Problem beim Radfahren ist der Sattel: Zeit für die Auswahl nehmen (Foto: DAK)
> Impotent durch Radfahren?
Jedes Jahr zur Sommerzeit geistert sie wieder durch die Medien – die Meldung, dass Radfahren impotent macht. Wenn das wahr wäre, könnten Radfahrprofis ja keine Kinder bekommen. Aber dem ist nicht so. Allerdings gibt es durchaus Durchblutungsprobleme.

Radfahren kann impotent machen. Viel Radfahren fördert Erektionsstörungen. Radlern droht Unfruchtbarkeit. Es scheint so, als fördere der Sommer solche Horrormeldungen über das Radfahren. Denn jedes Jahr wieder im Juni/Juli tauchen derartige Sensationsberichte auf.

So wird davor gewarnt, dass regelmäßiges Radfahren bei Männern schwere Probleme im Genitalbereich verursachen könne. Das Spektrum der Beschwerden sei vielfältig und reiche von Hautproblemen am Gesäß über Taubheit der Genitalien bis hin zu Erektionsstörungen. Und da beim Radeln Hitze in der Beckengegend entstehe, drohe Radlern eine verringerte Spermienfunktion und Schäden an den Hoden mit der Gefahr der Unfruchtbarkeit. Besonders stark gefährdet sollen auch Mountainbiker sein, die sehr häufig Anomalien in der Region um den Hodensack entwickelten.

Als Quelle für diese Angstmeldungen wird gerne der US-amerikanische Urologe Irwin Goldstein zitiert. Aber auch deutsche Mediziner – z. B. aus Hamburg – verbreiten gerne solche Geschichten. Doch wenn das alles wahr wäre, dann dürften Radfahrprofis ja kaum Kinder zeugen. Ist aber nicht so. Der deutsche Radprofi Erik Zabel ist Vater eines Sohnes.

Das Morgenmazin im ARD bezeichnet die Vorstellung, Radfahren mache impotent, als eine der großen Sport-Irrtümer. In der Sendung sagte Ingo Froböse, Sporthochschule Köln: „Zeugungsunfähig auf keinen Fall. Auch Impotenz ist nicht korrekt. Die Durchblutungsfähigkeit wird eingeschränkt, aber nicht so dramatisch. Da ist etwas dran. Aber nur für eine bestimmte Zeit.“

Wie der Sportwissenschaftler feststellt, ist das Problem beim Radfahren der Sattel. Auf einer kleinen Fläche ruhen etwa 60 Prozent des Körpergewichtes. Passt der Sattel nicht zum Gesäß oder ist die Körperposition auf dem Rad nicht korrekt, dann komme es zwangsläufig zu hohen Druckbelastungen in der sensiblen Genitalregion. Insbesondere Nerven und Gefäße werden "gequetscht". Nicht selten treten dann sogar leichte Taubheitsgefühle auf. Aber hier gibt Froböse Entwarnung. Bereits fünf Minuten nach der Belastung sei alles wieder normal und das Blut fließe wieder ohne dass Nachwehen bleiben.



Eine besondere Bedeutung komme deshalb der Auswahl des richtigen Sattels zu. Der müsse exakt passen und deshalb sollten auch mehrere Sättel ausprobiert werden. Dabei sollten Frauen und Männer unterschiedliche Produkte einsetzen. Härter sei meist besser als zu weich. Wenn dies dann alles passe, dann treten Taubheiten erst gar nicht mehr auf. Froböse: „Der Sattel muss einfach passen. Lassen Sie sich also Zeit beim Sattelkauf.“

WANC 21.07.08

 
 
 
 
 
 
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