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Rheuma ist die schmerzhafte Entzündung von Gelenken, die langfristig zu ihrer Zerstörung führen kann (Foto: Janssen)
> Rheuma: Entzündung blockieren
Etwa eine Million Deutsche leiden an
schmerzhaften Entzündungen der Gelenke. Diese als „Rheuma“ bezeichnete
Erkrankung kennt in der Tat bis zu 400 unterschiedliche Formen. Eine
besonders schwere Form ist die rheumatoide Arthritis. Als Folge einer
chronischen Autoimmunerkrankung, bei der das Immunsystem den eigenen
Körper angreift, kommt es dabei langfristig zu einer Zerstörung der
Gelenke. Viele Patienten sprechen auf derzeit verfügbare Therapien
jedoch nicht an. Jetzt gibt es Hoffnung: Die Blockade eines zentralen
Entzündungsfaktors führt laut Studien zu einer fast vollständigen
Genesung.


Signalmoleküle sind Kuriere in unseren Zellen: Sie leiten äußere Reize
als Signale in eine Zelle hinein bis zum Zellkern und verändern so die
Aktivität der Gene. Solche Signalübermittlungen sind für einen
Organismus von essentieller Bedeutung, um auf Veränderungen der Umwelt
zu regieren. Ein sehr wichtiges Signalmolekül ist TAK1. In Zellen des
Immunsystems verstärkt aktiviertes TAK1 Entzündungsreaktionen. Bei der
rheumatoiden Arthritis tritt nun ein großes Problem auf: Die Entzündung
wird so stark, dass sie sich nicht mehr unterdrücken lässt und dadurch
dauerhaft wird. Infolgedessen greift unser Abwehrsystem auch
körpereigene Substanzen an wie zum Beispiel Knochen und Gelenkknorpel.
Eine der Ursachen hierfür kann eine überschießende Immunantwort als
Reaktion auf eine Bakterien- oder Virusinfektion sein. Um die besondere Funktion von TAK1 bei der rheumatoiden Arthritis zu
untersuchen, blockierten Forscher Helmholtz-Zentrum für
Infektionsforschung (HZI) das Signalmolekül in rheumakranken Mäusen.
„Dabei konnten wir die hervorragende therapeutische Wirkung der
anti-TAK1-Therapie erkennen“, betont Privatdozent Gerhard Gross, Leiter
der Projektgruppe „Inflammation und Regeneration“ am HZI. „Die
Entzündungsreaktion ging stark zurück und die betroffenen Gelenke
erholten sich fast vollständig.“ Im Verlauf der Studie konnten die Forscher außerdem klären, worauf der
therapeutische Effekt zurückzuführen ist. „TAK1 wirkt auf zwei wichtige
Untergruppen von Immunzellen, die entzündungsfördernde Botenstoffe
produzieren und die Reaktion damit verstärken“, so Virginia Seiffart,
die die Laborversuche am HZI durchgeführt hat. Ohne TAK1 bleiben diese
Entzündungszellen inaktiv, eine bestehende Reizung beruhigt sich und
der Gelenkknorpel kann heilen. „Wir konnten damit erstmals zeigen, dass über Signalvermittler wie TAK1
die Möglichkeit besteht, eine gute Therapie gegen diese Form von
Entzündungen zu entwickeln“, erklärt Gross. Das Molekül biete demnach
ein hervorragendes Ziel für die Behandlung rheumatoider Arthritis. Doch die Ergebnisse verbreiten erst einmal nur Hoffnung. Denn bis
daraus ein Medikament für den Patienten entsteht, werden wohl noch
„etliche Jahre“ vergehen. Gelöst werden muss nämlich noch ein Problem:
Mit der Blockade werden bisher auch nützliche Signalwege im Immunsystem
unterbunden. WANC 11.11.2010, Quelle: Courties,G., Seiffart,V., Presumey,J.,
Escriou,V., Scherman,D., Zwerina,J., Riuz,G., Zietara,N.,
Jablonska-Koch,J., Weiss,S., Hoffmann,A., Jorgensen,C., Apparailly,F.,
and Gross,G. (2010). In vivo RNAi-mediated silencing of TAK1 decreases
inflammatory Th1 and Th17 cells through targeting of myeloid cells.
Blood, 2010, 116: 3505-3516
 
 
 
 
 
 
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