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Psychische Probleme bleiben beim Arzt auf unentdeckt (Foto: Stock photo)
> Psychisch krank? Unentdecktes Leid.
Bei psychischen Problemen hapert es an
Diagnose und Therapie. Denn viele Erkrankungen werden nicht erkannt.
Das liegt zum einen an der mangelnden Bereitschaft der Patienten, sich
zu offenbaren. Aber offensichtlich auch an der mangelnden Qualifikation
der Ärzte.
21 Prozent der deutschen Bevölkerung hat in den vergangenen zwölf
Monaten wegen psychischer Probleme einen Arzt oder Psychotherapeuten
aufgesucht. Die Ursachen lagen laut einer Studie meist in einer
Kombination aus beruflichen und privaten Problemen. Grundsätzlich ist der Hausarzt für 87 Prozent der Patienten der erste
Ansprechpartner und damit die wichtigste Vertrauensperson im deutschen
Gesundheitssystem - auch bei psychischen Beschwerden. Ungefähr zwei
Drittel (66 Prozent) konsultieren sogar ausschließlich ihren Hausarzt. Aber nur bei 8,4 Prozent der Patienten, die wegen psychischer
Beschwerden ihren Hausarzt aufsuchten, wurde eine psychische Erkrankung
auch diagnostiziert. Wandten sie sich dagegen an einen Spezialisten,
berichtete mehr als die Hälfte der Patienten (52,6 Prozent) von einer
entsprechenden Diagnose. Dies ist ein möglicher Hinweis darauf, dass in
der hausärztlichen Praxis psychische Erkrankungen oft unentdeckt
bleiben. Für diese desolate Situation gibt es anscheinend zwei Hauptgründe. Ein
Grund dafür scheint in der mangelnden Offenheit der Patienten zu
liegen: Nur die Hälfte thematisiert ihre psychischen Beschwerden im
Gespräch mit ihrem Hausarzt. Jeder achte Patient mit psychischen
Beschwerden bemängelt, „dass psychische Probleme nicht ausreichend zur
Sprache kamen". Die deutliche Mehrheit davon (68 Prozent) gab an, dass
dies an ihrem mangelnden Mut gelegen habe. Dass es in den Praxen der Hausärzte aber auch an der Diagnose und
Therapie mangelt, belegen die Aussagen der Patienten. Denn gerade die
"weniger Mutigen" in der Befragung angaben, mit der ärztlichen
Versorgung unzufrieden zu sein. Nach ihrer Meinung sei der Arzt mit
"seinem Latein am Ende" (30 Prozent) gewesen. Angesichts dieser
Enttäuschung neigt diese Gruppe zum Arztwechsel (42 Prozent). „Wir brauchen sowohl eine bessere Identifikation psychischer
Erkrankungen als auch eine besser abgestimmte Behandlung psychisch
Kranker. Um das zu erreichen, sind das aktive Nachfragen nach
psychischen Beschwerden durch den Arzt und die systematische Diagnostik
psychischer Störungen in der Primärversorgung wichtige Ansatzpunkte",
interpretiert Timo Harfst von der Bundespsychotherapeutenkammer die
Ergebnisse des Gesundheitsmonitors der Bertelsmann Stiftung. WANC 07.05.09/Quelle: Gesundheitsmonitor, Bertelsmann Stiftung
 
 
 
 
 
 
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