Freiverkäufliche Schmerzmittel: Reduzierte Abgabemengen vermeiden Vergiftungen

Die Gefahren von Schmerzmitteln, die ohne Rezept in Apotheken gekauft werden können, sind lange unterschätzt worden. Mittel wie Thomapyrin, Aspirin, Dolormin, Diclofenac, Naporxen oder Paracetamol können bei dauerhaftem Gebrauch oder bei zu hoher Dosierung der Gesundheit schwer schaden. Sie können die Herzfunktion verschlechtern, zum Versagen der Niere oder Vergiftung der Leber führen oder Blutungen in Magen und Darm bewirken. Mittlerweile sind bei manchen Medikamenten die Packungsgrößen beschränkt worden. Eine englische Studie hat nun beispielhaft für Paracetamol nachgewiesen, dass die Beschränkungen Leben retten.

Sie werden schnell eingenommen, die Mittel, die den Schmerz auch schnell besiegen sollen. Dazu reicht der Gang in die Apotheke. Im Durchschnitt nimmt jeder Deutsche 50 dieser ohne Rezept zu erhaltenen Medikamente gegen Schmerz im Jahr. Dass es für diese Arzneimittel keine Verschreibungspflicht gibt, heißt aber nicht, dass sie weniger wirken oder gefahrlos sind. Im Gegenteil: Weil die Mittel oft ohne Kontrolle eingenommen werden, ist die Gefahr einer Überdosierung hoch.

Inzwischen haben die Behörden reagiert. Für die meisten der Schmerzmittel gibt es eine Beschränkung der Verpackungsgröße, wenn sie ohne Rezept gekauft werden können: In der Regel enthaltenen diese Packungen nur noch die Menge für drei bis vier Behandlungstage. Wer mehr braucht, muss zum Arzt und sich ein Rezept holen.

Das wird in anderen Ländern nicht viel anders gehandhabt, in vielen bestehen die Beschränkungen aber schon länger als bei uns. In England und Wales beispielsweise wurde die Packungsgröße für Paracetamol bereits 1998 per Gesetz beschränkt.

Die nun durchgeführte Studie hat errechnet, dass durch die kleineren Paracetamol-Packungen sowohl die auf die Einnahme zurückzuführenden Selbstmordzahlen wie auch Schädigungen der Leber gesunken sind. Bei den Selbstmorden wurde für die etwas mehr als elf Jahre seit der Gesetzesänderung eine Verminderung um 43% festgestellt. Und bei den Vergiftungen der Leber kamen die Wissenschaftler auf eine Reduktion um 61%.

Die Wissenschaftler von verschiedenen englischen Universitäten empfehlen, trotz der positiven Entwicklung, die Packungsgrößen noch weiter zu verkleinern und den Wirkstoffgehalt in jeder Tablette zu senken. Denn immerhin würden jedes Jahr noch 121 Menschen in England und Wales aufgrund der Folgen einer Paracetamol-Überdosierung sterben.

Berliner Ärzteblatt 19.02.2013/ Quelle: BMJ 2013

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Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/index.php/paracetamol-1902-13.php
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