Familie
Das vererbte Risiko für eine Krebserkrankung läßt sich ermitteln (Foto: pte)
> Genetisches Risiko von Krebspatienten selten erkannt
Das genetische Risiko
von Krebspatienten wird nur selten ermittelt. Eine derartige
Beratung erhalten nur 12 Prozent der betroffenen Patienten.


Jede zehnte bis zwanzigste Krebserkrankung ist erblich bedingt. Die
Menschen erkranken, weil ein oder mehrere Gene die Entstehung des
Tumors begünstigen. Häufig besteht dann die Gefahr weiterer Tumoren,
und auch enge Verwandte der Krebspatienten sind krebsgefährdet.



Eine humangenetische Untersuchung könnte vielfach Klarheit verschaffen.
Doch nur wenige Betroffene vertrauen den Möglichkeiten der
Humangenetiker, beklagt der Psychologe Gregor Weißflog von der
Universität Leipzig in der DMW Deutschen Medizinischen Wochenschrift.



Ein erster Hinweis auf eine erbliche Krebsform liegt laut Weißflog vor,
wenn zwei oder mehr enge Verwandte am gleichen Krebs erkranken. Ein
weiteres Kennzeichen ist ein ungewöhnlich junges Erkrankungsalter. Wenn
dann eine der etwa 25 verschiedenen Krebserkrankungen vorliegt, bei
denen eine Vererbung möglich ist, sollten die Patienten von einem
Humangenetiker untersucht werden.



Dieser führt dann eine Stammbaumanalyse durch. Häufig kann der Verdacht
auch durch einen Gentest entkräftet oder bestätigt werden. Doch
Beratungen sind die Ausnahme: “Unsere Untersuchung hat gezeigt, dass
nur zwölf Prozent der Patienten mit Verdacht auf einen erblichen Tumor
eine Beratung erhalten”, berichtet Weißflog.



Der Psychologe vermutet, dass viele Ärzte die Patienten nicht auf die
Möglichkeit hinweisen. Warum dies nicht geschieht, darüber kann
Weißflog nur spekulieren. Vielleicht seien viele Ärzte unzureichend
informiert oder Zeitdruck und andere Hemmnisse halte sie davon ab, ihre
Patienten ausreichend zu befragen. An Fortbildungsmöglichkeiten oder
Nachschlag-Manualen fehle es jedenfalls nicht und auch die Richtlinien
der Bundesärztekammer würden die Beratung fordern.



Wenn sie unterbleibe, dann habe dies für die Patienten und für
eventuell betroffene Angehörige negative Auswirkungen. Weißflog: “Für
einige genetisch bedingte Krebserkrankungen konnte bereits nachgewiesen
werden, dass die Sterberate durch eine Früherkennung gesenkt werden
kann.”



WANC 24.01.06

 
 
 
 
 
 
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