Süßigkeiten: Doch keine Auslöser von Migräne

Viele Menschen vermuten einen
Zusammenhang zwischen dem Auftreten von Kopfschmerzen und ihrer
Ernährung. Beispielsweise wird Schokolade - neben Rotwein und Käse -
oft nachgesagt, eine Migräneattacke zu provozieren. Doch Experten sagen
nun, dass die Nahrung als Auslöser der Kopfschmerzen überwertet wird.
Wissenschaftliche Belege für diese Annahme gebe es nicht. Dennoch: Da
die Auslöser der Krankheit so wenig wirklich erforscht sind, bleibt es
bei der individuellen Erfahrung des Betroffenen und der Erkenntnis: Was
nicht schadet, ist erlaubt.
Schokolade und andere Süßigkeiten, wie zum Beispiel Gummibärchen,
werden immer wieder als Auslöser für Migräneattacken genannt.
Hintergrund dafür ist, dass es in einer Vorphase der Migräne, der so
genannten Prodromalphase, häufig zu Stimmungsschwankungen, Gereiztheit,
Nervosität, Müdigkeit, Konzentrationsstörungen und auch
Heißhunger-Attacken bei Migränepatienten kommt. Bis zu 70 Prozent der Patienten berichten von einer solchen
Vorbotenphase, in der sie ein geändertes Verhalten zeigen. “Bei einer
plötzlich auftretenden Essattacke wird dann in kurzer Zeit zum Beispiel
eine ganze Tafel Schokolade vernichtet," sagt Dr. Stefanie
Förderreuther, Generalsekretärin der Deutschen Migräne- und
Kopfschmerzgesellschaft (DMKG). Dies habe Schokolade in den Ruf
gebracht, Migräneattacken auszulösen. Wissenschaftliche Untersuchungen
hätten jedoch gezeigt, dass dem so nicht ist. Eine Studie untersuchte das Auftreten von Migräneattacken bei
Patienten, die sich sicher waren, dass ihre Attacken durch Schokolade
ausgelöst würden und Patienten, die einen derartigen Auslöser nicht für
sich beobachtet hatten. Beide Gruppen aßen unter verblindeten (also für
die Betroffenen nicht ersichtlich) Bedingungen einmal Schokolade und
einmal einen Ersatzstoff, den man geschmacklich nicht von Schokolade
unterscheiden konnte. Dabei wurde festgehalten, ob eine Attacke
auftrat. Die Forscher berichten, dass keine signifikanten Unterschiede in den
einzelnen Gruppen festgestellt werden konnten. Beide zeigten eine
ähnliche Häufigkeit der Migräneattacken. Möglicherweise ist eine
Essattacke in der Prodromalphase für manche Patienten sogar günstig, da
sich der Körper im Vorfeld für die schweren Migränesymptome rüstet und
vor Einsetzen von Inappetenz, Übelkeit und Erbrechen noch einmal für
die Aufnahme von Kalorien sorgt. Etwas 10 Prozent der Migräniker meinen, dass eine Migräneattacke durch
bestimmte Nahrungsmittel ausgelöst worden ist. Als „Täter“ nennen sie
dabei meist verschiedene Käsesorten, Schokolade, Zitrusfrüchte und
selten auch Tomaten und Zwiebeln. Was aber genau die Attacke auslöst,
weiß man nicht. Vermutungen besagen, dass bestimmte chemische
Substanzen, die in diesen Nahrungsmittel vorkommen, den Anfall
herbeiführen z.B. bei Käse das darin enthaltene Tyramin, bei Schokolade
das Phenylatylamin. Die Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft sagt aber nun, dass
Nahrungsmittel als direkte Auslöser für Migräne überschätzt werden. Die
einzige Ausnahme würden bestimmte alkoholische Getränke, insbesondere
Rotwein, darstellen. Sie führen bei manchen Migränepatienten regelhaft
zu Attacken. Dabei ist es jedoch meist nicht der Alkohol, sondern
bestimmte Inhaltsstoffe im alkoholischen Getränk, die die Attacke
auslösen. Es sei daher für Migränepatienten in der Regel nicht notwendig
grundsätzlich auf Alkohol zu verzichten. Jeder Patient sollte wissen,
dass ein Nahrungsmittel nur dann ein Trigger (Auslöser) für Migräne
ist, wenn es regelhaft und im direkten zeitlichen Zusammenhang mit
seinen Genussattacken steht. Für die meisten Patienten gelte, dass sie
alles genießen dürfen und keine speziellen Diäten einhalten müssten. WANC 30.03.10, Quelle: Neurologische Klinik der LMU München, Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/index.php/30_03_schokolade_migraene.php
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