Testosteron gegen chronische Schmerzen


Was starke Männer in der Urzeit schmerzunempfindlicher und kampfesbereit machte, kann heute für die Schmerztherapie genutzt werden. Forscher haben herausgefunden, dass das männliche Hormon Testosteron Beschwerden ausblendet.


Die Forscher glauben, dass Testosteron eine Kette von Ereignissen auslöst, die zu einem Anstieg des Niveaus natürlicher Schmerzmittel führen, den so genannnten Enkephalinen. Das gilt wahrscheinlich auch für Menschen. "Ich zweifle nicht daran, dass Testosteron einen Effekt auf das Schmerzempfinden von Menschen hat", kommentiert Roger Fillingim, der Arbeiten zum Thema Schmerz an der Universität von Florida in Gainsville durchführt. Fillingim glaubt, dass das Testosteron Männern mit chronischen Schmerzen verabreicht werden könnte. Diese Männer nehmen oft Medikamente, die das normale Testosteronniveau senken, was in die natürliche Verminderung ihres Leidens eingreift.


"Wenn Männer weniger empfindlich auf Schmerz sind, ist die Bereitschaft zu kämpfen größer", begründet die Leiterin der Studie, Michaela Hau, eine Tierphysiologin und Verhaltenswissenschaftlerin an der Universität Princeton, New Jersey diesen anscheinend von der Natur vorgegebenen Toleranzeffekt. Das Forschungsteam hat männlichen Spatzen Testosteron implantiert und ihre Reaktionszeit auf Schmerz gemessen. Das Testosteron hat den Vögeln erlaubt, Beschwerden länger auszuhalten, daher gehen die Forscher davon aus, dass das Hormon Schmerzen verschleiern kann.


Sie bestimmten die normale Reizschwelle für Schmerz bei männlichen Spatzen, in dem sie ein Beinchen in einen Becher mit heißem Wasser hielten. "Wir haben gemessen, wie lange es dauert, bis der Vogel sein Bein wieder einzieht", erklärt Hau. Je schneller die Vögel ihre Beine wegnahmen, desto größer war wahrscheinlich der Schmerz. Bei Temperaturen unter 51 Grad Celsius dauerte die Reaktion der Vögel relativ lange. Aber bei höheren Temperaturen entfernten sie ihre Beine schneller, also hat sie das heiße Wasser geschmerzt.


Die Forscher verabreichten das Testosteron mittels Implantate in den Rücken der Spatzen. Bei 52 Grad Celsius haben mit Testosteron behandelte Tiere ihre Beine drei Mal so lange im Wasser behalten wie unbehandelte, was indiziert, dass ihre Toleranz gegenüber Schmerz gestiegen war. Das Team hat dann den Effekt eines Medikaments getestet, das den Effekt von Testosteron blockiert. Die Vögel wurden doppelt so sensibel auf Wasser bei 48 Grad Celsius, einer Temperatur, bei der sie normalerweise nur wenig Unbehagen zeigten.


WANC 02.07.04/pte





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/02_07_starke_maenner.php
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