Vogelzwitschern: Lindert chronische Schmerzen

Die Behandlung chronischer Schmerzen sollte heute nach einem multidimensionalen Konzept erfolgen, fordern erfahrene Schmerztherapeuten. Neben der klassischen Therapie mit Arzneimitteln bieten sich beispielsweise psychologische Strategien, wie Entspannungsübungen und Hypnose an. Dabei spielt das Zwitschern von Vögeln eine Rolle.

Diese Methoden sind nach Ansicht von Experten geeignet, die psychische Komponente chronischer Schmerzen, wie Depressionen oder negative Lebenseinstellung zu behandeln. Eine gute Stimmungslage oder Ablenkung verringerten den Schmerz und damit den Verbrauch an Schmerzmitteln. Viele Therapeuten in Deutschland zögern aber immer noch, ihre Patienten psychologisch zu betreuen. Viele Ärzte wagen es nicht, ihre Patienten auf die Chancen einer psychologischen Therapie anzusprechen, um sie nicht zu stigmatisieren.


Die Hypnose hat eine lange Tradition in der Schmerzbekämpfung: Bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde sie zur Schmerzstillung angewendet. Die Akzeptanz der Hypnose war aber damals wie heute gering. Ein Problem bei dieser Behandlungsmethode mag die Handhabung sein: Für chronische Schmerzpatienten kann es eine große Anstrengung bedeuten, sich zu einem bestimmten Zeitpunkt in einer psychologischen Praxis einzufinden, um sich dort hypnotisieren zu lassen.


Eine große Neuerung ist daher ein verhaltenstherapeutischer Kurs in Selbsthypnose, der am Georg-Elias-Müller-Institut für Psychologie der Universität Göttingen entwickelt wurde. Patienten mit Rückenschmerzen, Migräne oder Rheuma absolvieren hier zwei Diagnose-Sitzungen und neun wöchentlich stattfindende Therapie-Sitzungen. Dabei erlernen sie auch, sich durch einen auf Tonkassette gesprochenen Text oder Geräusche wie Vogelzwitschern selbst zu hypnotisieren. Die Hypnosesitzungen sollen nach Abschluss des Kurses zu Hause zweimal täglich für 20 Minuten erfolgen.


Der Erfolg spricht für sich: Der Verbrauch an Schmerzmitteln sei bei den Patienten um bis zu 75 Prozent gesunken, so Studienleiter Dr. Stefan Jacobs. Schmerzkranke, die Opioide benötigten, verbrauchten durchschnittlich 60 Prozent weniger Medikamente. Rund zehn Prozent der Patienten sprachen nicht auf die Therapie an. Hypnose kann die Anwendung von Schmerzmitteln nicht ersetzen, aber doch mindern. Besonders diejenigen, die nicht ausreichend auf eine medikamentöse Therapie ansprechen, profitieren von der Hypnose. Schmerzpatienten, die sich für Hypnose interessieren, sollten ihren Arzt darauf ansprechen.


WANC 17.05.04/dgk





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/index.php/17_05_vogelzwitschern.php
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