Fibromyalgie: Schmerz bestimmt das Leben

Ständige Schmerzen prägen den Alltag dieser Menschen. Viele berichten von endlosen Odysseen von Arzt zu Arzt. Und immer wieder haben sie das Gefühl, als Simulant abgestempelt zu werden. Die Rede ist von Betroffenen, die unter Fibromyalgie leiden. Die Faser-Muskel-Erkrankung, die in der Regel Frauen acht Mal häufiger als Männer befällt, wird leider immer noch zu selten diagnostiziert.



„Manche Ärzte betrachten die Fibromyalgie als Verlegenheitsdiagnose oder streiten die Existenz dieser Krankheit schlicht ab. Das Fehlen naturwissenschaftlich leicht fassbarer Merkmale, zum Beispiel Labor- oder Röntgenbefunde, wecken ihre Zweifel“, schreibt Wolfgang Brückle in seinem Ratgeber „Fibromyalgie – endlich richtig erkennen und behandeln“ (TRIAS Verlag, Stuttgart. 2005).

Dabei sei Schmerz in der Zwischenzeit messbar. Schon vor Jahren hätten Untersuchungen Hinweise auf unterschiedliche Aktivitäten in Schmerzzentren des Gehirns zwischen Fibromyalgie-Patientinnen und gesunden Frauen ergeben. So sehr man jedoch gegen den Vorwurf angehen kann, die Betroffenen bildeten sich ihre Schmerzen ein, so wenig weiß man nach wie vor über die Ursachen der Erkrankung.




Therapien können nach Meinung des Rheumatologen daher nur an einzelnen Symptomen ansetzen. „Leider sind wir noch weit davon entfernt, die Krankheit heilen oder eine völlige Schmerzfreiheit erreichen zu können“, meint der Facharzt für Innere Medizin. „Nur mit einer Vielzahl kleiner Schritte geht es in Richtung Krankheitsverbesserung.“

Folgende ungünstige Faktoren können die belastenden Schmerzen am ganzen Körper hervorrufen: Organische Krankheiten, schwere körperliche Über- oder Fehlbelastungen, familiäre Sorgen, Trennungs- und Ablösungskrisen aber auch berufliche oder finanzielle Probleme. Die Entwicklung von einem Symptom bis zur klassischen Erkrankung dauerte nach Meinung Brückles durchschnittlich sieben Jahre.

„Im Vordergrund der Beschwerden bei Fibromyalgie stehen Schmerzen, die meistens an einer oder wenigen Stellen beginnen und sich über den gesamten Bewegungsapparat ausbreiten können“, erläutert Brückle. Die Wirbelsäule sei häufig zuerst betroffen. Von dort aus zögen die Schmerzen in den Hinterkopf, die Schultern, Ellbogen und Hände, die Hüftregion, in Knie und Knöchel. Schlafstörungen, die Neigung, schnell erschöpft zu sein, häufiges Frieren und Kopfschmerzen seien charakteristische Symptome außerhalb des Bewegungsapparates.




Das größte Problem für die mehr als eine Million Betroffenen in Deutschland ist der Verlust eines spontanen und aktiven Lebensstils. Ein Teufelskreis beginnt: Das Gefühl der Hoffnungslosigkeit und Isolation wirkt sich ungünstig auf die Erkrankung aus, die Schmerzen nehmen zu. Die Betroffenen verlieren sich im chronischen Schmerz, unternehmen weniger, verzichten auf soziale Kontakte.

„Diese Einstellung müssen Sie unbedingt überwinden; denn sie führt auf lange Sicht dazu, dass Sie mit Ihrem Leben nicht mehr zurechtkommen“, gibt der Autor zu Bedenken. Erst wenn die Patienten akzeptierten, dass sie die Veranlagung haben, auf bestimmte Belastungssituationen mit den Symptomen der Fibromyalgie zu reagieren – so wie andere Menschen mit Migräne oder Ekzemen – dann gelänge es den Betroffenen langfristig, krankmachende Faktoren ab- und gesundheitsfördernde aufzubauen.

WANC 17.06.05





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/index.php/17_06_fibromyalgie.php
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