Kyphoplastie richtet eingebrochene Wirbel auf

Knochenschwund und Arterienverkalkung sind "Volkskrankheiten" mit gemeinsamen Ursachen und Ansatzpunkten für eine wirksame Therapie. Die Behandlung durch mehrere Spezialisten kann die Lebenserwartung und Lebensqualität der Betroffenen erhöhen.

"Sowohl die Osteoporose als auch die Arteriosklerose mit ihren tödlichen Konsequenzen wie Herzinfarkt und Schlaganfall haben in den westlichen Ländern erheblich zugenommen", erklärte Privatdozent Dr. Dr. Christian Kasperk, Oberarzt und Leiter der Sektion Osteologie an der Medizinischen Universitätsklinik Heidelberg. Mehrere Millionen Menschen, vor allem jenseits der 60, sind in Deutschland betroffen. Für beide Erkrankungen gibt es Hinweise, dass genetische Faktoren, die Ernährung, aber besonders auch die Mobilität eine wichtige Rolle spielt. "Abnahme der Knochenmasse und Wirbelbrüche durch Osteoporose gehen mit einem erhöhten Risiko einher, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden," so Kasperk.


"Beiden Erkrankungen liegen gemeinsame molekulare Mechanismen zugrunde", berichtete Prof. Dr. Peter Nawroth, Ärztlicher Direktor der Medizinischen Universitätsklinik. Östrogenmangel, der sowohl Osteoporose als auch Arteriosklerose befördert, geht einher mit der vermehrten Ausschüttung von Botenstoffen wie Interleukin-6 und Tumor Nekrose Faktor.


Arteriosklerotische Ablagerungen enthalten Bestandteile der Knochensubstanz wie Hydroxylapatit und Kalzium. Ein Stoffwechselprodukt des Vitamin D stimuliert nicht nur den Aufbau der Knochenmatrix, sondern hemmt auch das Renin-Angiotensin-Systems, das eine wichtige Rolle bei der Blutdruckregulation spielt. Behandlung mit fettsenkenden Mitteln (Statinen) scheinen die Osteoporose günstig zu beeinflussen. Für einen genetischen Zusammenhang spricht die Beobachtung, dass Mäuse, denen bestimmte Gene fehlen, sowohl an Knochenmasse verlieren als auch Arteriosklerose bekommen.


Das interdisziplinäre Heidelberger Konzept der Osteoporosebehandlung strebt eine umfassende Stoffwechselkorrektur und Verbesserung der Mobilität der Patienten an, um Lebensqualität und Lebenserwartung zu verbessern. Die Patienten erhalten eine individuell angepasste Therapie, die auf den internationalen, wissenschaftlich begründeten Leitlinien der Therapie zur Stärkung der Knochenfestigkeit beruht. Dadurch wird das Risiko für weitere Knochenbrüche verringert. Patienten, die an Rückenschmerzen leiden, erhalten eine an die WHO-Empfehlungen angelehnte medikamentöse Schmerztherapie. Viele Patienten sind dadurch erstmals wieder in der Lage, sich zu bewegen; ihre Lebensqualität steigt, der Knochenstoffwechsels wird günstig beeinflusst.


Patienten, die an einem schmerzhaften Wirbeleinbruch leiden, kann durch eine sogenannte "Kyphoplastie", die Wiederaufrichtung des Wirbels, geholfen werden. Zur Aufrichtung des Wirbelkörpers wird in Heidelberg ein verträglicher Biozement verwendet. Die wissenschaftliche Studie zur Prüfung der Kyphoplastie hat bislang gezeigt: Bei ca. 90 Prozent der Patienten kann dadurch Schmerzfreiheit oder weitgehende Schmerzlinderung erzielt werden.

WANC 18.03.04/idw





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/index.php/18_03_kyphoplastie.php
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