalter für den ersten Alkoholkonsum sinkt.
Alkohol bis zum Abwinken: Viele Jugendliche trinken mindestens fünf
Gläser Bier, Schnaps oder Mixgetränke direkt hintereinander. An diesem
sogenannten Rauschtrinken beteiligen sich nach einer neuen DAK-Studie
43 Prozent der Schüler mindestens einmal monatlich. Ein Drittel dieser
Schüler stürzt sogar dreimal oder öfter im Monat ab. Bei den
15-Jährigen bekennt sich jeder zweite zum Rauschtrinken, obwohl diese
Altersgruppe laut Jugendschutzgesetz noch gar keinen Alkohol
konsumieren dürfte. Ab 16 Jahren steigt der Anteil der „Rauschtrinker“
auf mehr als 60 Prozent. Laut Studie haben fast zwei Drittel aller Schüler zwischen zehn und 18
Jahren schon Alkohol getrunken. Das Einstiegsalter liegt häufig bei
zwölf Jahren. Bis zum 13. Lebensjahr haben mehr als die Hälfte der
Jungen und Mädchen schon einmal Alkohol getrunken. 37 Prozent aller
Befragten greifen mindestens einmal pro Woche zu Bier oder Wein.
Während die Mädchen meistens Mixgetränke wählen, greifen die Jungen
öfters zum Bier. Zehn Prozent der zwölfjährigen Jungen geben an, dass
sie bereits wöchentlich trinken. „Über den Alkoholmissbrauch von Kindern und Jugendlichen wird oft nur
berichtet, wenn Komasäufer im Krankenhaus landen“, erklärt Dr.
Cornelius Erbe, Leiter des DAK-Geschäftsbereiches Produktmanagement.
„Die aktuellen Ergebnisse zeigen, dass Alkohol schon bei vielen jungen
Schülern zum Alltag gehört.“ Die Schule sei deshalb neben der Familie
der beste Ort, um mit einer frühzeitigen Suchtprävention zu beginnen.
Ziel sei die Alkoholabstinenz bei den unter 16-Jährigen. Bei den
älteren Jugendlichen gehe es vor allem um den bewussten und
selbstbestimmten Umgang mit Alkohol. Je nach Schulform unterscheidet sich der Alkoholkonsum. An Haupt-,
Real- und Regionalen Schulen gibt jeder vierte Schüler an, regelmäßig
zu trinken. Bei den Gymnasiasten ist es jeder Dritte. „Ein Risikofaktor
dafür ist offenbar der erlebte Schulstress“, erklärt Silke Rupprecht
von der Leuphana Universität Lüneburg. An Gymnasien geben 46 Prozent
der regelmäßigen Alkoholkonsumenten an, dass sie unter einem „hohen
Leistungsdruck“ stehen. Bei den anderen Schulformen bestehe dieser
Zusammenhang nicht. Auch andere Schulvariablen beeinflussen das
Konsumverhalten: Jungen und Mädchen, die mit ihren eigenen
Schulleistungen unzufrieden sind oder keine Lust auf Schule haben,
trinken deutlich öfter Alkohol. Die Folgen sollten einem sehr zu denken geben: Die Zahl der
Jugendlichen, die mit akuter Alkoholintoxikation im Krankenhaus
eingeliefert werden mussten, ist seit 2000 besorgniserregend
angestiegen. 2008 wurden nach Zahlen des Statistischen Bundesamtes
25.700 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 10 und 20
Jahren aufgrund akuten Alkoholmissbrauchs stationär behandelt. Das sind
170 Prozent mehr als noch im Jahr 2000. Ergebnisse im der Studie Detail: Ab welchem Alter wird Alkohol probiert? Fast zwei Drittel aller befragten Schüler im Alter von 10 bis 18 Jahren
geben an, Alkohol schon einmal probiert zu haben, gegenüber 35 Prozent,
die bisher abstinent sind. Die Rate der Schüler ohne Alkoholerfahrung
sinkt erwartungsgemäß mit zunehmendem Alter, am deutlichsten von 65,6
Prozent der Schülerinnen und Schüler, die im Alter von 12 Jahren
angeben, noch nie Alkohol getrunken zu haben, auf 39,7 Prozent der
13-Jährigen. Das Durchschnittsalter des Erstkonsums liegt bei 15,6
Jahren. Es konnten keine markanten Geschlechtsunterschiede gefunden
werden: Mädchen sind im Vergleich zu den Jungen bis zum 12. Lebensjahr
zwar häufiger abstinent; ab dem 13. Lebensjahr unterscheiden sich die
Geschlechter hingegen kaum. Wie viele Schüler trinken wöchentlich Alkohol? Als regelmäßig Alkohol konsumierend gilt, wer mindestens eine Einheit
Alkohol pro Woche zu sich nimmt (z.B. ein Glas Wein, eine Flasche
Bier). 36,6 Prozent aller Schüler trinken demzufolge bereits regelmäßig
Bier, Schnaps, Wein oder Mixgetränke. Bis zum 12. Lebensjahr nehmen nur
wenige Schüler regelmäßig Alkohol zu sich. Allerdings geben auch hier
bereits 10 Prozent der zwölfjährigen Jungen an, wöchentlich zu trinken.
Zwischen dem 13. und 15. Lebensjahr nimmt der regelmäßige Alkoholkonsum
stetig zu, wobei der Anteil der Jungen etwas höher ist als der der
Mädchen. Bei den 15-Jährigen, die gemäß Jugendschutzgesetz noch gar keinen
Alkohol konsumieren dürften, geben bereits 35 Prozent der Mädchen und
44 Prozent der Jungen an, wöchentlich alkoholische Getränke zu sich zu
nehmen. Zwischen dem 16. und 18. Lebensjahr steigt der Anteil
regelmäßiger Konsumenten kaum weiter an: Jungen mit etwa 70 Prozent
regelmäßigen Alkoholkonsumenten verweilen dabei auf einem deutlich
höheren Niveau als Mädchen mit etwa 46 Prozent.

