Lachende
Lachen kann bei Narkolepsie-Patienten zur plötzlichen Erschlaffung der Gesichtsmuskeln führen (Foto: pte).
> Narkolepsie: Wenn einen plötzlich der Schlaf überwältigt
Schläfrigkeit
nach einer durchzechten Nacht, während Besprechungen in
sauerstoffarmen Räumen oder nach einem üppigen Mittagessen.
Das ist normal. Wenn man aber plötzlich – von einer Sekunde
zur anderen, ohne Vorwarnung und Kontrolle – in Tiefschlaf fällt,
dann leidet man unter einer Krankheit namens Narkolepsie.


Die
Narkolepsie wurde zum ersten Mal im Jahr 1880 von Jean Baptiste
Edouard Gélineau (1859-1906) beschrieben, der den Namen
„Narkolepsie“ von den griechischen Worten narkosis (Betäubung)
und lepsis (überraschen) ableitete. In Deutschland leiden
zwischen 20.000
und 40.000 Menschen an Narkolepsie, wobei bei einem Großteil
die Erkrankung allerdings noch gar nicht diagnostiziert ist.



Mit
der bekannteren Epilepsie hat Narkolepsie nichts zu tun. Sie
ist eine chronische, neurologische Erkrankung, die vermutlich auf
einen Mangel des Botenstoffes Hypocretin im Gehirn zurückzuführen
ist. Dieser spielt eine wichtige Rolle bei der Regulation des
Schlaf-Wach-Verhaltens.



Typisch
für fast alle Narkolepsie-Patienten ist, dass sie von einer mehr
oder weniger schweren Tagesschläfrigkeit geplagt werden. Im
Extremfall kommt es zu sogenannten imperativen Einschlafattacken,
gegen die sich der Betroffene nicht zur Wehr setzen kann. Passieren
kann dies auch in ungewöhnlichen Situationen, etwa beim Essen
oder Autofahren. Ein solcher Schlafanfall kann eine Minute aber auch
bis zu einer Stunde andauern. Danach fühlt sich der Patient
erfrischt und munter, doch nach einiger Zeit kann es zu einer
erneuten Schlafattacke kommen.



Neben
der Tagesschläfrigkeit kommt es bei einem Teil der
Narkolepsie-Patienten mehr oder weniger häufig zu plötzlichen
und kurzen Verlusten der Kontrolle über die Muskeln, die als
Kataplexien bezeichnet werden. Bei leichten Kataplexien kann nur die
Gesichtsmuskulatur erschlaffen, schwere Anfälle lassen den
gesamten Körper zusammensacken, was auf Außenstehende
meist sehr dramatisch wirkt. Ausgelöst werden können
Kataplexien beispielsweise durch starke Gefühle wie Lachen,
Angst, Ärger oder Überraschung. So können einem zum
Beispiel die Knie weich werden, wenn jemand einen guten Witz erzählt.



Selbst
viele Ärzte können die Symptome der Narkolepsie nicht immer
richtig zuordnen. Fälschlicherweise werden sie oft mit denen
einer Epilepsie oder Depression verwechselt oder – schlimmer noch –
als absichtliche Faulheit missgedeutet. Daher dauert es manchmal
viele Jahre bis zu einer korrekten Diagnose.



Man
kann der Narkolepsie zwar weder vorbeugen, noch kann man sie heilen;
eine Behandlung der Symptome ist aber empfehlenswert, weil sie dem
Betroffenen helfen kann, im Alltag und im Berufsleben besser mit
seiner Krankheit zurecht zu kommen. Gegen exzessive
Tagesschläfrigkeit bei Narkolepsie setzen Ärzte den
Wirkstoff Modafinil ein. Modafinil soll die Wachheit am Tag erhöhen,
indem es auf die Schlaf-Wach-Zentren im Gehirn einwirkt. Die
Patienten sollen so wieder ein fast normales Leben führen
können.



Wenn
man vermutet, dass man an einer Narkolepsie leidet, macht es also
Sinn, frühzeitig einen Arzt aufzusuchen. Steht die Diagnose dann
fest, sollte man auch seine Angehörigen, die Arbeitskollegen und
den Arbeitgeber darüber informieren, um mögliche
Missverständnisse zu vermeiden.



WANC 06.11.06/dgk

 
 
 
 
 
 
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