Nur nicht alt werden, sondern fit bleiben: Die Gabe von Hormonen hat aber seine Tücken (Foto: Rainer Sturm/pixelio.de)
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Anti-Aging durch Testosteron: Mehr Risiken als Vorteile
Alt werden? Nein danke. Zumindest darf man es nicht sehen. Und möglichst auch nicht fühlen. So denken inzwischen Frauen und Männer gleichermaßen. Und weil Altern auch etwas mit nachlassender Hormonproduktion zu tun hat, liegt nichts ferner, als im männlichen Geschlechtshormon Testosteron ein Mittel gegen das Altern zu sehen. Also geben Ärzte ihren alten Patienten Testosteron, nicht nur, um die Potenz zu stärken, sondern auch um Knochen und Muskeln zu erhalten und für eine ausgeglichene Psyche zu sorgen. Doch eine Testosterontherapie ist mit erheblichen Risiken verbunden, warnen Altersmediziner.
Professor Cornelius Bollheimer vom Institut für Biomedizin des Alterns an der Universität Erlangen-Nürnberg beschreibt das Altern: Die Produktion des Hormons Testosteron in den Hoden lässt nach, bei einigen früher, bei anderen in geringerem Maße. Bei manchen führt das zu einem Verlust an Libido und einem Ausbleiben von Erektionen. Im schlimmsten Fall verlieren die betroffenen Männer sogar die Fähigkeit zum Geschlechtsverkehr. Bollheimer nennt die Diagnose Late-onset-Hypogonadismus für einen Testosteronmangel im Alter. Allerdings müssen dazu alle diese Symptome vorhanden und die Testosteronwerte unter eine bestimmte Grenze gefallen sein.
Eine vor zwei Jahren durchgeführte Studie hat ergeben, dass diese Diagnose vor Ärzten gar nicht so häufig gestellt wird. Nur etwa einer von 20 Männern leidet im Alter infolge eines Testosteronmangels unter sexueller Lustlosigkeit und Potenzmangel. Wie die European Male Aging Study an über 3300 Männern aus acht europäischen Ländern gezeigt hat, gehören die im Alter nachlassenden körperlichen Kräfte und psychische Beschwerden wie Antriebsarmut oder Depressionen nicht zu den Folgen eines Testosteronmangels. Vielmehr sehen Experten im Late-onset-Hypogonadismus keine allgemeine Erscheinung des Alterns, sondern vielmehr um ein sexualmedizinisches Syndrom.
Ob Testosteronmangel bei älteren Männern zu einer erhöhten Anfälligkeit auf Typ 2-Diabetes, den Vorstufen Metabolisches Syndrom und Herz-Kreislauf-Erkrankungen führt, hält Bollheimer für zumindest umstritten. Nicht bewiesen sei auf jeden Fall, dass niedrige Testosteronwerte das Sterberisiko erhöhen. Gescheitert seien Studien, in denen durch eine Testosteronbehandlung Alterserscheinungen wie den Abbau von Knochen oder Muskelmasse aufzuhalten. Bollheimer berichtet von der TOM-Studie (Testosterone in Older Men with Mobility Limitations), in der die Gabe von Testosteron zwar die Beinmuskeln in geringem Umfang stärkte. Der Preis dafür war hoch: Einer von sechs Patienten erlitt einen Herzinfarkt oder andere schwere Herz-Kreislauf-Störungen. Weil diese hohen Nebenwirkungen auftraten, wurde die Studie im übrigen abgebrochen.
Nicht nur wegen dieser Erfahrungen sei Zurückhaltung bei der Verordnung von Testosteronpflastern oder Gels bei älteren Männern geboten, meint Bollheimer. Denn es gebe auch weitere Risiken und Nebenwirkungen der Hormonpräparate. Dazu gehört eine Vergrößerung der Prostata, die auf die Harnröhren drücken kann. Testosteron könne durch die Vermehrung der roten Blutkörperchen auch die Fließfähigkeit des Blutes herabsetzen und dadurch Durchblutungsstörungen verursachen. Und im Zusammenhang mit Testosteron treten Depressionen und das Schlaf-Apnoe-Syndrom häufiger auf.
Berliner Ärzteblatt 28.11.2012/ Quelle: DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift 2012; 137(41): S. 2117-2122
Weitere Informationen:
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Professor Cornelius Bollheimer vom Institut für Biomedizin des Alterns an der Universität Erlangen-Nürnberg beschreibt das Altern: Die Produktion des Hormons Testosteron in den Hoden lässt nach, bei einigen früher, bei anderen in geringerem Maße. Bei manchen führt das zu einem Verlust an Libido und einem Ausbleiben von Erektionen. Im schlimmsten Fall verlieren die betroffenen Männer sogar die Fähigkeit zum Geschlechtsverkehr. Bollheimer nennt die Diagnose Late-onset-Hypogonadismus für einen Testosteronmangel im Alter. Allerdings müssen dazu alle diese Symptome vorhanden und die Testosteronwerte unter eine bestimmte Grenze gefallen sein.
Eine vor zwei Jahren durchgeführte Studie hat ergeben, dass diese Diagnose vor Ärzten gar nicht so häufig gestellt wird. Nur etwa einer von 20 Männern leidet im Alter infolge eines Testosteronmangels unter sexueller Lustlosigkeit und Potenzmangel. Wie die European Male Aging Study an über 3300 Männern aus acht europäischen Ländern gezeigt hat, gehören die im Alter nachlassenden körperlichen Kräfte und psychische Beschwerden wie Antriebsarmut oder Depressionen nicht zu den Folgen eines Testosteronmangels. Vielmehr sehen Experten im Late-onset-Hypogonadismus keine allgemeine Erscheinung des Alterns, sondern vielmehr um ein sexualmedizinisches Syndrom.
Ob Testosteronmangel bei älteren Männern zu einer erhöhten Anfälligkeit auf Typ 2-Diabetes, den Vorstufen Metabolisches Syndrom und Herz-Kreislauf-Erkrankungen führt, hält Bollheimer für zumindest umstritten. Nicht bewiesen sei auf jeden Fall, dass niedrige Testosteronwerte das Sterberisiko erhöhen. Gescheitert seien Studien, in denen durch eine Testosteronbehandlung Alterserscheinungen wie den Abbau von Knochen oder Muskelmasse aufzuhalten. Bollheimer berichtet von der TOM-Studie (Testosterone in Older Men with Mobility Limitations), in der die Gabe von Testosteron zwar die Beinmuskeln in geringem Umfang stärkte. Der Preis dafür war hoch: Einer von sechs Patienten erlitt einen Herzinfarkt oder andere schwere Herz-Kreislauf-Störungen. Weil diese hohen Nebenwirkungen auftraten, wurde die Studie im übrigen abgebrochen.
Nicht nur wegen dieser Erfahrungen sei Zurückhaltung bei der Verordnung von Testosteronpflastern oder Gels bei älteren Männern geboten, meint Bollheimer. Denn es gebe auch weitere Risiken und Nebenwirkungen der Hormonpräparate. Dazu gehört eine Vergrößerung der Prostata, die auf die Harnröhren drücken kann. Testosteron könne durch die Vermehrung der roten Blutkörperchen auch die Fließfähigkeit des Blutes herabsetzen und dadurch Durchblutungsstörungen verursachen. Und im Zusammenhang mit Testosteron treten Depressionen und das Schlaf-Apnoe-Syndrom häufiger auf.
Berliner Ärzteblatt 28.11.2012/ Quelle: DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift 2012; 137(41): S. 2117-2122
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