Lebensstil beeinflußt Auftreten von Kopfschmerz

Warum bekommt man eigentlich
Kopfschmerzen? Und warum kehren sie bei manchen Menschen wie Anfälle
immer wieder? Ein Faktor, der das Auftreten von Kopfschmerz erheblich
beeinflußt, ist der Lebensstil: Neben Stress zählen dazu alkoholische
Getränken und Kaffee, Rauchen und wenig körperliche Bewegung. Der
Umkehrschluss gilt: Durch eine gesunde Lebensweise kann man durchaus
Einfluss auf diese Kopfschmerzen nehmen.
Dieser Schmerz -  ob dumpf, drückend, ziehend, hämmernd oder
pochend - trifft viele Menschen. Und meist ist er fast
unerträglich:  Etwa fünf Prozent der Deutschen leiden unter
täglichen Kopfschmerzen, 70 Prozent haben chronisch wiederkehrende oder
anfallsartige Kopfschmerzen. Und etwa jede sechste Frau und jeder
zwölfte Mann sind von Migräne betroffen. Neben vererblichen Faktoren gibt es bestimmte Lebensgewohnheiten, die
den Kopfschmerz. Dazu bezieht sich Privatdozentin Dr. Stefanie
Förderreuther, Generalsekretärin der Deutschen Migräne- und
Kopfschmerzgesellschaft auf eine kürzlich veröffentliche Studie. Darin
wurden über 5.800 norwegische Jugendliche im Alter zwischen 16 und 19
Jahren zu ihrem Lebensstil und dem Auftreten von Kopfschmerzen befragt.
Es zeigte sich, dass wiederkehrende Kopfschmerzen deutlich häufiger bei
Übergewicht, geringen sportlichen Aktivitäten und Rauchen auftraten. Eine etwas kleinere Erhebung aus Deutschland, an 1.260 Gymnasiasten der 10. und 11. Klasse, brachte vergleichbare Ergebnisse: Das häufige Konsumieren von
alkoholischen Getränken und Kaffee, Rauchen und wenige körperliche
Aktivitäten war mit dem Auftreten von Migräne und
Spannungskopfschmerzen verbunden. Betont Förderreuther: „Migräne und Spannungskopfschmerzen können zwar
schon im Kindesalter auftreten, aber bei den meisten Patienten beginnen
sie erst nach der Pubertät. Durch eine gesunde Lebensweise kann man
offenbar durchaus Einfluss auf diese Kopfschmerzen nehmen. Die
genetische Vorbelastung spielt zwar sicher mit eine Rolle, aber sie ist
eben nicht der einzige Faktor. Da wir die genetischen Faktoren nicht
beeinflussen können, ist es besonders wichtig, sich auf solche Dinge zu
konzentrieren. Je früher wir Kopfschmerzen gezielt behandeln - also
gerade schon bei den Jugendlichen - umso geringer sind die Risiken für
eine spätere Chronifizierung.“ Förderreuther hebt hervor, dass man Kopfschmerzen in einem gewissen Maß
vorbeugen könne. Die meisten Menschen könnten sehr gut erkennen, dass
es Auslöser gibt, die man beeinflussen kann. Dazu gehörten in erster
Linie beruflicher und privater Stress. Erzählt die Ärztin: „Die
beruflichen Anforderungen werden immer höher. Viele meiner Patienten
erzählen, dass in ihrer Abteilung Personal gespart wurde, dass sie
jetzt noch mehr Aufgaben zu erledigen haben und nicht mehr wissen, wie
sie ihr Pensum erledigen sollen. Im Nacken sitzt dann oft die Angst um
den Arbeitsplatz - da ist es dann natürlich nicht leicht, eine Änderung
herbeizuführen.“ Neben Stress gehöhren zu den Auslösern aber auch Unregelmäßigkeiten im
Tagesablauf wie das Weglassen einer Mahlzeit, zu wenig
Flüssigkeitszufuhr, aber auch zu viel oder zu wenig Schlaf. Bei
Menschen, die in der Woche immer früh aufstehen und am Wochenende
regelmäßig Kopfschmerzen bekommen, kann das Klingeln des Weckers zur
gewohnten Zeit schon helfen, diese zu vermeiden. Rät Förderreuther: „Danach können sie weiterschlafen und ersparen sich
so vielleicht den einen oder anderen Kopfschmerztag. Bewegungsmangel,
zuviel Alkohol, alles das sind Faktoren, die man angehen kann. Oft
hilft es, einmal einen Kopfschmerzkalender zu führen, um Auslöser zu
erkennen. Was viele Patienten nicht wissen ist, dass die häufige und
übermäßige Einnahme von Schmerzmitteln im Endeffekt Kopfschmerzen
chronifiziert.“ Was die Behandlung von Kopfschmerzen betrifft, erklärt Förderreuther,
den Unterschied einer Akutbehandlung und der vorbeugenden Therapie und
warnt dabei: „Die Akuttherapie ist wichtig, um den akuten Schmerz zu
lindern. Ein Problem ist, dass alle Substanzen, die man zur Behandlung
von Kopfschmerzen einsetzen kann, bei Kopfschmerzpatienten zur
Entwicklung eines Medikamenten-induzierten Kopfschmerzes führen können.
