Silberionen in Aktion: Nach sechs Stunden eine deutliche Keimreduktion, nach zwölf Stunden ist das Material keimfrei(Foto: Klinik für Kinder und Jugendliche)
> Silberionen jagen Keime
Krankheitserreger, die sich gegen viele Medikamente abschotten können, sind in Krankenhäusern nicht auszumerzen. Besonders hoch ist die Infektionsgefahr, wenn Mikroorganismen sich auf Kathetern ansiedeln und in die Blutbahn gelangen. Silberionen sollen nun ungebetene Eindringlinge abwehren.

Mindestens 25.000, eher sogar 50.000 bis 75.000 Blutvergiftungen hierzulande sind jährlich auf Venenkatheter zurückzuführen sind, die von Mikroben besiedelt wurden. Das schätzt Prof. Dr. Josef-Peter Guggenbichler, Klinik für Kinder und Jugendliche der Universität Erlangen-Nürnberg. Pro Fall verlängert sich der Krankenhausaufenthalt um zehn Tage, die Kosten steigen um 10.000 Euro, und auch bei sehr zurückhaltender Einschätzung bedeutet dies allein in diesem Bereich mindestens 1.500 Todesfälle. „Wir leben nicht auf einer Insel der Seligen“, ist Prof. Guggenbichler überzeugt. Frühgeborene, die er an der Erlanger Kinderklinik häufig zu betreuen hat, gehören ebenso wie Menschen höheren Alters zu den am stärksten betroffenen Risikogruppen.

Strenge Hygiene bleibt die wichtigste Voraussetzung dafür, dass Patienten beim Klinikaufenthalt keine zusätzliche Krankheit davontragen. Auch die penibelsten Vorkehrungen können jedoch nicht alle Erreger aufhalten. Bakterien und Pilze treffen bei den Erkrankten auf geschwächte körpereigene Abwehrkräfte. Auf der Oberfläche und in den Hohlräumen von Kathetern finden die Keime zusätzlich ideale Bedingungen, um sich zu vermehren. Medikamente können die Infektion oft nicht stoppen, weshalb zumeist der Katheter entfernt wird - eine Notmaßnahme, die kostensteigernd, unangenehm und nicht ohne Risiko ist.

Katheterbeschichtungen und Imprägnierungen mit Antibiotika oder Desinfektionsmitteln boten bisher keinen befriedigenden Ausweg. Metallisches Silber und Silbersalze mit ihrer seit langem bekannten, breit gespannten antimikrobiellen Wirksamkeit, die zudem keine Resistenzen erzeugt, sind zum Beschichten von Kunststoffkathetern ungeeignet.

Anders verhält es sich jedoch, wenn kleinste Silberteilchen in den Hohlräumen der Molekülketten von Polymeren verteilt werden. Die Elastizität der Katheter wird hierbei nicht beeinträchtigt, die biologische Verträglichkeit des Materials ist gewahrt, und die Fähigkeit, Keime abzutöten, bleibt über viele Monate erhalten.


Ausschlaggebend für diese Wirkung ist die Zahl der freigesetzten Silberionen. Sie blockieren Enzyme, die den bakteriellen Energiestoffwechsel in Gang halten, greifen in die Atmungskette von Mikroorganismen und in genetische Prozesse ein. Bei neuärtigen Silberkathetern wird das Nanosilber durch Zugabe von Säuren und Elektrolyten gebildet. Dabei, entstehen auf den Silberpartikeln schwer wasserlösliche Silbersalze, die wie eine Batterie mit dem metallischen Silber reagieren und effektiv Silberionen freisetzen.

Ein mit Keimen verseuchter Katheter mit aktiviertem Nanosilber reinigt sich selbst in kürzester Zeit: nach zwölf Stunden ist er keimfrei. Dabei bleibt die Abgabe von Silberionen um das 1000fache unter dem Ausmaß, das für Menschen schädlich wäre, auch bei monatelanger Liegedauer.

WANC 26.08.04

 
 
 
 
 
 
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