> Rheumatoide Arthritis: Voranschreiten verhindern
Etwa 500.000 Menschen in Deutschland leiden unter einer behandlungsbedürftigen Rheumatoiden Arthritis. Die schmerzhafte Erkrankung zerstört nach und nach die Gelenke. Um sie aufzuhalten, ist es wichtig, die Krankheit so früh wie möglich zu erkennen und zu behandeln. Schlägt eine Therapie nicht an, sollten Ärzte möglichst rasch eine andere ansetzen. Denn rheumatische Schäden an den Gelenken lassen sich nicht rückgängig machen.
 
Erste Anzeichen einer Rheumatoiden Arthritis sind schmerzende, geschwollene Finger- und Handgelenke – insbesondere morgens. Im Verlauf gehen die entzündlichen Prozesse auf alle Gelenke des Körpers über. Bei etwa zwei Dritteln der Patienten zerstört die Krankheit die knöchernen Verbindungen unwiederbringlich. Rheuma ist keine Krankheit der älteren Jahrgänge: Etwa drei Viertel der Betroffenen erkranken zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr: „Viele von ihnen durchleben einen schweren und langen Leidensweg“, sagt Professor Dr. med. Ulf Müller-Ladner, Rheumatologe an der Kerckhoff-Klinik in Bad Nauheim mit Lehrstuhl an der Justus-Liebig Universität Giessen. Doch Rheumatoide Arthritis befällt nicht ausschließlich die Gelenke: Betroffene sind anfälliger für Erkrankungen wie Arterienverkalkung, Knochenschwund oder Lungenfibrose. Ihre Sterblichkeit ist erhöht.
 
Ursache entzündlichen Rheumas ist eine fehlgeleitete körpereigene Abwehr: Das Immunsystem greift den eigenen Körper an und ruft dabei Entzündungen an den Geweben hervor. Selbst schützen könnten sich Patienten gegen die überwiegend erblich bedingte Erkrankung kaum, meint Müller-Ladner: „Doch falls sie Raucher sind, können sie einen ganz entscheidenden Risikofaktor stoppen, indem sie sofort damit aufhören.“ Zigaretten erhöhen nicht nur das Erkrankungsrisiko. Rheuma verläuft bei Rauchern auch erheblich schwerer als bei Nichtrauchern.
 
„Davon abgesehen hat sich die Therapie der Rheumatoiden Arthritis in den letzten Jahren grundlegend gewandelt“, erläutert Müller-Ladner. Vor allem die Behandlung mit sogenannten DMARDs lindere die Krankheit, indem sie in die fehlgesteuerte Immunreaktion des Körpers eingreifen und diese hemmen. „Dabei sollte die Therapie möglichst früh einsetzen, nach dem Motto: hit hard and early“, betont Professor Müller-Ladner. Dafür sollten Ärzte Antirheumatika mit individuell dosierten Glukokortikosteroidpräparaten kombinieren. Auch gebe es Medikamente, die den Patienten die morgendlichen Schmerzen nehmen. Helfe dies nicht, komme auch eine Therapie mit sogenannten Biologika in Frage. Diese Medikamente greifen gezielt in die entzündlichen Vorgänge ein, indem sie Signalwege zwischen den Zellen blockieren. „Sobald wir merken, dass eine Therapie nicht wirkt, müssen wir möglichst rasch nach Alternativen suchen und umstellen“, ergänzt Müller-Ladner.

wanc 24.03.2012/ Quelle: 118. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM)
 
 
 
 
 
 
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