Das passiert immer dann, wenn Schmerzmittel immer häufiger und in immer
höheren Dosierungen, schließlich sogar schon prophylaktisch genommen
werden. Besonders gefährlich sind spezifische Migränemedikamente, die
sogenannten Triptane. Werden sie über Monate an mehr als zehn Tagen im
Monat genommen, führt dies bereits zu einer Zunahme der
Migräneattacken.“ Deshalb rät sie: „Einzige Rettung aus diesem Teufelskreis ist dann ein
regelrechter Medikamentenentzug. Viel besser ist es, es gar nicht erst
so weit kommen zu lassen. In der vorbeugenden Kopfschmerztherapie
kennen wir nicht medikamentöse Maßnahmen - die vielen Patienten
allerdings zu aufwendig sind. Oft ist es schwer die Patienten dazu zu
motivieren: Erlernen von Entspannungstechniken und deren regelmäßige
Anwendung, regelmäßiger Ausdauersport wie Joggen, Radfahren, Schwimmen
dreimal die Woche über mindestens eine halbe Stunde oder aber auch
verhaltenstherapeutisch orientierte Verfahren wie das Erlernen von
Stressbewältigungsstrategien.“ Was die Prophylaxe betrifft, muß der Patient Geduld aufbringen: „Ziel
einer medikamentösen Prophylaxe ist es, die Frequenz mit der
Kopfschmerzen auftreten zu reduzieren und die Kopfschmerzen selbst
etwas zu mildern. Eine "Heilung" kann in aller Regel nicht erreicht
werden. Entscheidet sich ein Patient für eine medikamentöse Prophylaxe,
dann stehen verschiedene Substanzen zur Verfügung. Allen gemeinsam ist,
dass sie nicht vom ersten Tag an wirken. Erst nach sechs bis acht
Wochen kann der Effekt beurteilt werden. Wirkt eine Substanz, behandelt
man in aller Regel für weitere sechs bis neun Monate und prüft dann, ob
es auch wieder ohne Prophylaxe geht. Eine Prophylaxe ist also keine
Therapie, die dann lebenslang durchgeführt werden muss.“ In Bezug auf Migräne haben Wissenschaftler u.a. der Uniklink der
Universität Köln einen ersten genetischen Risikofaktor identifiziert,
der mit der Migräne mit und ohne Aura in Zusammenhang steht. Patienten
mit einer spezifischen DNA-Variante zwischen zwei Genen auf Chromosom
8, PGCP und MTDH/AEG-1, haben ein erhöhtes Risiko, an einer Migräne zu
erkranken, so das Ergebnis der Studie. Eine mögliche Erklärung für
diesen Zusammenhang sehen die Wissenschaftler darin, dass diese
DNA-Variante u. U. den Glutamat-Haushalt reguliert. Glutamat ist ein Neurotransmitter – also eine Art Botschafter, der
Informationen von einer zu anderen Nervenzelle im Gehirn überträgt.
Eine Anhäufung von Glutamat in den Nervenzellenverbindungen (Synapsen)
könnte dabei eine wichtige Rolle beim Auslösen von Migräneanfällen
spielen. Ziel neuer Therapieansätze wäre es dann, die Ansammlung von
Glutamat an den Synapsen zu minimieren. WANC 31.08.10, Quelle: Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft, Universität zu Köln





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http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/index.php/31_08_kopfschmerz_migraene.php
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