Typ-1-Diabetes: Intensive Therapie kann Leben verlängern

In den Zeiten, als es noch kein Insulin gab, war die Diagnose Diabetes mit einer wesentlich verkürzten Lebensdauer verbunden. Die Insulintherapie wurde 1922 eingeführt. Bis dahin starben rund 50% der Patienten mit Typ-1-Diabetes innerhalb von 20 Monaten nach der ersten Diagnose. Weniger als 10% überlebten die nächsten 5 Jahre. Moderne Behandlungsmethoden haben dieses Bild sehr verändert. Heute hängt das Überleben vor allem davon ab, ob die zur Verfügung stehenden Möglichkeiten auch intensiv genutzt werden. Und: Die meisten Diabetiker sterben nicht an ihrer ursprünglichen Erkrankung, sondern an Begleiterkrankungen - vor allem von Herz und Kreislauf.

Was heute Diabetes für die Lebenserwartung bedeutet, haben jetzt zwei Studien erneut untersucht. In der ersten wurden 1441 ansonsten vollkommen gesunde Diabetiker im Alter zwischen 13 und 30 Jahren untersucht, bei denen die Diabeteserkrankung zwischen 1 und 15 Jahren andauerte. Die Beobachtung begann zwischen 1983 und 1993 und wurde Ende 2012 abgeschlossen. 711 erhielten eine intensive Diabetestherapie, deren Ziel es war, den Zuckergehalt des Blutes (Glykämie) möglichst nahe an dem Bereich wie bei Nicht-Diabetikern zu halten. 730 erhielten eine konventionelle Therapie, die in erster Linie darauf abzielte, Situationen einer Unterzuckerung (Hypoglykämie) oder einer Überzuckerung (Hyperglykämie) zu vermeiden.

Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass eine mindestens 7 Jahre andauernde intensive Diabetestherapie erhöhte im Vergleich zur konservativen Therapie die Lebensdauer. So verstarben während der Beobachtungszeit in der intensiven Therapiegruppe 43, in der konventionellen Therapiegruppe aber 64 Patienten/innen. Das bedeutet, dass die intensive Therapie das Sterberisiko um etwa ein Drittel vermindert.

Erstaunlich aber, warum die Diabetespatienten/innen überhaupt verstarben. Der häufigste Grund waren Herz-Kreislauf-Probleme (22,4%), gefolgt von Krebserkrankungen (19,6%). Erst an dritter Stelle finden sich Komplikationen in Zusammenhang mit der Diabeteserkrankung (17,8%).

In der zweiten Studie wurden die Daten von 24.691 Diabetiker/innen im Alter von 20 Jahren und älter ausgewertet. Es stellte sich heraus, dass 20-jährige-Diabetiker eine weitere Lebenserwartung von durchschnittlich 46,2 Jahren haben. Gleichaltrige Nicht-Diabetiker verfügen über eine Lebenserwartung von noch 57,3 Jahren. Diabetikerinnen im Alter von 20 Jahren haben noch 48,1 Jahre zu leben, Nicht-Diabetikerinnen dagegen noch 61 Jahre. Auch diese Untersuchung belegt, dass vor allem Herz-Kreislauf-Erkrankungen (41%) und Krebs (16%) das Leben verkürzen. Die Diabeteserkrankung selbst war nur in 9% der Fälle verantwortlich.

Das Fazit beider Studien lautet, dass mit einer gut kontrollierten und intensiven Diabetestherapie - beispielsweise durch den Einsatz moderner Diabetesmedikamente und der genauen Überwachung der Hämoglobinwerte (der HbA1c-Wert gibt den Anteil des "gezuckerten" roten Blutfarbstoffes an) und des Vermeidens einer Albuminurie (hohe Eiweißausscheidung mit dem Urin) das Leben von Diabetikern/innen verlängert werden könnte. Außerdem monieren die Ärzte/innen, die die Studie durchgeführt haben, dass offensichtlich viel zu wenig darauf geachtet werde, weitere Erkrankungen - vor allem von Herz und Kreislauf - zu überwachen und wenn nötig zu behandeln.

Berliner Ärzteblatt 07.01.2015/ Quelle: JAMA 2015





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/index.php/diabetes-lebenserwartung-07-01-15.php
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