Lebensstiländerung hilft nicht immer, den Blutzucker zu senken

Menschen mit dem Risiko, an einem Diabetes zu erkranken, wird fast immer empfohlen, zur Prävention ihren Lebensstil zu ändern. Als Maßnahmen, den Blutzucker zu senken, gelten vor allem mehr sportliche Bewegung und eine Umstellung der Ernährung. Doch nicht immer fruchten diese Präventionsanstrengungen. Wissenschaftler am Universitätsklinikum Tübingen und dem Institut für Diabetesforschung und Metabolische Erkrankungen (IDM) des Helmholtz Zentrums haben jetzt zwei Gründe heraus gefunden, warum Lebensstiländerungen bei einem funktionieren und beim anderen nicht. 


Ärzte empfehlen ihren Patienten, die sich in einer sogenannten Prädiabetes-Stadium - einer Vorstufe zur Typ 2 Diabetes-Erkrankung - befinden, in den allermeisten Fällen eine Lebensstiländerung. Das bedeutet, sie sollen sich vermehrt körperlich bewegen und gesund ernähren. Doch nicht bei jedem geht die Lebensstilintervention mit einem ausreichenden Absenken des Blutzuckerspiegels einher.


Prof. Norbert Stefan und Prof. Andreas Fritsche konnten jetzt gemeinsam zwei Erscheinungsbilder (Phänotypen) identifizieren, anhand derer sich vorhersagen lässt, ob durch eine Lebensstilintervention eine ausreichend hohe Verminderung von erhöhten Blutzuckerwerten zu erreichen ist. Diese zwei Anhaltspunkte sind eine insulinresistente Fettleber und eine verminderte Insulinproduktion.  


In der Untersuchung wurden die Daten von 120 Personen mit einem Prädiabetes (erhöhte Blutzuckerwerte vor und/oder nach den Mahlzeiten) ausgewertet. Dabei ergab sich, dass nach einer neunmonatigen Lebensstilintervention bei 40 Prozent der Teilnehmer keine Verbesserung der erhöhten Blutzuckerwerte eintrat, obwohl sie erfolgreich ihr Gewicht und ihre Fettmasse (im Mittel um 7 Prozent) gesenkt hatten.


Wenn die Hoch-Risiko-Konstellation blieben alle Bemühungen umsonst. „Diese Menschen hatten eine fast identische Gewichtsabnahme im Vergleich zu jenen Personen, bei denen die Konstellation nicht vorlag. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie dadurch normale Blutzuckerwerte erreichten war aber um das 4,5-fache geringer“, erklärt Stefan. 


Diese Erkenntnisse machen klar, dass sich Menschen mit erhöhtem Blutzuckerspiegel durchaus stark hinsichtlich des Risikos für eine Diabeteserkrankung unterscheiden. Deshalb müssten in Zukunft die Ursachen für den Prädiabetes genauer untersucht und das Vorliegen einer fortgeschrittene Fettlebererkrankung und einer verminderten Insulinproduktion geklärt werden. Vorteil: Betroffene Patienten können dann gezielter und effektiver behandelt werden. 


11.10.2015/ Quelle: Journal Diabetologia





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/index.php/praediabetes-11-10-15.php
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