Neurostimulation kann chronische Schmerzen lindern

Schmerzen sind eine schlimme Geisel.
Vor allem, wenn sie immer wieder kommen und gar nicht aufhören wollen.
Dagegen soll eine Behandlung helfen, bei der elektrische Impulse die
Schmerzsignale in den Zellen verdrängen. Die Therapie nennt sich
Neurostimulation.
Schon in der Antike experimentierten Menschen mit elektrischen Impulsen
gegen Schmerz. Ihre Energiequelle waren damals Fische, die Stromstöße
abgeben. Mitte der 1960er-Jahre beschrieben die beiden Forscher Ronald
Melzack und Patrick Wall erstmals wissenschaftlich die Wirkungsweise,
die sich die funktionelle Neurochirurgie nun zunutze macht: Verschiedene sensorische Informationen werden über parallele
Nervenbahnen übertragen, die sich gegenseitig behindern. Werden
bestimmte Nerven gezielt durch elektrische Impulse gereizt, so
verdrängen diese Signale an den Schaltstellen im Rückenmark und im
Gehirn andere Reize, die als Schmerz wahrgenommen werden. „Patienten mit chronischen Schmerzen, bei denen chirurgische Eingriffe
und medikamentöse oder physikalische Therapieformen nicht erfolgreich
waren, dürfen sich von der Rückenmarksstimulation Besserung erhoffen“,
sagt Dr. Guilherme Lepski, Facharzt der Tübinger Universitätsklinik für
Neurochirurgie. Bei einer kleinen Operation mit lokaler Betäubung wird eine Elektrode
in den Spinalkanal eingebracht. Noch während des Eingriffs prüft der
operierende Arzt den korrekten Sitz der Elektrode durch elektrische
Signale, die an der von Schmerzen betroffenen Körperregion ein leichtes
Kribbeln erzeugen. Nach der Operation liefert ein kleiner, zunächst
außerhalb des Körpers angebrachter Pulsgenerator die Signale. Eine
Woche lang wird so die schmerzhemmende Wirkung im Alltag des Patienten
beobachtet. Bei Erfolg wird dann auch der Signalgeber unter die Haut
verpflanzt. „80 Prozent aller Patienten sind mit dem Ergebnis zufrieden und erleben
die Intensität des Schmerzes um mindestens die Hälfte reduziert“, so
Lepski. Für chronisch schmerzgeplagte Patienten bedeute dieser Eingriff
eine erhebliche Verbesserung ihrer Lebensqualität. Die Therapie habe –
abgesehen von dem erzeugten Kribbeln, das von den Patienten nicht als
unangenehm empfunden werde – praktisch keine Nebenwirkungen. Jedenfalls
keine unerwünschten: Bei Patienten mit Gefäßverengungen führen die
elektrischen Impulse sogar zu einer Erweiterung der Blutbahnen. In Frage kommt diese neue Therapieform*, deren Kosten bei
entsprechender Indikation von den Krankenkassen übernommen wird, für
eine Vielzahl chronischer Schmerzpatienten. Erfolgreich behandelt
wurden bereits Patienten nach Rückenoperationen, bei denen trotz
beseitigter Kompression der Nervenwurzeln Schmerzen im Rücken oder in
den Beinen zurückgeblieben waren. Auch bei Durchblutungsstörungen in
Füßen oder Händen wie bei der periphen arteriellen Verschlusskrankheit
(pAVK) oder nach Entzündungskrankheiten hat sich die Methode bewährt,
ebenso bei chronischer Angina pectoris, beim komplexen regionalen
Schmerzsyndrom (CRPS) und vielen Formen der Neuralgie. WANC 29.09.10, Quelle: Universitätsklinikum Tübingen, Klinik für Neurochirurgie





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/index.php/29_09_neurostimulation_schmerz.php
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