Neues Heilmittel gegen chronische Entzündungserkrankungen?

Dendrimere sind Synthesemoleküle,
deren Struktur der eines Baumes ähnelt. Aufgrund ihrer vielen Enden
können diese Moleküle für verschiedene Anwendungen genutzt werde,
insbesondere bei der Bildgebung, dem Tissue Engineering (Züchtung von
Gewebe) und in der Nanomedizin. Forscher haben jetzt die Wirkung einer
neuen Familie von Dendrimeren auf das Immunsystem untersucht. Diese
Ergebnisse eröffnen neue Perspektiven für die Behandlung von
Gelenkrheumatismus - auch bekannt als rheumatoide Arthritis oder
chronische Polyarthritis.
Die Forscher des Inserm, der Paul Sabatier Universität III in Toulouse
und des CNRS (Zentrum für Physiopathologie in Toulouse Purpan und
Laboratorium für Koordinationschemie)  konnten aufzeigen, dass
bestimmte Dendrimere mit Monozyten-Makrophagen interagieren. Diese
Zellen werden bei Entzündungen aktiv und besitzen die Fähigkeit sich in
Osteoklasten – mehrkernige Riesenzellen, die Knochensubstanz abbauen -
zu differenzieren. Nach diesen ersten Ergebnissen untersuchten die
Forscher das therapeutische Potenzial dieser neuen Dendrimerfamilie bei
der Behandlung von entzündlichen Erkrankungen wie Gelenkrheumatismus. Gelenkrheumatismus ist eine Autoimmunkrankheit, die etwa 1% der
Bevölkerung betrifft. Sie ist durch eine Entzündung des gesamten
Gelenkgewebes (Knorpel, Knochen und Gelenkkapseln) gekennzeichnet und
führt zu beeinträchtigenden Gelenkdeformationen. Die Behandlung dieser
chronischen entzündlichen Erkrankung ist sehr teuer (etwa
15000€/Patient/Jahr) und zeigt bei einem Drittel der Patienten keinen
Erfolg. Für ihre Untersuchungen nutzten die Forscher zwei Maus-Modelle: Im
ersten Modell entwickelte sich die Krankheit vier Wochen nach der
Geburt und beim Zweiten wurde die Arthritis durch eine Injektion von
Autoantikörpern induziert. Die Forscher injizierten die Dendrimere ein
Mal pro Woche intravenös. Rémy Poupot, einer der Forscher, erklärt:
„Bei den unbehandelten Mäusen wurde der Knorpel völlig zerstört. Bei
den behandelten Mäusen hingegen wurde er geschützt und die Gelenke
blieben intakt und vollständig funktionsfähig. Es ist auch wichtig zu
betonen, dass die jeweils verabreichten Mengen (von 1 bis 10 mg/kg) mit
den therapeutischen Dosen bei Menschen kompatibel sind.“ Poupot zufolge
verringern die Dendrimere die negativen Auswirkungen der Entzündung,
die für den Gelenkrheumatismus verantwortlich sind. Neben den Tierversuchen testeten die Forscher das Molekül an
menschlichen Monozyten und Gelenkkapseln von Arthritispatienten. So
konnten sie die anti-osteoklastische Aktivität der Dendrimere
nachweisen. Diese Moleküle bieten demzufolge vielversprechende
Aussichten bei der Entwicklung von Behandlungsmethoden gegen chronische
entzündliche Erkrankungen. 25.05.2011/ Quelle: Sci Transl Med 4 May 2011: Vol. 3, Issue 81, p. 81ra35, DOI: 10.1126/scitranslmed.3002212





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/index.php/25_05_dendrimere.php
powered by webEdition CMS