Foto: Stock photo
Häufig wechselnde und lange Arbeitszeiten greifen die Gesundheit an - sie führen vor allem zu Schlafproblemen (Foto: Stock photo)
> Lange Arbeitszeiten: Gesundheit leidet

Wer lange arbeitet, wird eher krank.
Bei der Auswertung von verschiedenen Befragungen ergab sich ein
direkter Zusammenhang zwischen der Dauer der wöchentlich geleisteten
Arbeitszeit und dem Auftreten gesundheitlicher Beschwerden nachweisen.
So nimmt der Anteil von Beschäftigten, die über gesundheitliche
Beschwerden klagen, mit der Länge der geleisteten Arbeitszeit zu. Auch
die Vereinbarkeit von Familie, Beruf und Freizeit wird durch steigendes
Arbeitspensum eingeschränkt.
Die Arbeitszeiten in Deutschland werden immer flexibler, immer häufiger
wird im Schichtbetrieb, abends und nachts gearbeitet. Seit längerem
vermuten Arbeitswissenschaftler einen Zusammenhang zwischen langen
Arbeitszeiten und gesundheitlichen Beschwerden. Die Bundesanstalt für
Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) untersuchte an vier Studien mit
über 50.000 Befragten den Zusammenhang zwischen der wöchentlichen
Arbeitsdauer und drei gesundheitlichen Symptomen – Schlafstörungen,
Rückenschmerzen und Herzbeschwerden. Zusammengefasst heißt das: Je
länger die Arbeitszeit, desto häufiger treten gesundheitliche
Beschwerden auf. Jeder zehnte Befragte in Teilzeit (weniger als 19 Wochenarbeitsstunden)
klagt über Schlafstörungen, bei Beschäftigten in Vollzeit (zwischen 35
und 44 Wochenarbeitsstunden) ist es bereit jeder fünfte. Im Bereich der
Beschäftigten mit deutlich überlangen Arbeitszeiten von mehr als 60
Stunden pro Woche leidet nach eigenen Angaben sogar etwa jeder vierte
unter Schlafbeschwerden. Faktoren wie Schichtarbeit, variable
Arbeitszeiten, Arbeit an Wochenenden oder schlechte Planbarkeit der
Arbeitszeit wirken sich noch verstärkend auf gesundheitliche
Beeinträchtigungen aus. Doch nicht nur das gesundheitliche Wohlbefinden hängt von der Dauer und
Lage der Arbeitszeit ab. Auch die Einschätzung über das eigene
Sozialleben wird von der Arbeitszeitgestaltung beeinflusst. In der
Studie wurden die Auswirkungen der Arbeitsdauer auf die Vereinbarkeit
von Beruf und Familie und auf Freizeitaktivitäten untersucht. Aus allen
untersuchten Stichproben ging hervor, dass die Dauer der wöchentlichen
Arbeitszeit eng mit der subjektiven Einschätzung von Vereinbarkeit von
Arbeit und Freizeit sowie Familie zusammenhängt. Außerdem wurde deutlich, dass die Arbeit zu sozial ungünstigen Zeiten
wie an Wochenenden oder nachts ebenso wie Schichtarbeit eine
Verschlechterung der Vereinbarkeit bewirken kann. Ähnlich wie bei dem
Zusammenhang von Arbeitszeit und Gesundheit mehren sich mit der Länge
der Arbeitszeit die Probleme. Mit langen Arbeitszeiten werden die
Vereinbarkeit von Beruf und Familie und auch das Freizeitverhalten
deutlich eingeschränkt. Auch eine Flexibilisierung der Arbeitszeit,
beispielsweise durch Gleitzeitmodelle, mildert die aufgezeigten
negativen sozialen und gesundheitlichen Effekte langer Arbeitszeiten
nur wenig ab. Längere Arbeitszeiten erhöhen also das Risiko gesundheitlicher
Beeinträchtigung und erschweren das Leben jenseits der Arbeit. Dass
sich lange tägliche und wöchentliche Arbeitszeiten negativ auf das
Unfallrisiko auswirken, ist bereits seit einiger Zeit bekannt. Nimmt
man nun die gesundheitlichen und psychischen Risiken von Verlängerungen
der Arbeitszeit in die Diskussion um weitere Arbeitszeitverlängerungen
mit auf, sollte nicht nur die wirtschaftliche Komponente berücksichtigt
werden. Auch gesundheitliche und soziale Effekte müssen Beachtung
finden. Denn auf längere Sicht könnten Arbeitszeitverlängerungen und
-flexibilisierungen das Gegenteil dessen bewirken, weshalb sie
eigentlich eingeführt wurden: höhere Lohnkosten durch steigende
Krankenstände und sinkende Produktivität. Die gesetzliche Unfallversicherung VBG hat einige Tipps parat, um akuten Stress bei und durch Arbeit zu vermindern: - Kurze Pausen einlegen und ganz bewusst etwas anderes machen, um den Überblick nicht zu verlieren - Notwendiges sofort erledigen, Kleinigkeiten nicht aufschieben um
Kapazitäten nicht zu vergeuden und Unwichtiges beherzt in den
Papierkorb werfen - Effektiv telefonieren durch eine geplante Vorbereitung und Definition von Ziel und Dauer des Gespräches - Wechsel der Beanspruchung in der Freizeit tragen zur Entspannung bei.
"Kopfarbeiter" benötigen nach Feierabend viel Bewegung. Umgekehrt gilt
das selbe Prinzip. Nach schwerer körperlicher Arbeit baut ein ruhiges
Hobby den Stress ab. WANC 21.12.10, Quelle: „Gesundheitliche und soziale Folgen langer
Arbeitszeiten“; Dr. phil. Dipl.-Psych. Anna Wirtz; Bundesanstalt für
Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin 2010; ISBN 978-3-88261-124-3; 267
 
 
 
 
 
 
powered by webEdition CMS