Alkoholiker: Kaum professionelle Behandlung

In Deutschland trinken mehr als
10 Millionen Menschen Alkohol in gesundheitlich riskanten
Mengen. Etwa 2 Millionen gelten als abhängig. Trotz dieser
alarmierenden Zahlen zeigen Studien: Weniger als 10 Prozent der
alkoholkranken Menschen gelangen in professionelle suchtmedizinische
Behandlung.


Die Entwicklung einer Abhängigkeit
frühzeitig zu erkennen, fällt häufig dem Hausarzt zu.
Hausärzte trauen sich aus Unsicherheit oft nicht, die richtigen
Fragen zu stellen. Viele Patienten wehren das Gespräch darüber
ab, weil sie es als stigmatisierend empfinden. Betroffene machen oft
falsche Angaben zu ihrem Trinkverhalten. Doch Laborwerte lassen sich
zumindest nicht lange leugnen: Biologische Marker geben dem Hausarzt
Aufschluss über die Alkoholmengen, die ein Patient zu sich
nimmt.



„Dennoch sollte der behandelnde Arzt
vermeiden, seine Patienten mit Laborwerten konfrontativ zu
überführen“, warnt Professor Dr. med. Claudia Spies, von
der Klinik für Anästhesiologie und operative
Intensivmedizin, Charité-Universitätsmedzin Berlin. Ein
offenes direktes Gespräch biete hier einen vorsichtigeren Zugang
zum Alkoholproblem. Zugleich bringe es den Betroffenen dazu, sich
selbst wirklichkeitsnäher einzuschätzen. Dazu dienten auch
standardisierte Fragebögen.



Spies verriet, dass besonders alle
stationär aufgenommenen Patienten nach einem riskanten
Alkoholkonsum befragt werden müssten, da ein Fünftel von
ihnen eine Alkoholkrankheit aufweise. Aber auch alle ambulanten
Patienten schätzten ein offenes Gespräch mit ihrem Hausarzt
über ihr Trinkverhalten. Ein Patient mit einer nachgewiesenen
Alkoholkrankheit sollte motiviert werden, über sein Verhalten
nachzudenken. Warnt Spies: „Der Arzt sollte auf keinen Fall Fragen
und Antworten werten, er sollte reflektiert zuhören, positive
Rückmeldungen geben und regelmäßig das Gespräch
zusammenfassen.“



Im Rahmen der medizinischen
Erstversorgung können Hausärzte bei entsprechender
Motivation des Patienten, sich in eine begleitende interdisziplinäre
Behandlung zu begeben, sogenannte „Anticraving Substanzen“
einsetzen. Sie sollen das Verlangen nach dem Suchtstoff verringern
und so dem Patienten helfen, abstinent zu bleiben. Studien haben
gezeigt, dass bestimmte Substanzen die Abstinenzrate verdoppeln.



WANC 03.04.08 Quelle: 114. Internistenkongress,
Wiesbaden





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/03_04_alkoholprobleme.php
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