Nikotin: Kann es Knochen heilen helfen?

Klar: Rauchen ist ungesund. Nikotin ist nur eine von den bis zu 5.000 chemischen Verbindungen, die beim Zigarettenrauchen entstehen. Wissenschaftler haben jetzt die Frage beantwortet, ob Nikotin Gift für den Knochenstoffwechsel ist oder vielleicht sogar ein Medikament. Ihre Antwort: Es kommt auf die Dosis an.

Hat eine niedrige Nikotindosis, wie sie in ein paar Zigaretten enthalten ist, vielleicht positive Auswirkungen auf die Heilung eines gebrochenen Beins? „Zigaretten sicher nicht, aber Nikotin allein vielleicht schon. Raucher kennen die aufputschende Wirkung von Nikotin. In bestimmten Dosen kann diese Substanz auch dem Knochenstoffwechsel und der Frakturheilung zuträglich sein. Die positive Wirkung scheint sich aber ins Gegenteil zu verkehren, sobald eine zu hohe Substanz-Konzentration im Spiel ist“, warnt Dr. Rami Kallala vom Leeds Teaching Hospital (Großbritannien).

In ihrer Studie hat sie heraus gefunden, dass Nikotin bei Mensch wie Tier umfassende Wirkungen auf die Knochen entfaltet, positive wie negative. Bei Tieren fielen die Resultate überwiegend negativ aus. So hemmt Nikotin die Heilung von Frakturen. Nachgewiesen wurde auch der negative Effekt von Nikotin auf die Knochenstruktur und dass die Substanz zum Abbau von Vitamin D beiträgt. Vitamin D ist aber für die Einlagerung von Kalzium ins Knochengewebe notwendig. „Zu bedenken ist bei diesen Resultaten allerdings, dass bei den meisten Tierstudien die Nikotin-Konzentration viel höher ist, als sie selbst bei starken Rauchern zu finden ist“, erklärt Kallala. „Bei manchen Tierversuchen zeigte sich nämlich umgekehrt, wie moderate Nikotin-Dosen das Fortschreiten von Osteoporose verlangsamen oder sogar rückgängig machen können.“

Positives war auch bei Studien mit menschlichen Zellen zu beobachten: Hier zeigte sich, dass Nikotin in geringen Dosen die Zellteilung und den Knochenstoffwechsel anregt. Stimuliert werden jene Zellen, die für die Knochenbildung verantwortlich sind. Nikotin erhöhte auch Prozesse, die für den Knochenaufbau und die -remodellierung zuständig sind. Bei höherer Konzentration kippen die anregenden Effekte jedoch ins Gegenteil. Viele Arbeiten weisen bei höheren Nikotindosen eine hemmende Wirkung oder einen toxischen Effekt für die Knochenzellen nach.

Dr. Cronan Kerin von der Aintree Universitätsklinik Liverpool, Großbritannien, fand heraus, dass Raucher weniger zufrieden mit den Behandlungsergebnissen nach einer Knie-OP sind. Konkret untersuchte er den mittelfristigen Therapie-Erfolg bei Mikrofraktur-Operationen. Insgesamt waren 72 Prozent der Patienten mit den Resultaten zufrieden. „Wovon die Zufriedenheit der Patienten maßgeblich abhing, war, ob sie rauchten oder nicht“, berichtet Kerin. Nur 54 Prozent der Raucher waren mit dem Therapieerfolg zufrieden, bei den Nicht-Rauchern waren es 76 Prozent. Jeder dritte Raucher (34 Prozent) war dezidiert unzufrieden, bei den Nicht-Rauchern dagegen nur jeder Siebente (15 Prozent). Kerin glaubt, "dass Rauchen die Ergebnisse der Mikrofrakturierung ungünstig beeinflusst." Das sollte in das Arzt-Patienten-Gespräch einfließen. "Chirurgen sollten ihren Patienten künftig raten, schon vor der Operation mit dem Rauchen aufzuhören“, mahnt Kerin.

wanc 05.06.2012/ Quelle: European Federation of National Associations of Orthopaedics and Traumatology (EFORT)





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http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/index.php/nikotin_knochen_05_06_12.php
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