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Narkolepsie: Einfach während aktiver Tätigkeiten - wie im Gespräch oder beim Essen - einschalfen (Foto: Stock photo)
> Narkolepsie: Und plötzlich schläftst du einfach ein

Narkolepsie ist eine Krankheit, die
man nur schwer begreift. Menschen im Kampf gegen die ständige
Müdigkeit. Menschen, die bei irgendwelchen Arbeiten einfach
einschlafen. Menschen, die plötzlich wie versteinert stehen bleiben
oder einfach umfallen und keine Reaktion mehr zeigen. Niemand weiß
bisher, wie es zu der Erkrankung kommt. Eine Heilung gibt es nicht.
Uwe Martin ist Fotograf. Eines von Martins Bildern zeigt eine Frau, die
reglos auf dem nassen Bürgersteig vor einer Boutique liegt. Sie ist
einfach umgekippt. Es regnet. Ein Mann mit Tasche und Schirm ist an ihr
vorbei gelaufen. Martin hat eine Frau fotografiert, die an Narkolepsie
leidet. Die drastischen Bilder hat Martin in der Süddeutschen Zeitung
veröffentlicht. Warum er so etwas fotografiert? Seine Mutter litt auch
unter Narkolepsie. Narkolepsie ist eine verstörende Krankheit. Vor allem für die, die
damit konfrontiert werden, ohne zu wissen, worum es eigentlich geht.
Die Narkolepsie, im Volksmund auch als Schlafkrankheit bezeichnet, ist
eine seltene Erkrankung des Nervensystems, an der in Deutschland um die
30.000 Menschen leiden. Häufig ist es eine unerklärliche Müdigkeit, mit
der die Krankheit schleichend beginnt. Die Patienten schlafen während
aktiver Tätigkeiten ein, z.B. im Gespräch oder beim Essen. Einige Zeit später kommen häufig noch andere Symptome hinzu, z.B.
Kataplexien, bei denen die Patienten die Kontrolle über ihre Muskeln
verlieren. In leichten Fällen kann das zum Erschlaffen der
Gesichtsmuskulatur führen, in schweren Fällen sacken die Betroffenen in
sich zusammen und sinken einfach zu Boden. Diesen Zustand hat Martin mit seinen Bildern (www.uwehmartin.de)
eingefangen. Die Frau auf dem Bild heißt übrigens Lisa. Erstaunlich
daran ist: Lisa ist vollkommen wach. Sie erlebt alles mit, was um sie
herum vorgeht. Aber sie kann sich nicht bewegen. Dennoch konnte Martin
mit Lisa während ihrer Anfälle kommunizieren: durch Zwinkern mit den
Augenlidern. Martin beschreibt das im Interview mit der Süddeutschen (Mein Feind,
der Schlaf – 24.6.2010) so: „ Die Kataplexien werden durch starke
Emotionen ausgelöst, wie etwa Freude, Trauer, Lachen oder Erschrecken.
Es kann sein, dass nur einzelne Körperteile betroffen sind – etwa ein
Arm. Bei Lisa ist es der gesamte Körper. Es dauert bis zu 30 Minuten,
bevor sie sich wieder bewegen kann..... Bei Lisa kommt das im Schnitt
einmal am Tag vor.“ Menschen, die an Narkolepsie leiden, werden nachts von Schlafstörungen
und tagsüber von Einschlafattacken gequält. Sie schlafen nur leicht,
wachen oft auf und liegen dann stundenlang wach. Auch Alpträume und
Halluzinationen sind häufige Begleiterscheinungen der Narkolepsie.

 Die Erkrankung kann bereits im Kindesalter auftreten. Häufig wird sie
aber erst viel später im Erwachsenenalter diagnostiziert. Wie bei
anderen seltenen Krankheiten besteht nämlich auch bei der Narkolepsie
das Problem, dass sie oft erst nach Jahren erkannt wird, weil die
Symptome zuvor fehlgedeutet wurden. Hinzu kommt, dass viele Betroffene
charakteristische Symptome, z.B. Halluzinationen, beim Arztbesuch
verschweigen, und zwar aus Angst, für psychisch krank gehalten zu
werden. So können mitunter bis zu zehn Jahre und mehr vergehen, ehe die
endgültige Diagnose feststeht.

 Die Narkolepsie ist eine chronische Krankheit, die bisher nicht geheilt
werden kann. Warum und bei wem die Erkrankung auftritt, ist noch nicht
geklärt. Vermutlich haben die Patienten eine erbliche Veranlagung, die
in Kombination mit äußeren Faktoren oder belastenden Ereignissen zum
Ausbruch führt. Eine Behandlung der Narkolepsie ist heute in Grenzen möglich. So gibt
es verschiedenen Strategien, besser mit der Krankheit umzugehen: z.B.
den Tag mit Schlafpausen zu planen, Übergewicht vermeiden, regelmäßig
bewegen. Darüber hinaus gibt es Medikamente gegen die
Tagesschläfrigkeit. Eingesetzt werden so genannte Stimulanzien
(wachheitsfördernde Mittel) mit den Wirkstoffen Methylphenidat und
Modafinil. Gegen Kataplexien sollen Antidepressiva (Wirkstoff
Clomipramin) helfen. Und dem gestörten Nachtschlaf sollen 
Schlafmittel - so genannte Hypnotika (Wirkstoffte Zolpidem, Zopiclon,
Natriumoxybat) – abhelfen. 

 WANC 06.07.10, Quelle: humannews, Deutsche Narkolepsie Gesellschaft, Süddeutsche Zeitung
 
 
 
 
 
 
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