Bandscheibenvorfall: Operation selten notwendig

Ein Bandscheibenvorfall ist in der
Regel sehr schmerzhaft. Doch die danach oft vorgenommenen Operationen
sind fast immer überflüssig. Denn meist heilt der Vorfall von alleine
aus. Um der Verschleißerscheinung gegenzusteuern raten Experten zum
Rückentraining. Ein gezielter Muskelaufbau hilft aber auch zur
schnellen Genesung.

Bei einem Bandscheibenvorfall ist eine Operation nach Einschätzung von
Dr. Martin Marianowicz, Vorsitzender der deutschen Sektion des World
Institute of Pain, nur sehr selten angebracht. Nur wenn Nerven
neurologisch messbar geschädigt seien und Betroffene unter
Taubheitsgefühlen oder Problemen beim Wasserlassen litten, müsse der
Vorfall operiert werden. Der Experte warnt davor, dass Bandscheibenoperationen nicht nur häufig
medizinisch überflüssig sind. Es bestehe auch das Risiko, dass
vernarbtes Gewebe nach der OP an derselben Stelle den Nerv bedränge, so
dass die Schmerzen weiterhin bestehen. Zusätzlich werde die
hochsensible Statik der Wirbelsäule verändert, was leicht Folgeprobleme
auslösen könne. Ein Bandscheibenvorfall ist eine Verschleißerscheinung der Wirbelsäule,
die bei vielen Menschen über 30 auftritt. Im Laufe des Lebens nutzen
sich die Bandscheiben – faserig-knorpelige Verbindungen zwischen den
Wirbeln mit Stoßdämpferfunktion – ab, und der Faserring, der jede
einzelne Bandscheibe umgibt, kann brüchig werden. Bei einem
Bandscheibenvorfall reißt der Ring und entlässt seinen gallertartigen
Kern in das umgebende Gewebe: Die Bandscheibe „fällt vor“. Schmerzen
entstehen dann, wenn die verrutschte Bandscheibe gegen eine
Nervenwurzel oder gegen das Rückenmark drückt. Eine Operation ist nach Auskunft weiterer Experten schon deshalb
unnötig, da der Vorfall in der Regel von selbst ausheilt. Dr. Nils Graf
Stenbock-Fermor, Vorsitzender des Deutschen Orthopäden-Verbandes in
Köln, weist darauf hin, dass ein Bandscheibenvorfall zu 95 Prozent aus
Wasser bestehe, das im Laufe der Zeit abtransportiert werde. Dr. Bettina Zieseniß, Schmerztherapeutin aus Hamburg, ergänzt, dass den
meisten Patienten mit entzündungshemmenden, schmerzstillenden
Medikamenten und Physiotherapie geholfen werden könne. Die Beschwerden
sollten dabei allerdings unbedingt ausreichend gelindert werden, um der
Entstehung eines so genannten Schmerzgedächtnisses vorzubeugen: Wenn
Schmerzen länger als drei Monate anhalten, können die sensiblen
Nervenzellen diese erlernen und dann selbst harmlose Reize als Schmerz
missdeuten. Um dauerhaften Schmerzen vorzubeugen, empfiehlt Zieseniß den zeitlich
begrenzten Einsatz geringer Dosen Psychopharmaka. Diese unterstützen
die Schmerz hemmenden Systeme im Gehirn. Daneben ist Bewegung der Schlüssel zur schnellen Genesung. Dr.
Stenbock-Fermor rät Betroffenen, so bald wie möglich regelmäßige
Spaziergänge zu machen und gelenkschonenden Sport zu betreiben. Er
empfiehlt einen konsequenten Aufbau der Rückenmuskulatur an
Geräten.
Denn allein die Muskeln seien in der Lage, den Nerv und die
Bandscheiben zu schützen. Außerdem bietet sich zur Therapie und
Prävention von Rückenproblemen ein gezieltes Training der kleinen
Wirbelsäulenmuskulatur an speziellen Sportgeräten. 24.08.09/Quelle: Neurologen und Psychiater im Netz





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/index.php/24_03_bandscheibe.php
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