Streitendes Paar
Zorn macht krank: Er wirkt sich negativ auf Lunge, Herz und Magen aus (Foto: TK)
> Wer oft wütend ist, riskiert seine Lunge

Zorn lässt die Lungenfunktion
schlechter werden. Wissenschaftler vermuten, dass der durch Wut
hervorgerufene Stress das körpereigene Immunsystem
beeinträchtigt und so Erkrankungen Vorschub leistet. Bisher war
der Zusammenhang zwischen Wut und Stress nur für Herz- und
Magenerkrankungen sowie Asthma und chronische Bronchienerkrankungen
bekannt.


Ein Wissenschaftsteam der Harvard
Medical School hat nachweisen können, dass zwischen der
emotionalen Verfassung und der Funktion der Lungen ein Zusammenhang
besteht. Mit dem Fortschreiten der Jahre verschlechtert sich die
Lungenfunktion zwar automatisch. Die Forscher entdeckten jedoch, dass
es mit dem Zustand der Lungen von Menschen, die sich oft aufregen und
viele feindselige Gefühle hegen, noch viel schneller bergab
geht.



Die Wissenschaftler beobachten eine
Gruppe von 670 Militärveteranen im Alter zwischen 45 und 82
Jahren. Bereits im Jahre 1986 hatten diese Männer eine Reihe von
Fragenbögen über ihre mentale Verfassung ausgefüllt.
Anhand eines speziellen Punktesystems (Cook-Medley-Scale), konnten
die Forscher das Maß an Zorn und Stress der Probanden
bestimmen. Darüber hinaus wurden die Männer einem
Lungenfunktionstest unterzogen, mit dem die Menge an Luft gemessen
wurde, die sie auf einmal ausatmen konnten. In den acht folgenden
Jahren wurde die Lungenfunktion der Veteranen noch dreimal
untersucht.



In diesen Untersuchungen zeigte sich
eindeutig eine Verbindung zwischen Zorn und Lungenkapazität. Bei
den Männern, die in den acht Jahren mehr feindselige Gefühle
entwickelt hatten, verschlechterte sich die Lungenfunktion schneller
als bei den Männern, dessen Verfassung sich nicht änderte
oder positiver wurde. Den Forschern zufolge könnte dies darauf
hinweisen, dass der durch Wut hervorgerufene Stress das körpereigene
Immunsystem beeinträchtigt, wodurch Krankheiten die Chance
bekommen, sich zu entwickeln. Die Tatsache, dass frühere Studien
ausgewiesen haben, dass Gefühle wie Stress und Wut unter anderem
einen Herzstillstand, Asthma, COPD und Magenerkrankungen bewirken
können, bekräftigt diese Schlussfolgerung.



Übrigens ist noch nicht
aufgeklärt, ob die Studienergebnisse auf die Bevölkerung im
Allgemeinen anwendbar sind. Die Studie sei nicht repräsentativ
für die ganze Bevölkerung, weil nur ältere, weiße
Männer aus einer niedrigeren sozialökonomischen Klasse
teilgenommen haben. Darüber hinaus sei es noch nicht klar, ob
zwischen emotionaler Verfassung und dem Funktionieren der Lungen eine
direkte, ursächliche Verbindung besteht, oder ob daran noch ein
dritter, unbekannter Faktor beteiligt ist.



"Im Gegensatz zum Zusammenhang
zwischen Wut und koronare Ereignisse, habe ich auf dem ersten Blick
Mühe zu verstehen, warum zwischen Wut und Lungenfunktion ein
Zusammenhang bestehen sollte", zeigt sich Erich Russi der Klinik
für Pneumologie des Universitätsspitals Zürich
skeptisch. "In der Praxis ist es auf jeden Fall nicht geläufig,
dass Wut die Lungenfunktion beeinflusst."



WANC 04.09.0/pte

 
 
 
 
 
 
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