Schmerzen: Wie Hormone sie beeinflussen

Hormone scheinen bei der Entstehung von Schmerzen eine wichtige Rolle zu spielen. Auch wenn die Wissenschaftler noch nicht genau wissen, wie es genau funktioniert, glauben sie, dass vor allem der schnelle Wechsel der Hormonwerte, den Schmerz anschwellen oder nachlassen läßt. Grundsätzlich sollen männliche Hormone ein Sinken und weibliche Hormone eine Steigen des Schmerzempfindens bewirken.

Dass Frauen mehr Schmerzen ertragen müssen, war den Forschern seit langem bekannt. Nun hat eine italienische Wissenschaftlerin der Universität von Siena gezeigt, dass Hormone dabei eine wesentliche Rolle spielen. Männer, die sich zu Frauen "umoperieren" ließen, klagten nämlich plötzlich über chronische Schmerzen, berichtet die Forscherin im Wissenschaftsmagazin Nature
.

Die Physiologin Anna Maria Aloisi hat im Test 54 Männer, die Östrogen und Anti-Androgene zum "weiblich werden" verabreicht bekamen, genau untersucht. Demnach traten bei 30 Prozent der Behandelten Schmerzen, in erster Linie chronische Kopfschmerzen, auf.

"Tatsächlich konnten wir nachweisen, dass Östrogen in hohen Dosen verabreicht, zu den Schmerzen führten", so die Forscherin beim 11. Welt-Schmerzkongress
. Eine andere Studie mit Frauen, die sich einer Geschlechtsumwandlung unterzogen und das männliche Hormon Testosteron verabreicht bekamen, berichteten die Frauen über ein Nachlassen der Schmerzen. "Sie schienen sich generell wesentlich besser zu fühlen", so Aloisi.

Die Studie unterstreicht einmal mehr die Geschlechtsunterschiede bei Schmerzen. Obwohl niemand erklären kann, wie Hormone tatsächlich das Schmerzempfinden beeinflussen, bestätigte die Untersuchung vorhergehende Ergebnisse. Forscher nehmen an, dass Testosteron das Schmerzempfinden abstumpft, indem es exzitatorische Schmerzpfade im Nervensystem dämpft. Umgekehrt wirkt Östrogen deshalb schmerzverstärkend, weil es Hemmmechanismen, die das Schmerzempfinden senken, blockiert.

Obwohl diese Theorien scheinbar stimmen, ist die Wirkweise von Östrogen dennoch wesentlich komplexer als vermutet. Frauen leiden nämlich während der Menstruation dann am meisten, wenn der Östrogenwert am niedrigsten ist. Umgekehrt treten in der Pubertät bei Mädchen dann Schmerzen auf, wenn die Östrogenwerte ansteigen.

Nach Ansicht der Forscher sind rasche Veränderung der Hormonwerte dafür verantwortlich, dass Schmerzen auftreten. "Es sind nicht die Werte per se", meint die Epidemiologin Linda LaResche von der University of Washington in Seattle. LaResche untersucht Frauen die die Pille so nehmen, dass sie keine Menstruation mehr bekommen. Dadurch will sie erforschen, ob die Östrogenwerte tatsächlich das Problem sind oder ob es tatsächlich der rasche Unterschied in den Werten ist, der zu Schmerzen führt.

WANC 29.08.04/pte





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/index.php/29_08_schmerzen_hormone.php
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