> Zuckerersatz: wenig Nutzen, eher Gefahren

Viele Menschen nutzen künstliche Süßstoffe, um damit Kalorien zu sparen. Ihre Hoffnung: Die Zuckerersatzstoffe mögen dabei helfen, das Gewicht zu senken. Doch die chemischen Süßungsmittel - wie Aspartam, Sucralose oder Stevioside - können ihr Versprechen offenbar nicht halten. Die Auswertung verschiedener Untersuchungen zum Nutzen von künstlichen Süßstoffen verrät, dass ein langfristiger Gebrauch sogar das Gewicht erhöhen kann und möglicherweise weitere Risiken birgt.


Ausgewertet wurden sieben klinische Studien mit insgesamt 1003 Teilnehmern und 30 Untersuchungen (sogenannte Beobachtungsstudien, deren wissenschaftliche Anforderungen geringer als an klinische, kontrollierte Studien sind) mit insgesamt 405.907 Teilnehmern. Bei den klinischen Studien zeigte sich, dass die Süßstoffe keinen nennenswerten Einfluß auf das Gewicht (BMI) hatten. Erzielt wurde im Mittel ein Rückgang des BMI um 0,37 kg/m2. Bezieht man das auf einen Übergewichtigen mit einem BMI von 25 - 30 (kg/m2), dann bedeuten 0,37 keine nennenswerte Gewichtsabnahme. 


Bei den Beobachtungsstudien ergab sich ein eher negativer Effekt von Süßstoffen auf das Gewicht. In einigen dieser Untersuchungen wurde eine sehr kleine Abnahme des BMI registriert. Es gab aber auch Studien, die bei einer täglichen Nutzung von chemischem Zuckerersatz eine Erhöhung des BMI (um 0,77 kg/m2) zeigten. Bei den Beobachtungsstudien, die über einen Zeitraum von vier bis neun Jahren dauerten, brachte ein höherer Verzehr von Süßstoffen einen Zuwachs des Taillenumfanges (um durchschnittlich 2,27 cm), ein erhöhtes Risiko für abdominale Adipositas (starkes Übergewicht am Bauchumfang) um 23% bis 107% und insgesamt für Übergewicht um 28% bis 166% - abhängig von der genutzten Menge von Zuckerersatzstoffen.


In Bezug auf das metabolische Syndrom (eine Vorstufe zum Diabetes: Fettleibigkeit, Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörung, Insulinresistenz) brachte der Einsatz von künstlichen Süßstoffen ein um 23% bis 40% erhöhtes Risiko, in Bezug auf Diabetes stieg die Gefahr um 5% bis 25%. Pro einem zusätzlichen Gebrauch von Zuckerersatzstoffen am Tag nahm das Risiko für eine Diabeteserkrankung um 3% zu.


Auch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen scheint sich mit dem Gebrauch von chemischen Süßstoffen zu verändern. Mit der Menge und der Dauer des verwendeten Zuckerersatzes erhöhte sich die Gefahr für Bluthochdruck um 6% bis 20%, für einen Schlaganfall um 4% bis 26% und für einen Herz-Kreislaufzwischenfall um 15% bis 52%. 


Die Wissenschaftler merken an, dass es sie verwundert, dass es so wenige aussagekräftige Studien zum Einsatz von künstlichen Süßstoffen gibt, obwohl so viele Menschen diese nutzen. So gab es in den klinischen Studien auch keine Angaben zum Auftreten von Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Außerdem ist ihnen aufgefallen, dass die von der Industrie gesponserten Studien, zu höheren Werten bei der Gewichtsabnahme kamen, als die frei finanzierten Studien.  


cs 18.7.2017, Quelle: CMAJ

 
 
 
 
 
 
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