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Migräne: bei mehr als einem Drittel der Patienten nicht diagnostiziert (Foto: handicap-network.de)
> Migräne: Erkrankung oft nicht korrekt diagnostiziert

Migräne-Patienten müssen oft unnötig leiden, weil
ihre Erkrankung nicht korrekt diagnostiziert wird. Frauen sind häufiger
betroffen als Männer.


Bei Migräne besteht eine unzureichende Versorgung der Patienten
und unbefriedigende Diagnoserate. „Nur 42 Prozent der Migräne-Patienten haben
im letzten Jahr überhaupt ärztliche Hilfe gesucht, und davon wiederum nur 11
Prozent bei einem Neurologen“, kritisiert Dr. Hannelore Neuhauser vom
Robert-Koch-Institut. Auch mit der Diagnosestellung sieht es nicht gut aus: Bei
37 Prozent der Betroffenen wurde die Krankheit nicht erkannt. „Diese
Diagnoserate ist unbefriedigend", rügt Neuhauser. „Hier muss das
Bewusstsein bei den Patienten und auch bei ihren Behandlern verbessert werden,
denn nur dann können auch alle Betroffenen von den heute verfügbaren wirksamen
Therapien profitieren."



Das Problem sei, dass es keine standardisierten
wissenschaftlichen Diagnoseverfahren gibt, so Peter Kropp, Generalsekretär der
Deutschen Migräne- und Kopfschmerz-Gesellschaft DMKG. Die Experten sind der
Meinung, dass das Bewusstsein bei Patienten und auch bei den Behandelnden
verbessert werden müsse, denn nur dann können auch alle Betroffenen von
Therapien profitieren.



Spannungskopfschmerz und Migräne müssen ganz klar
voneinander abgegrenzt werden. Beim Spannungskopfschmerz ist das Schmerzzentrum
im Gehirn gestört, dabei wird die Schmerzschwelle abgesenkt. Es ist ein
beidseitiger leichter bis mittelschwerer Schmerz, der langsam im Laufe des
Tages einsetzt. Durch körperliche Aktivität kann der Schmerz gesenkt werden.
Diagnostiziert werden kann Spannungskopfschmerz durch eine ausführliche
Anamnese und einen neurologischen Befund.



Dagegen handelt es sich bei Migräne um eine komplexe
Funktionsstörung des Gehirns. Auslösefaktoren können ein geänderter
Schlaf-Wach-Rhythmus, ausgelassene Mahlzeiten, bestimmte Medikamente oder
Nahrungsmitel wie beispielsweise Schokolade, Käse und Rotwein sowie Stress
sein. "Ein wesentlicher Unterschied zwischen beiden ist außerdem, dass
körperliche Aktivität Migräne verstärkt, aber den Spannungskopfschmerz
nicht", erklärt Kropp.



Spannungskopfschmerzen sind weit verbreitet, wie eine
norwegische Studie zeigt: Insgesamt berichteten 86 Prozent der Befragten, im
vergangenen Jahr zumindest einmal an Spannungskopfschmerz gelitten zu haben,
Frauen mit 92,5 Prozent deutlich öfter als Männer mit 78,9 Prozent. Zwei
Drittel der Befragten (63,5 Prozent) haben das Problem gelegentlich, immerhin
fast ein Viertel (21,6 Prozent) häufig.



Ein interessanter Aspekt, so die Wissenschafter: „Die
Häufigkeit von Spannungskopfschmerzen steigt bei beiden Geschlechtern vom
Jugendalter bis zum 39. Lebensjahr massiv an und geht dann wieder langsam
zurück." Bei Personen über 40 liegt möglicherweise ein sekundärer Schmerz
vor, der tieferen Ursachen zu Grunde liegt, sagt Kropp. Die Wissenschaftler
fordern daher, dass die Forschung und das Management von Spannungskopfschmerzen
viel mehr Aufmerksamkeit erhält.



Wie beim Spannungskopfschmerz gibt es offenbar auch bei der
Migräne einen „Risikofaktor Frau": 15,6 Prozent der befragten Frauen und
5,3 Prozent der Männer leiden an Migräne, 56 Prozent der Betroffenen hat die
Schmerzen an mehr als 20 Tagen im Jahr.



WANC 02.06.06

 
 
 
 
 
 
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