Nanotechnik: Unerforschte Gefahren

 
Nano  - das Wort scheint zu
elektrisieren. Die Magie der Technologie der kaum vorstellbar winzg
kleinen Teilchen hilft inzwischen Arzneimittel, Kosmetika,
Nahrungsmittel sowie Autopflegemittel zu verkaufen und optimiert
Kunststoffe und Lampen - so genannte Licht emittierende Dioden
(LED).  Aber: Die Wirkungen der Nanomaterialien in der Umwelt und
mögliche gesundheitliche Risiken für den Menschen sind derzeit noch so
gut wie überhaupt nicht erforscht. Doch es gibt sie. Und: Sie können
einem Angst machen.
Bei der Nanotechnik werden Materialien in der Größenordnung von 100
Nanometer (1 nm = 10-9 m) oder weniger verwendet, also mehr als
1.000-mal kleiner als der Durchmesser eines Menschenhaares. In diesem
Größenbereich ändern sich die physikalischen und chemischen
Eigenschaften der Materialien. Dies kann in vielfältiger Weise zur
Entwicklung neuartiger Produkte und Anwendungen genutzt werden. Die
Nanotechnik beeinflusst bereits heute die Industrie in vielen
Bereichen, etwa die Automobilindustrie, den Maschinenbau, die Chemische
und die Lebensmittelindustrie sowie die Bio- und die Umwelttechnik.
Allein in Deutschland arbeiten heute über 800 Unternehmen im Bereich
Nanotechnik. Foto: Siemens AG( Nanostruktur, Foto: Siemens AG) Die Nanotechnik bietet erhebliche Potentiale für ökologische
Produktinnovationen, aber auch Risiken für die Umwelt und die
Gesundheit. Hier bestehen noch gravierende Wissenslücken. Die Risiken
für die Gesundheit hat das Umwelt BundesAmt zusammengetragen. Beim
Lesen der Liste kann einem Angst und Bange werden. Vor allem fragt man
sich, wie derartige Materialien verwendet werden können, über deren
mögliche Gefahren so wenig bekannt ist.
So stellt das Umwelt BundesAmt fest, dass die gesundheitlichen Risiken,
die von den bereits auf dem Markt erhältlichen, auf Nanotechnik
basierenden Produkten wie Kosmetika ausgehen könnten, bisher kaum
erforscht sind. Die mögliche Aufnahme der Nanomaterialien in den
Organismus erfolge über die Atemwege, die Haut und den Mund oder durch
eine Kombination dieser Aufnahmepfade. Foto: INM Leibnitz-Institut für neue Materialien GmbH(Atomare Struktur von Nanoteilchen, Foto: INM Leibnitz-Institut für neue Materialien GmbH) Atemwege
Nanopartikel gelangen in der Lunge – im Unterschied
zu größeren
Partikeln – bis zu den Lungenbläschen (Alveolen). Hier werden diese
Nanopartikel wegen ihrer geringen Größe nur unzureichend entfernt.
Deshalb kann es zu Entzündungsprozessen in der Lunge kommen. Von den
Lungenbläschen können die Partikel in die Lunge und von dort in andere
Organe gelangen. Das lässt vermuten, dass ein Übertritt in den
Blutkreislauf erfolgt. In Versuchen haben Nanomaterialien Lungentumore
bei Tieren hervorgerufen. Die dabei ablaufenden  Mechanismen
können die DNS (Erbinformation) schädigen, die Vermehrung von Zellen
anheizen, was zu anhaltenden Entzündungsreaktionen in der Lunge führen
kann. Es gibt auch Hinweise darauf, dass die Nanopartikel – ähnlich wie
Asbestfasern – in der Lunge Tumore hervorrufen kann. Bei Tierversuchen
mit Ratten zeigte sich, dass eine direkte Aufnahme der Nanopartikel von
der Nase über den Riechnerv zum Gehirn möglich ist Mögliche negative
Wirkungen sind jedoch noch nicht ausreichend untersucht. Mund Die Aufnahme erfolgt beispielsweiese in Arzneimitteln oder in Zusätzen
in Nahrungsmitteln. Bisher gibt es nur wenige Studien, die sich mit der
Aufnahme und dem Verbleib von Nanomaterialien im Magen-Darm-Trakt
beschäftigen. Die Hinweise deuten auf eine eher sehr geringe Aufnahme
hin. Haut Nanomaterialien können über Zwischenräume der oberen Hautschicht
und/oder über die Haarwurzeln in die Haut gelangen. Eine intakte,
gesunde Haut stellt anscheinende eine wirksame Barriere gegen
Titandioxid-Nanopartikel dar. Partikel ließen sich zwar zwischen den
abgestorbenen Zellen der Hornhaut und auch in Haarfollikeln nachweisen,
allerdings nie in tieferen Hautschichten oder im Kontakt mit vitalen
Zellen. Andere Nanomaterialien (z.B. Materialstrukturen aus
Halbleitermaterialien und Fullerene) scheinen dagegen leicht in die
Haut einzudringen. Über den Blutkreislauf können in den Körper gelangte
Partikel in Herz, Leber, Milz, Niere und Knochenmark gelangen.
Untersuchungen weisen darauf hin, dass manche Nanopartikel biologische
Barrieren – wie die Blut-Hirn-Schranke – durchdringen können. Sogar der
Übertritt dieser winzigen Teilchen in die Plazenta und von da in den
Fetus scheint möglich. Zellen Nanopartikel  können Barrieren wie die Zellmembran anscheinend
spielend überwinden. Partikel mit einem Durchmesser kleiner als 40nm
werden eines noch unbekannten Mechanismus von den Zellen aufgenommen.
Bei Nervenzellen wurde beobachtet, wie sich Partikel entlang der
Nervenfortsätze bewegen. Abhängig von der Winzigkeit der  Partikel
können sie die Funktion der Zelle stören oder sogar bis in den Zellkern
vordringen und dort das Erbgut schädigen. Die gesundheitlichen
Auswirkungen sind laut Umwelt BundesAmt ebenfalls noch völlig unbekannt. Das Amt kommt zu dem Schluß: Die Verteilung der Nanomaterialien im
Körper scheint abhängig von Größe, Form und Stoffeigenschaften zu sein.
Biologisch abbaubare Nanomaterialien, zum Beispiel Dextranpartikel oder
Liposomen, werden metabolisiert und ausgeschieden. Über das Verhalten
der nicht-abbaubaren Nanomaterialien ist jedoch noch wenig bekannt.
Erste Studien zeigen, dass eine Akkumulation besonders in den
Entgiftungsorganen (das heißt Leber und Niere) erfolgt. Ob durch diese
Anreicherung der Materialien im Körper ein gesundheitliches Risiko
besteht, ist noch nicht ausreichend untersucht. WANC 21.10.09/ Quelle: Umwelt Bundes Amt, „Nanotechnik für Mensch und
Umwelt – Chancen fördern und Risiken mindern“
(http://www.umweltdaten.de/publikationen/fpdf-l/3765.pdf)





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/index.php/21_10_nano_partikel.php
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