Quelle: Vertigo
Schwindel wird in ca. 30% der Fälle durch psychische Ursachen hervor gerufen. Es gibt vielfältige Formen von Schwindel.
> Wenn es einem schwindelig wird

Schwindel tritt häufiger auf, als
vielen lieb ist. Denn das Gefühl, dass man aus dem Gleichgewicht gerät,
verunsichert nicht nur. Es ist häufig auch mit Übelkeit, Erbrechen,
einem Leeregefühl im Kopf, Schweißausbrüchen, Herzrasen und Atemnot
verbunden. Doch meist dauert es lange, bis Ärzte das Problem erkennen.
Viele Patienten warten viele Jahre auf die richtige Diagnose und
Therapie. Oft steckt hinter den Schwindelattacken nicht eine
körperliche Erkrankung. In vielen Fällen liegen dem Schwindel seelische
Probleme zu Grunde.
„Schwindelerkrankungen sind weit verbreitet und treten in Deutschland
ungefähr so häufig wie Kopfschmerzen auf.“ Das behauptet Prof. Annegret
Eckhardt-Henn, Ärztliche Direktorin der Klinik für Psychosomatische
Medizin und Psychotherapie im Bürgerhospital Stuttgart. Als Beweis
dafür, dass Schwindel beinahe eine Volkskrankheit und weit verbreitet
ist, nennt sie Zahlen: Rund 12 Prozent der Bevölkerung in Deutschland
leiden mindestens einmal im Leben unter Gleichgewichtsstörungen und
Schwindel. Etwa die Hälfte aller allgemeinmedizinischen Patienten
leiden unter Schwindel. 30 Prozent aller Fälle haben psychische
Ursachen. Schwindelsyndrome können durch eine körperliche Erkrankung oder 
psychosomatisch (somatoformer Schwindel) verursacht werden. Bei etwa
einem Drittel aller Patienten mit ursprünglich organischen
Schwindelerkrankungen kommt es im weiteren Verlauf zur Entwicklung
eines psychosomatischen Schwindels (sekundärer somatoformer Schwindel).
Am häufigsten ist dies laut Klinikum Stuttgart bei Patienten der Fall,
die eine vestibuläre Migräne oder einen Morbus Menière (Erkrankung des
Innenohres) haben; aber ebenso bei Patienten, die an einer Neuritis
vestibularis (entzündliche Erkrankung des Gleichgewichtsorgans) oder
einem gutartigen Lagerungsschwindel erkrankt waren. Darüber hinaus
kennen Fachärzte viele andere internistische, kardiologische,
endokrinologische, HNO-ärztliche oder neurologische Ursachen für
organische Schwindelsyndrome. Als Grund für psychosomatisch bedingten Schwindel werden
Angsterkrankungen, Panikstörungen und Phobien (v.a. die Soziale Phobie
und die Agoraphobie), depressive Erkrankungen, Burnout, Somatoforme
Störungen, dissoziative Störungen und Konversionsstörungen, Reaktionen
auf schwere Lebensbelastungen (sogenannte Anpassungsstörungen) und
Depersonalisationssyndrome genannt. So vielfältig wie die Ursachen für Schwindel so vielfältig sind auch
Formen von Schwindel. Die meisten Patienten leiden laut Klinikum unter
einem Schwankschwindel oder diffusem Schwindel, es gibt aber auch
Patienten mit Drehschwindelanfällen, Liftschwindel,
Benommenheitsgefühlen und anderen. Sogar Drehschwindelattacken mit
akutem Brechreiz, Erbrechen und anderen Störungen des vegetativen
Nervensystems (Herzrasen, Blutdruckanstieg, Atemnot, Schweißausbrüche,
Durchfall und Harndrang) kommen vor. Begleitend leiden die Betroffenen
meist an Übelkeit oder Brechreiz, Magen-Darmstörungen, Kopfschmerzen,
Ohrgeräuschen, Muskelverspannungen. Die Suche nach Hilfe gleicht für viele Betroffene einer langwierigen
Odyssé. Eine Umfrage der KKH Allianz ergab: Über 50 % der Versicherten,
die unter Schwindelanfällen leiden, kennen trotz vieler Arztbesuche den
Grund für ihre Probleme nicht. Sie werden selbst bei chronischem
Schwindel oft zu spät an einen Spezialisten überwiesen, viele
Untersuchungen sind unnötig, es kommt zu Fehldiagnosen und in der Folge
zu unwirksamen Behandlungen. Die Erfahrung, dass Menschen mit Schwindelanfällen oft viele Jahre und
vielfacher Arztbesuche warten, bis sie die richtige Diagnose bestellt
bekommen, kann Dr. Mark Obermann, Leiter des Schwindel-Zentrums in
Essen, nur bestätigten. Häufig würden Ärzte keine eindeutige Diagnose
stellen oder in Blockaden an der Halswirbelsäule sowie in
Herz-Kreislauf-Problemen vermuten. den Schwindel verursachen können.
Die Zahl der Patienten, die die Diagnose „ohne Befund“ erhalten, sei
hoch. Auch Prof. Michael Strupp, Leiter der Schwindelambulanz am Klinikum
Großhaden in München, kennt diese Fälle. Es sagt, dass sich
Schwindelpatienten oft an ihren Charakterzügen erkennen lassen: Sie
wären meist sehr pflichtbewusst und achteten darauf, sie sich selbst im
Griff zu haben. Betroffene werden im Rahmen einer speziellen Psychotherapie Schritt für
Schritt desensibilisiert werden. Dabei erhalten sie Methoden
vermittelt, die dabei helfen sollen, dem psychisch bedingten Schwindel
entgegenzuwirken. Spezialisten für die Behandlung von Schwindel sind
sogenennte Schwindelzentren, von denen es mehrere in Deutschland gibt. WANC 08.10.10, Quelle: Pharmazeutische Zeitung, Klinikum Stuttgart, Springer Link, Klinikum der Uni München, KKH Allianz
 
 
 
 
 
 
powered by webEdition CMS