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Nackenschmerz ist eines der häufigsten Begleitsymptome bei Migräne (Foto: KKH-Allianz)
> Kopf- und Nackenschmerz zusammen: Oft ist es Migräne





Immer wiederkehrende Nackenschmerzen und meist gleichzeitig
auftretendepochende
Stirnkopfschmerzen, die von Licht- und Lärmempfindlichkeit sowie Übelkeit begleitet
werden. Meist handelt es sich dann um eine Migräne. Denn Nackenschmerzen sind
bei vielen Migränepatienten die Begleiter von Kopfschmerzen.





„In einer amerikanischen Untersuchung an Migränepatienten
litten bis zu 50 Prozent an Übelkeit, einem häufigen Begleitsymptom bei
Migräne. Bis zu 70 Prozent beklagten Nackenschmerzen während ihrer
Migräneattacken“, sagt Dr. Tim Jürgens, Neurologe am Universitätsklinikum
Hamburg-Eppendorf und Mitglied der Deutschen Migräne- und
Kopfschmerzgesellschaft (DMKG).





Damit zählen Nackenschmerzen zu den häufigsten Symptomen bei
Migräne und lassen sich durch eine wirksame Akutbehandlung lindern. Bei
häufigen Attacken (ab etwa drei bis vier Mal pro Monat) ist dann auch eine
vorbeugende medikamentöse Behandlung sinnvoll, bei der neben Betablockern auch
Antidepressiva wie Amitriptylin, Epilepsiemedikamente wie Topiramat und andere
Wirkstoffe wie Flunarizin mit großem Erfolg eingesetzt werden.





Unbedingt sinnvoll ist bei Migräne auch begleitender
regelmäßiger Ausdauersport, wobei das genaue Wirkprinzip noch unklar ist. Erklären
lässt sich der Zusammenhang zwischen Kopf- und Nackenschmerzen durch
Verbindungen zwischen dem Trigeminusnerv, der für die Wahrnehmung von Schmerzen
im Gesicht, dem vorderen Teil des Kopfes und den das Gehirn umgebenden
Hirnhäuten zuständig ist, und dem großen Hinterhauptsnerv, der den Hinterkopf
und den Nacken innerviert. Fasern beider Nerven treffen im Gehirn aufeinander,
so dass eine durch Migräneattacken bedingte vermehrte Aktivität des
Trigeminusnerven über diesen Mechanismus zu Schmerzen im Nacken und Hinterkopf
führen kann.





Bei Nackenschmerzen im Zusammenhang mit einer Migräne ist
bei normalen Befunden in der Untersuchung des Nervensystems durch einen
Neurologen eine weitere Diagnostik entbehrlich. Insbesondere
Röntgenuntersuchungen der Halswirbelsäule, aber auch Kernspintomographien der
Halswirbelsäule sind in diesem Zusammenhang meist nicht sinnvoll, denn sie
verunsichern Patienten und verursachen neben möglicher Strahlenbelastung beim
Röntgen auch hohe Kosten.





Anders sieht dies bei älteren Patienten sowie Patienten mit
Nackenschmerzen ohne zeitlichen Zusammenhang zu einer Migräneattacke aus. „Hier
kann die enge Zusammenarbeit mit anderen Fachärzten notwendig werden“, sagt
Jürgens. Denn hinter diesen Beschwerden können sich vielfältige andere
Erkrankungen – von Abnutzungserscheinungen an der Halswirbelsäule bis zum
akuten Schlaganfall - verbergen, so dass ein interdisziplinäres Vorgehen und
weitere Diagnostik



notwendig werden. Bevor operative Eingriffe an der
Halswirbelsäule wegen Nacken- und Kopfschmerzen durchgeführt werden, empfiehlt
sich stets die Konsultation eines Neurologen. Während operative Eingriffe bei
einem akuten Bandscheibenvorfall im Bereich der Halswirbelsäule ihre
Berechtigung haben, sollte ausgeschlossen werden, dass es sich um eine gut
konservativ behandelbare Erkrankung wie eine Migräne handelt.

30.08.2010/ Quelle: Kopfschmerzambulanz der Neurologischen
Klinik und Institut für Systemische Neurowissenschaften und
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE)



 
 
 
 
 
 
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