Mobilfunk: Erhöhter Gehirn-Stoffwechsel durch Antenne

Angesichts der Allgegenwart der
Mobiltelefone sucht die Forschung fieberhaft nach möglichen Risiken der
Geräte für den Menschen. Einen weiteren Beitrag in der sehr kontrovers
geführten Diskussion liefern nun Forscher des National Institutes of
Health. Sie zeigten, dass die Gehirnregionen unmittelbar an der
Handyantenne allein durch deren elektromagnetisches Feld aktiver sind
als üblich.
Für die Studie wurden 47 Versuchspersonen untersucht. An zwei
verschiedenen Tagen hielt man ihnen für 50 Minuten zwei Handys jeweils
neben das linke und rechte Ohr. Die Geräte waren dabei ausgeschaltet
mit Ausnahme von einem Durchgang, bei dem ein Handy unbemerkt und
lautlos in Betrieb war. Effekte, die die reine Erwartungshaltung oder
die Nähe des Geräts auslösen könnten, schloss man somit aus. Während bisherige Studien meist nur den Blutfluss im Gehirn erhoben,
der nur indirekte Auskunft über dessen Aktivität liefert, kam nun ein
Positronen-Emissions-Tomograph (PET) zum Einsatz. Diese Methode bildet
die Verteilung einer injizierten schwach radioaktiv markierten
Glukoselösung dar, wodurch der Energieverbrauch direkt über
biochemische und physiologische Funktionen ersichtlich wird. Dabei zeigten sich deutliche Veränderungen in den Gehirnregionen nahe
der aktiven Handyantenne - nämlich im vorderen Schläfenlappen sowie im
orbito-frontalen Kortex. Hier war die Stoffwechselrate um
durchschnittlich sieben Prozent erhöht, zudem stimmten die Änderungen
mit den geschätzten Veränderungen der elektromagnetischen Feldstärke
der aktiven Antennen überein. Was bedeutet ist nicht klar. Denn die genauen Mechanismen sind noch
ungeklärt, ebenso die Bedeutung für die Gesundheit. Die Forscher um
Nora D. Volkow wollen aus ihren Ergebnissen noch keine Rückschlüsse
über Schädlichkeit oder Unbedenklichkeit von Handystrahlen ziehen und
fordern noch detailliertere Untersuchungen mit ihrer Methode. Auch Gregor Wagner vom Forum Mobilkommunikation fordert weitere
Untersuchungen, um eindeutige Ergebnisse zu erhalten. Als Sprecher des
Forums, das die Mobilfunkbetreiber vertritt, hält er sich an die
Position der Weltgesundheits-Organisation (WHO): „In ihren Factsheets
Nummer 304 und 193 zum Thema stellt die WHO fest, dass von einer
gesundheitlichen Gefährdung durch Handynutzung bei Einhaltung der
entsprechenden Grenzwerte nicht ausgegangen werden kann." Doch diese Einschätzungen sind umstritten. Selbst die WHO kommt laut
einer Langzeitstudie zu anderen Einschätzungen. Sie konstatiert ein
signifikant erhöhtes Risiko für verschiedene Hirntumore im Zusammenhang
mit einer Handynutzung von zehn oder mehr Jahren. Für die Untersuchung
wurden vier Jahre lang rund 12.800 Menschen in 13 Ländern nach ihren
Handynutzungsgewohnheiten befragt. Darunter befanden sich sowohl
Tumorpatienten als auch gesunde Nutzer. Dagegen stehen natürlich viele andere Studien, die die Unbedenklichkeit
des Mobiltelefonierens beweisen wollen. Doch viele dieser Studien
wurden von Mobilfunkbetreibern finanziert. So bleibt die Verwirrung
hoch. Zumindest in einem scheint es aber eindeutige Belege zu geben:
Vieltelefonierer mit dem Handy erhöhen ihr Risiko einer
Krebserkrankung. Kinder sind besonders gefährdet. 02.03.2011/ JAMA. 2011;305(8):808-813. doi: 10.1001/jama.2011.186; pte





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/02_03_mobilfunk.php
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