Prostatakrebs: Neue Hoffnung - Phyto-Östrogen aus Liliengewächs

Prostatakrebs lässt sich in frühen
Stadien gut behandeln. Doch später gibt es nur noch wenige
Therapiemöglichkeiten. Das könnte sich ändern. Ein pflanzliches
Östrogen (weibliches Geschlechtshormon) mit Namen Tectorigenin, das aus
der Wurzel eines Liliengewächses gewonnen wird, scheint die Ausbreitung
des Tumors zu unterbinden.
Prostatakrebs ist die häufigste Krebsart bei Männern in Deutschland und
in der westlichen Welt überhaupt. Dagegen spielt dieser Tumor in
asiatischen Ländern wie China, Japan und Indien nur eine untergeordnete
Rolle. "Die Ursache dafür liegt wahrscheinlich in der asiatisch
geprägten Ernährung mit viel pflanzlicher Kost anstatt tierischer
Eiweiße und Fette", erklärt Burfeind vom Institut für Humangenetik,
Universitätsklinikum Göttingen. "Experten vermuten, dass die
Krebs-vermeidenden Effekte der Nahrung in erster Linie auf
Pflanzeninhaltsstoffe mit schwach östrogenen Eigenschaften
zurückzuführen sind." Diese so genannten Isoflavone haben ähnliche
Eigenschaften wie das weibliche Geschlechtshormon Östrogen und werden
daher auch als "Phyto-Östrogene" bezeichnet. Das Prostatakarzinom wächst bei fast allen Patienten hormonabhängig.
Dabei stimuliert insbesondere das männliche Geschlechtshormon
Testosteron das Krebswachstum. Doch auch das weibliche Hormon Östrogen
wird in kleinen Mengen von den Hoden und im Fettgewebe produziert. Es
fungiert im männlichen Stoffwechsel und damit auch in der Prostata als
Gegenspieler des Testosterons und kann so auch das Wachstum von
Tumorzellen bremsen. Bei der Entstehung eines bösartigen Tumors der
Prostata sind diese hormonabhängigen Signalwege aber in vielen Fällen
gestört. Infolge der genetischen Veränderungen (Mutationen) geht dann
vom Östrogen der gleiche wachstumsfördernde Stimulus aus wie vom
Testosteron. Wenn der Tumor der Vorsteherdrüse früh genug erkannt wird, sind die
Heilungschancen meist sehr gut. Doch sobald sich Metastasen gebildet
haben, gibt es nur noch wenige Therapieoptionen. Die Göttinger
Wissenschaftler haben nun ein Phyto-Östrogen mit tumorspezifischer
Wirkung identifiziert, das genau dort eingreift, wo das Östrogen das
Zellwachstums beeinflusst: Das Isoflavon mit dem wissenschaftlichen
Namen Tectorigenin bindet an die Zelloberfläche der Krebszellen und
vermag so unter anderem modulierende Östrogen-Signalwege
wiederherzustellen, die im Prostatakarzinom eine Tumor-verhindernde
Funktion einnehmen. Tectorigenin stammt aus der Wurzel des Liliengewächses Belamcanda
chinensis. Diese Heilpflanze wird in der traditionellen chinesischen
und koreanischen Medizin eingesetzt. "Wir wollen nun untersuchen, ob
Tectorigenin zur Therapie beim Prostatakarzinom angewendet werden
kann", erklärt Thelen vom Zentrum für Chirurgie, Urologische Klinik der
Universität Göttingen. Erste Experimente seien vielversprechend: So
konnten die Wissenschaftler bereits im Labor mit Extrakten aus
Belamcanda chinensis das Wachstum von Krebszellen hemmen und sogar im
Tiermodell die Ausbreitung eines Tumors verlangsamen. "Zudem ist es
denkbar, dass diese Substanz eines Tages auch vorbeugend gegen
Prostatakrebs eingesetzt werden könnte", so der Wissenschaftler.   WANC 17.06.09/Quelle: Deutsche Krebshilfe





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/17_06_prostatakrebs_tectorigenin.php
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