Jeder 7. Fehltag psychisch bedingt

Während die Fehlzeiten aus Krankheitsgründen insgesamt zurückgehen, nimmt die Dauer der Krankschreibungen zu. Besonders häufig werden psychische Probleme als Grund genannt . Und gerade Erwerbslose sind davon betroffen: etwa dreimal so häufig wie Erwerbstätige.

Die Berichte zur Gesundheit der Beschäftigten in Deutschland vermelden zurzeit rückläufige Krankenstände. Die Annahme: Aus Angst, den Arbeitsplatz zu verlieren, würden sich immer weniger Menschen krankschreiben lassen, so dass der Krankenstand einen historischen Tiefpunkt erreicht hat.

Die Techniker Krankenkasse (TK) hat in ihrem Gesundheitsreport ermittelt, dass trotz insgesamt sinkender Krankenstände die Krankschreibungen aufgrund psychischer Störungen in den letzten fünf Jahren um 20 Prozent zugenommen haben. Die Krankenstandsdaten zeigen, dass im vergangenen Jahr bereits jeder siebente Fehltag auf eine psychische Erkrankung entfiel.

"Die Arbeitswelt hat sich in den letzten Jahren sehr verändert. Immer weniger Menschen haben eine körperlich belastende Arbeit, jeder zweite Beschäftigte hat mittlerweile einen PC-Arbeitsplatz. Das zeigt sich auch bei den Krankschreibungen. So zeigt sich beispielsweise bei den Fehltagen aufgrund von Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems für die letzten fünf Jahre ein Rückgang von zehn Prozent", erklärt Dr. Jens Finnern, Leiter des Gesundheitsmanagements der TK.

Gegen diesen Trend entwickeln sich psychisch bedingte Krankheiten. Hier gab es seit dem Jahr 2000 Zuwachsraten von 20 Prozent. Im vergangenen Jahr war jede Erwerbsperson in Deutschland statistisch gesehen gut anderthalb Tage aufgrund einer psychischen Störung krankgeschrieben. Besonders betroffen ist dabei die Gruppe der Arbeitslosen. Sie sind mehr als dreimal so häufig von psychischen Erkankungen betroffen wie die berufstätigen Versicherten. 28 Prozent aller Fehltage entfallen in der Gruppe der Arbeitslosen auf Krankheiten mit psychischbedingten Ursachen.
  
Wenn man die einzelnen Personengruppen genauer betrachtet, zeigt sich, dass der Anstieg bei den Fehltagen mit psychischen Störungen zu mehr als zwei Dritteln aus der überproportionalen Zunahme entsprechender Krankschreibungen in der Gruppe der Arbeitslosen resultiert. "Das bedeutet, dass Angebote zur Gesundheitsförderung sich nicht nur der zunehmenden Belastung am Arbeitsplatz, sondern sich auch gezielt der Probleme der Arbeitslosen widmen müssen", so der TK-Experte.
  
Der allgemeine Krankenstand der 2,7 Millionen bei der TK versicherten Erwerbspersonen lag im Jahr 2004 bei 3,06 Prozent und ist damit im Vergleich zum Vorjahr (3,18 Prozent) leicht gesunken. Jede Erwerbsperson war damit durchschnittlich 11,17 Tage krankgeschrieben - einen halben Tag weniger als noch im Jahr zuvor. Die durchschnittliche Dauer der Krankschreibungen ist dagegen gestiegen: Mit 13,1 Tagen waren die Erwerbspersonen im vergangenen Jahr im Krankheitsfall im Schnitt einen halben Tag länger arbeitsunfähig als im Jahr 2003.

WANC 06.04.05





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/06_04_fehltage_psyche.php
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