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Gelenkrheuma nimmt einen anderen Verlauf, wenn es erstmals im Seniorenalter auftritt (Foto: Stock photo)
> Gelenkrheuma: Verändert sich im Alter
Wer Gelenkrheuma hat, hat Schmerzen.
Meist höllische Schmerzen. Im Alter nimmt die Zahl der Menschen mit
Gelenkrheuma, der rheumatoiden Arthritis, zu. Doch Altersrheuma ist
ganz anders als Rheuma in jungen Jahren. Und: Es wird oft erst viel zu
spät von den Ärzten erkannt. Dabei könnte eine frühzeitige Therapie die
Zerstörung der Gelenke verhindern.
Patienten mag es vorkommen, wie der Streit um des Kaisers Bar. Denn ob
LORA (für late onset rheumatoid arthritis), wie Mediziner die
entzündlich-rheumatische Erkrankung nennen, die erst im höheren
Lebensalter auftritt, tatsächlich eine eigene Krankheit ist und von der
in jüngeren Lebensjahren auftretenden YORA (young onset rheumatoid
arthritis) getrennt werden muss, lindert ihre Schmerzen nicht. Für
Mediziner ist diese Unterscheidung aber wichtig, obwohl Prof. Dr. med.
Erika Gromnica-Ihle, Berlin und ihre Kollegen vom Deutschen
Rheuma-Forschungszentrum (DRFZ) die Frage für bisher nicht restlos
geklärt hält. Entscheidend: Gelenkrheuma nimmt einen anderen Verlauf,
wenn es erstmals im Seniorenalter auftritt. Statt vieler kleiner Handgelenke seien dann oft wenige oder einzelne
große Gelenke betroffen, so die Rheumaexpertin. Viele Patienten klagen
gleichzeitig über Muskelbeschwerden, was die Ärzte häufig auf die
falsche Fährte führe. Die Diagnose werde in der Regel erst spät
gestellt, zumal auch der Rheumafaktor im Blut oft fehle. Deshalb würden
viele Patienten zunächst wegen eines Muskelrheumas behandelt. Weitere
Fehldiagnosen seien die Arteriitis temporalis – eine mit Kopfschmerzen
einhergehende Schwellung der Schläfenarterie –, Gicht, Schuppenflechte
mit Gelenkbeteiligung oder ein Gelenkverschleiß. Die Schäden am Gelenkknorpel können bei der Spätform des Gelenkrheumas
größer sein als bei der YORA, berichtet die Medizinerin. Eine
rechtzeitige Diagnose sei wichtig, weil das Fortschreiten der
Gelenkzerstörung durch eine Behandlung mit sogenannten
Basistherapeutika oft aufgehalten oder verlangsamt werden kann. Prinzipiell können LORA-Patienten die gleichen Medikamente erhalten wie
YORA-Patienten, erklärt Gromnica-Ihle. Die sogenannte
Kerndokumentation, eine regelmäßige Erhebung unter deutschen
Rheumazentren zeigt jedoch, dass ältere Patienten seltener eine
Basistherapie erhalten. Die Ärzte verzichten auch öfter auf den Einsatz
der modernen Biologika, die direkt in den Krankheitsprozess in den
Gelenken eingreifen. Dies könnte laut Gromnica-Ihle daran liegen, dass viele ältere
Patienten wegen anderer Erkrankungen bereits Medikamente einnehmen und
die Wechselwirkungen mit den Rheumamitteln schwer abzuschätzen sind.
Außerdem muss die Dosis an das Alter der Patienten angepasst werden.
Insgesamt seien die Möglichkeiten der Rheumatherapie im Alter zu wenig
untersucht und Empfehlungen von Fachgesellschaften fehlten, kritisiert
die Expertin. WANC 09.09.09/ Quelle: D. Huscher et al.: Die Rheumatoide Arthritis im
Alter. DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift 2009; 134 (36): S.
1766-1770
 
 
 
 
 
 
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