Krankengymnastik
Übungen gegen Rückenbeschwerden (Foto: BKK)
> Innerhalb von acht Jahren 30 Prozent mehr Bundesbürger mit Rückenschmerzen

Immer mehr Menschen geben an, unter Rückenschmerzen zu leiden.
Allerdings gehen sie deshalb immer seltener zum Arzt, sondern vertrauen
auf eigene Behandlungsmethoden. Bei den Geschlechtern ergeben sich
unterschiedliche Schmerzmuster, so leiden Frauen öfter an chronischen
oder sehr häufigen Schmerzen.


Die Zahl der von
Rückenschmerz geplagten Bundesbürger hat in den letzten
acht Jahren um 30 Prozent zugenommen: Heute geben fast 70 Prozent der
Bundesbürger an, dass sie Rückenbeschwerden haben, wenn
auch die meisten nur gelegentlich. Noch vor acht Jahren betraf dies
lediglich jeden Zweiten (53 Prozent). Allerdings hat sich auch die
Zahl der Menschen mit ständigen Schmerzen mehr als verdoppelt:
Sagten 1998 nur sechs Prozent der Befragten, ihnen schmerze der
Rücken täglich, sind es 2006 bereits 15 Prozent.



In den letzten Jahren gingen
aber immer weniger Menschen wegen Rückenschmerzen zum
Arzt: Suchten im Jahr 1998 noch mehr als die Hälfte der Betroffenen
ärztlichen Rat (57 Prozent), geben in diesem Jahr nur noch Vier von Zehn
(39 Prozent) an, sich deswegen behandeln zu lassen; 2005 waren 44
Prozent beim Arzt. Die meisten suchen 2006 wegen ihrer Rückenprobleme
den Hausarzt auf (74 Prozent), mehr als die Hälfte (62 Prozent)
suchen Hilfe beim Orthopäden. Relativ selten werden Internisten (17
Prozent) und Schmerztherapeuten (12 Prozent) benannt.



Im vergangenen Jahr wurde
gefragt, warum immer mehr Rückenschmerzgeplagte
auf einen Arztbesuch verzichtet haben. Ein Viertel meinte, dass die
Schmerzen nicht schlimm genug gewesen seien. 13 Prozent glaubten, die
Beschwerden verschwinden von allein und zwölf Prozent behandeln
ihren Rücken lieber selbst. Acht Prozent hatten keine Zeit zum
Arzt zu gehen oder glaubten, der Arzt könne ihnen nicht helfen.
Nur vier Prozent gaben an, aus Kostengründen auf medizinische
Behandlung zu verzichten.



Die überwiegende
Mehrheit (70 Prozent) der Rückenschmerzgeplagten bekundeten, dass bei ihnen
der Schmerz im Lendenwirbelbereich sitzt. Dies war vor acht Jahren
anders: Nur bei jedem Zweiten saß der Schmerz vor allem im
Lendenwirbelbereich. Über hauptsächliche Beschwerden im
Schulter- und Nackenbereich klagen heute 43 Prozent, dies sind etwas
weniger als vor acht Jahren (1998: 46 Prozent).



Laut Auskunft der Befragten
sagen 2006 die meisten Ärzte (63 Prozent), dass die Beschwerden
vor allem auf Verspannungen zurückzuführen seien. Vor acht
Jahren hielt weniger als die Hälfte der Ärzte Verspannungen
für die Ursache von Rückenschmerzen (43 Prozent in 1998).
Als häufige Auslöser von Rückenschmerzen werden 2006
die ungünstige oder falsche Körperhaltung von den Ärzten
benannt (45 Prozent). 1998 spielte die falsche Körperhaltung als
Schmerzursache kaum eine Rolle (18 Prozent). Die Befragten selbst
meinen 2006 am häufigsten, ihre Rückenschmerzen seien
berufsbedingt (32 Prozent).



Befragt nach der ärztlichen
Therapie gegen Rückenschmerzen werden 2006 am häufigsten
Medikamente benannt (63 Prozent). Damit werden Medikamente, wie
beispielsweise Schmerzmittel der Muskelentspanner, über 30 Prozent
häufiger angegeben als noch vor acht Jahren (1998: 47 Prozent). Krankengymnastik
verordnen die Ärzte aktuell jedem Zweiten (57 Prozent) und damit mehr
als doppelt so häufig als 1998 (22 Prozent). Der Anteil
chiropraktischer Maßnahmen hat enorm zugenommen: Von sieben
Prozent im Jahr 1998 auf nun 24 Prozent.



Die Befragten selbst setzen,
zum Vorbeugen oder Lindern ihrer Beschwerden vor allem auf
Gymnastik und Sport (17 und 15 Prozent). Medikamente (10 Prozent),
Massagen und Wärme als Rezept gegen Schmerzen (jeweils 12
Prozent) werden seltener benannt.



64 Prozent der Betroffenen
klagen gelegentlich über Rückenschmerzen (einmal im Monat
oder seltener). Zum einen sind dies die "Schreibtischtäter
mit temporären Verspannungen". Sie sind überwiegend
weiblich, zwischen 14 und 39 Jahre alt und sportlich recht aktiv.
Wenn sie Rückenprobleme haben, tut es ihnen vor allem im
Schulter-Nackenbereich weh - zum Lindern und Vorbeugen setzen sie auf
Massagen. Sie geben an, dass ihre Beschwerden vor allem am langen
Sitzen liegen.



Den "Kreuzgeplagten"
jüngeren Männern (zwischen 20 und 40 Jahren) tut der Rücken
ebenfalls seltener weh - allerdings sitzt bei ihnen der Schmerz eher
im Lendenwirbelbereich oder unterhalb. Sie glauben häufiger als
der Durchschnitt aller Betroffenen, dass ihre Rückenprobleme an
einem Bandscheibenvorfall liegen könnten. Sie setzen vor allem
auf Sport, um ihren Rückenbeschwerden vorzubeugen.



36 Prozent aller Betroffenen
schmerzt der Rücken häufiger (mindestens einmal
wöchentlich). Dies sind zum Einen die Älteren (ab 60
Jahre), die vor allem über Schmerzen im Lendenwirbelbereich
klagen. Ihre Eigen-Diagnose deckt sich mit der ihrer Ärzte:
Abnutzung, Verschleiß und Alterserscheinungen. Beim Arzt sind
sie öfter als der Durchschnitt und sie setzen bei Behandlung und
Vorbeugung auf Gymnastik, Bewegung und Salbe. Sie treiben weniger
Sport als der Durchschnitt und sind eher übergewichtig.



Unter chronischen oder sehr
häufigen Schmerzen, die als global beschrieben werden (sowohl im
Lendenwirbelbereich als auch im Schulter-Nackenbereich und
in Armen und Beinen) leiden überwiegend Frauen und Ältere ab 50
Jahren. Neben dem Hausarzt suchen sie häufig Orthopäden, Internisten
und Schmerztherapeuten auf. Die Ärzte diagnostizieren bei dieser
Gruppe vielfältige Rückenschmerzauslöser. Diese Rückenschmerzpatienten
bekommen diverse Behandlungen verordnet. Sport treiben die
chronisch Schmerzgeplagten eher selten. Sie sind häufiger
übergewichtig bis adipös.



WANC 24.10.06 Quelle:
Repräsentativbefragung des BKK Bundesverbandes, die tns
healthcare (Emnid) bei 6.016 Personen ab 14 Jahren durchführte.

 
 
 
 
 
 
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