Psychische Gesundheit: Weltweit dramatisch vernachlässigt

Die Gesundheit der Psyche wird in der
ganzen Welt medizinisch nur mangelhaft betreut. In vielen Ländern
erhalten Betroffene überhaupt keine Therapie. Besonders kritisch ist
die Lage in der dritten Welt.



Erkrankungen des Geistes machen bis zu 14 Prozent der weltweiten
Erkrankungen – mehr als Krebs oder Herzerkrankungen. Vor allem in den
Entwicklungsländern werden psychisch Kranke vernachlässigt. Jährlich
begehen vor allem in ärmeren Ländern bis zu 800.000 Menschen
Selbstmord. Mehr als vier von fünf Betroffenen leben in Ländern mit
einem niedrigen oder mittleren Durchschnittseinkommen. Trotzdem
erhalten rund 90 Prozent der Betroffenen in der dritten Welt keine
medizinische Versorgung. In extremen Fällen werden sie an Bäume
gefesselt oder in Käfigen eingesperrt.




Gesundheitsbehörden fordern in der US-Fachzeitschrift The Lancet neue
Strategien und mehr Mittel für die Behandlung von psychisch Kranken in
den Entwicklungsländern. Da immer mehr Menschen aufgrund von Kriegen,
Armut und Krankheit unter psychischen Problemen leiden, würden diese
Länder sonst weiter benachteiligt. Nirmala Srinivasan, der Leiter von
Action For Mental Illness sagt, dass beispielsweise in Indien nur
sieben bis acht Prozent der 40 bis 50 Millionen Betroffenen eine
entsprechende Behandlung erhielten. Schizophrenie, Depressionen,
Zwangsneurosen und Angstzustände blieben vielfach unbehandelt.



In großen brasilianischen Städten betteln psychisch Kranke immer wieder
auf den Straßen und schlafen unter Straßenüberführungen. In den armen
Landgemeinden versuchen die Menschen so gut wie möglich für ihre
kranken Verwandten zu sorgen. Vielfach können sie jedoch weder die
Medikamente noch die erforderliche Behandlung bezahlen.



In vielen Ländern wird eine Geisteskrankheit als Stigma angesehen. In
Sambia beispielsweise wird sie als Anzeichen für Hexerei oder
Besessenheit durch den Teufel angesehen. Kranke entscheiden sich daher
nur sehr zögernd für eine Behandlung.



Die aktuelle Studie betont jedoch auch, welche Auswirkungen die
geistige Gesundheit auf andere Bereiche der Gesundheit hat. Eine
schlechte psychische Verfassung mache anfälliger für andere
Gesundheitsprobleme. Zusätzlich sei die Wahrscheinlichkeit einer guten
Versorgung, der sozialen Unterstützung und einer entsprechenden
Behandlung geringer. Den Betroffenen nahe stehende Menschen leiden
ebenfalls immer wieder. Es gibt Berichte aus Indien und Pakistan, dass
die Kinder von depressiven Müttern eher an Unterernährung leiden.



Viele ärmere Länder stehen oft vor einer schweren Entscheidung, wenn es
gilt mit sehr eingeschränkten Mitteln psychisch Kranke zu behandeln.
Zahlreiche Experten argumentieren jedoch, dass eine grundsätzliche
Versorgung bereits mit geringen Kosten und vergleichsweise wenig
Aufwand gewährleistet werden kann.



WANC 05.09.07





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/05_09_weltpsyche.php
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