Welche alkoholischen Getränke werden am häufigsten konsumiert? Mädchen greifen am häufigsten zu Mixgetränken: Ein Viertel der Mädchen
gibt an, wöchentlich Spirituosen gemischt mit nicht-alkoholischen
Getränken zu konsumieren. Die Jungen trinken jedoch häufiger Bier als
Mixgetränke. 36,2 Prozent konsumieren wöchentlich mindestens eine
Flasche Bier und 29,3 Prozent ein Mixgetränk.

Wie häufig trinken Schülerinnen und Schüler fünf oder mehr Gläser direkt hintereinander? Längsschnittstudien haben für die westlichen In-dustrieländer einen
Trend im Alkoholkonsum von Jugendlichen beobachtet: Während der
regelmäßige Alkoholkonsum insgesamt etwas zurückgeht, steigt der Anteil
derjenigen, die zu bestimmten Anlässen größere Mengen Alkohol
konsumieren, um einen Rausch zu erzeugen (WHO 2001, BZgA 2008). Dabei
werden mindestens fünf Gläser oder Flaschen Alkohol direkt
hintereinander getrunken. 42,6 Prozent der Schülerinnen und Schüler
zwischen 10 und 18 Jahren haben im vergangenen Monat Rauschtrinken
mindestens einmal praktiziert - jeder dritte Rauschtrinker sogar
dreimal oder öfter (14,6 Prozent aller Schüler). Es geben also mehr
Schüler an, im letzten Monat einmal oder häufiger viel getrunken zu
haben als regelmäßig geringere Mengen von Alkohol. Bis zum 15. Lebensjahr gibt es kaum Geschlechtsunterschiede, danach
steigt der Anteil der Mädchen etwas langsamer an. Trotzdem praktiziert
in diesem Alter schon jede und jeder zweite monatlich Rauschtrinken. 30
Prozent der Schüler, die mindestens einmal Rauschtrinken im Monat
praktizieren, trinken jedoch nicht regelmäßig Alkohol. Hingegen ist die
Gruppe derer, die zwar regelmäßig trinken, aber im letzten Monat nie
fünf Gläser Alkohol direkt hintereinander getrunken haben, mit 11,3
Prozent deutlich kleiner. Insgesamt gibt es deutliche Zusammenhänge
zwischen den beiden Verhaltensweisen. Die Schüler, die Rauschtrinken
praktizieren, geben mit großer Mehrheit auch an, wöchentlich Alkohol zu
konsumieren: Über 70 Prozent der Rauschtrinker nehmen regelmäßig
Alkohol zu sich. WANC 11.10.10, Quelle: Alkohol-Studie, DAK

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