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Gegen Übergewicht hat eine Verhaltenstherapie mit zusätzlicher Medikamentengabe die höchste Effektivität (Foto: vienna-doctor.com)
> Übergewicht: Begleiterkrankungen vermeiden
Die Zivilisationskrankheit Übergewicht
plagt immer mehr Menschen. Doch kurzfristige Abnehm-Schnellschüsse
wirken fast nie. An einer grundlegenden Veränderung der Ernährungs- und
Bewegungsgewohnheiten kommen Betroffene nicht vorbei. Und wenn das
nicht reicht, muss die Erkrankung auch behandelt werden. Denn
insbesondere krankhafte Fettsucht (Adipositas) wird oft von anderen
Kranheiten begleitet.
Diäten, die innerhalb kurzer Zeit einen hohen Gewichtsverlust
versprechen - womöglich ganz ohne Änderung der Lebensgewohnheiten, das
kann nach Ansicht von Ernährungsfachleuten kaum funktionieren. Vorsicht
ist auch angebracht, wenn weniger als 1200 kcal oder weniger als fünf
verschiedene Lebensmittel erlaubt sind. Der bei diesen Maßnahmen häufig
eintretende Jojoeffekt kann zudem Nebenwirkungen haben: Menschen mit
Schwankungen des Gewichts, zum Beispiel durch kurzfristige
Radikalkuren, leiden deutlich häufiger unter Bluthochdruck als
diejenigen, die ihr Gewicht halten. Als ein erfolgreicher Diätweg hat sich das Konzept der Energiedichte
erwiesen. Es setzt auf voluminöse Lebensmittel, die viel Wasser und
Ballaststoffe, aber wenig Kalorien enthalten. Indem sie den Magen
füllen und dehnen, sättigen sie gut. Der Gewichtsverlust erfolgt zwar
langsamer: ein Pfund pro Woche. Dafür droht weniger die Gefahr eines
Jojo-Effektes. Professionelle Unterstützung kann helfen, am Ball zu
bleiben. Allerdings: Die meisten Diäten nützen wenig bei Menschen, die unter
krankhafter Fettsucht leiden. Von der im Mediziner-Deutsch Adipositas
genannten Kranheit spricht man, wenn der Body Mass Index (BMI: das ist
das Verhältnis von Körpergewicht zu Körpergröße) über 30kg/m2 liegt.
Zwar kommen auch diese Patienten nicht daran vorbei, sich gesünder zu
ernähren und mehr zu bewegen. Aber sehr oft haben sich bei ihnen schon
Begeiterkrankungen eingestellt. Denn das Fettgewebe fördert Entzündungen, die sich auf den gesamten
Körper auswirken. Und diese Entzündungsstoffe schädigen beispielsweise
das Herz: Sie führen zu einer Verkalkung und Verengung der Blutbahnen
und damit zu erhöhtem Blutdruck. Außerdem werden Stoffwechselkranheiten
und Diabetes gefördert. Studien haben zudem gezeigt, dass extremes
Übergewicht das Risiko erhöht, an Krebs zu erkranken. Was tatsächlich helfen kann, zeigt eine Auswertung verschiedener
Studien zur Gewichtsreduktion. Demnach brachte eine Verhaltenstherapie
mit zusätzlicher Medikamentengabe die höchste Effektivität. Die
Verhaltenstherapie soll das Ernährungs- und Bewegungsverhalten
dauerhaft ändern. Der fettleibige Mensch erlernt möglichst ein
selbstkontrolliertes Essverhalten, um sein Gewicht zu reduzieren und
auch langfristig zu stabilisieren. Wesentliche Inhalte sind dabei
Selbstbeobachtung, Selbstkontrolle und Selbstbewertung des
Essverhaltens und der Bewegungsaktivität. Auch Stressmanagement,
soziale Unterstützung sowie Vorbeugung gegen Misserfolg und dessen
Bewältigung werden eingebunden. Die Medikamente sollen das Abnehmen unterstützen. In Deutschland sind
drei gewichtsreduzierende Wirkstoffe zugelassen. Wobei für den
Wirkstoff Rimonabant seit Oktober 2008 die Zulassung wegen bedenklicher
psychiatrischer Nebenwirkungen ruht. Der Wirkstoff Sibutramin wirkt auf die Nervenzellen mit der Botschaft
“kein Appetit”. Aus wissenschaftlichen Studien und Beobachtungen weiß
man, dass die Nebenwirkungen von Sibutramin erheblich sind und der
Grund dafür, dass die Anwendung des Wirkstoffs stark eingeschränkt
wurde. Nebenwirkungen sind Kopfschmerzen, Mundtrockenheit, Übelkeit und
Erbrechen bis hin zu Taubheitsgefühlen, Bluthochdruck und
Herzrhythmusstörungen. Der Wirkstoff Orlistat hemmt die Fettaufnahme im Magen-Darm-Trakt. Er
ist also kein wirklicher Appetitzügler sondern verringert die Menge der
vom Körper aufgenommenen Kalorien. Als Nebenwirkungen sind fettiger
Stuhlgang (Steatorrhoe), ölige Absonderungen, vermehrte Darmperistaltik
(Muskeltätigkeit des Darms), Stuhldrang und vermehrter Stuhlgang sowie
Darmwinde (Flatulenz) bekannt. Auf diabetes-deutschland.de beurteilt Prof. Dr. med. Hans Hauner, Else
Kröner-Fresenius-Zentrum für Ernährungsmedizin der TU München,
Abnahmemittel: “Die meisten, vor allem die freiverkäuflichen Präparate
sind völlig wirkungslos oder haben sogar unerwünschte Nebenwirkungen.
Es gibt derzeit nur zwei Medikamente, die überhaupt sinnvoll und
nachgewiesen wirksam sind: Reductil ist ein Wirkstoff, der im Gehirn
wirkt und ein besseres Sättigungsgefühl erzeugt. Xenical hemmt die
Fettverdauung im Dünndarm und vermindert damit die Aufnahme von
Nahrungsfett in den Körper. Mit beiden Medikamenten lässt sich ein
durchschnittlicher Gewichtserfolg in der Größenordnung von 2 bis 6 kg
erreichen. Beide Medikamente sind nur als unterstützende Maßnahmen zur
Ernährungsumstellung und mehr körperlicher Aktivität zugelassen. Beide
Medikamente sind verschreibungspflichtig, so dass Sie auf alle Fälle
vorher mit Ihrem Arzt darüber sprechen sollten. Auch wegen der
möglichen Nebenwirkungen ist ein vorheriges Informationsgespräch
unverzichtbar.” WANC 16.02.09, Quelle: Neue Apotheken Illustrierte, ECO, DIMDI, Wikipedia
 
 
 
 
 
 
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