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Depression wird sich im 21. Jahrhundert auch zu einer Männerkrankheit entwickeln (Foto: TK)
> Bündnis gegen Depressionen
Depression sind keine Lapalie.
Depressionen sind eine ernsthafte Erkrankung. Aber auch eine, die oft
verkannt und nicht erkannt wird. Und eine, unter der zunehmend mehr
Männer leider. Um die Aufklärung in der Öffentlichkeit und eine
verbesserte Versorgung Betroffener zu erreichen, wurde das Bündnis
gegen Depression e. V. gegründet. Das Bündnis hat eine spezielle
Arbeitsgruppe für Männerdepression eingerichtet.
Depression ist eine ernsthafte Erkrankung, die Betroffene und
Außenstehende häufig unterschätzen. Wird sie erst spät erkannt, führt
sie zu unnötigem Leiden, im schlimmsten Fall zu Suizid. „Hausärzte
erkennen die Depression oft nicht, weil die Patientinnen und Patienten
zunächst über körperliche Beschwerden klagen. Das heißt, die depressive
Störung ist quasi hinter den damit verbundenen körperlichen Symptomen
versteckt“, erklärt Prof. Dr. Mathias Berger, Direktor der Klinik für
Psychiatrie und Psychotherapie. Depression wird sich im 21. Jahrhundert auch zu einer Männerkrankheit
entwickeln. Das behaupten Forscher der Emory University. Nach dem
heutigen Stand der Forschung erkranken Männer noch seltener an einer
Depression als Frauen, beenden ihr Leben jedoch doppelt so oft durch
Suizid. Hinzu kommt, dass diese Krankheit bei Männern selbst von
Fachleuten schlechter erkannt wird. Der Wandel der traditionellen Rollenbilder in Wirtschaft und
Sozialleben werde vielen Männern zum Problem, da er Wurzeln des
männlichen Selbstwerts angreife. "Bisher hatten Frauen ein doppelt so
hohes Depressions-Risiko als Männer. In westlichen Industrieländern
dürfte sich das zu Ungunsten der Männer ändern", so Studienleiter
Boadie Dunlop. Normen der Vergangenheit, die Männern früher Sicherheit gaben, bröckeln
bereits ab und werden künftig verschwinden, so die Forscher. Dazu
gehört etwa die Rolle des Mannes als Ernährer und Beschützer der
Familie. Männern falle es oft schwer, die Rolle des Haupterziehers zu
übernehmen. "Viele fühlen sich gescheitert und schlittern in
Depressionen und Ehekrisen", erklärt Dunlop. Positiv verbuchen die Forscher, dass die Aufmerksamkeit über mentale
Gesundheit zunimmt. Prominente Männer reden erstmals offen über ihre
Depression und die gesellschaftliche Erwartung an Männer nimmt ab, sich
stets stark und gelassen geben zu müssen und Gefühle zu verstecken.
"Ärzte sollten sich über diese Veränderungen im Leben bewusst sein und
gemeinsam mit den Patienten erkunden, welche Folgen das mit sich bringt
und welche Interventionen helfen", so Dunlop. Wie wenig vorbereitet Männer für das Thema Depressionen sind, zeigt
eine Umfrage der Schweizer Selo-Stiftung. Nur jeder dritte Mann würde
mit anderen über seine Depression sprechen - bei Frauen ist es jede
Zweite. Männer glauben viel häufiger, dass Depression ein
gesellschaftliches Tabu ist. Jeder Zwölfte würde sie sogar gänzlich
verschweigen, was doppelt so häufig ist wie bei Frauen. Männer sind
auch weniger gut über die Krankheit informiert und geben seltener an,
Menschen mit Depression zu kennen. Um Informationen über Depressionen zu verbessern und die Vorbehalte
abzubauen, wurde das Freiburger Bündnis gegen Depression e. V.
gegründet, das die Arbeitsgruppe „Männerdepression“ eingerichtet aht.
Damit sollen Männer über die Erkrankung, deren Behandlung und
bestehende Hilfsmöglichkeiten aufgeklärt werden. In Deutschland leiden
rund 1,5 Millionen Männer an Depressionen. Jeder achte Mann erleidet
mindestens einmal in seinem Leben eine behandlungsbedürftige Depression. 09.03.2011/ British Journal of Psychiatry, Bündnis gegen Depression
 
 
 
 
 
 
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