> Rheuma: Konditionstraining statt Schonen
Bewegung hilft gesund bleiben und
werden. Das gilt auch für Rheumatiker. Bisher hieß es aber, dass bei
Rheuma schonende Gymnastik angesagt ist. Inzwischen glauben
Wissenschaftler, dass mehr auch mehr helfen kann -also ein
anspruchsvolles Sportprogramm mehr für die Bewegungsfähigkeit tut.
Durch ein Konditionstraining können Rheumakranke ihre
Leistungsfähigkeit stärker verbessern als bei einer
Standardrehabilitation. Das zeigen erste Ergebnisse einer
kontrollierten Studie mit 402 Patienten. Die Rehabilitationsmedizin an
der Medizinischen Fakultät der Martin-Luther-Universität
Halle-Wittenberg sowie zwei Rehabilitationskliniken entwickelten ein
Kraft-, Ausdauer- und Koordinationstraining "KAKo", kombiniert mit
einem Motivationstraining. Dabei kann man sich auch auf Erkenntnisse niederländischer Forscher
stützen: Diese hatten 2003für eine zweijährige ambulante Trainingszeit
festgestellt, dass sich „regelmäßige intensive Bewegungs- und
Sportaktivitäten positiv auf die körperliche und psychische Verfassung
der Patienten auswirken." Es kam auch nicht zu Gelenkschäden oder
vermehrten Krankheitsschüben. Die konventionelle Empfehlung bei Rheuma sind schonende Gymnastik und
physikalische Anwendungen. Die Arbeitsgruppe um Institutsleiter Prof.
Dr. Wilfried Mau verordnete den Rehabilitanden dagegen ein
anspruchsvolles Sportprogramm: Dreimal wöchentlich traten sie zuerst
für 30 Minuten auf dem Ergometer in die Pedale. Danach durchliefen sie
zusammen ein halbstündiges Zirkeltraining mit Kraft- und
Koordinationsübungen. Zum Abschluss folgten Spiele wie Federball oder
Softball. Die Altersspanne der Patienten reichte von 18 bis 60, wobei
das Durchschnittsalter bei 48 Jahren lag.

 Das Sportprogramm kam bei den zumeist an chronischer Polyarthritis
(Gelenkrheuma) sowie an Spondyloarthritis (Wirbelsäulenrheuma)
leidenden Patienten gut an. „Etwa 80 Prozent der Teilnehmer fanden die
Behandlung 'gerade richtig' und etliche sogar 'noch zu wenig'",
berichtete das Projektteam. Die Ergebnisse am Ende des stationären Aufenthalts, dem zweiten von
fünf Messzeitpunkten, belegten, dass die Teilnehmer wesentlich mehr für
ihre körperliche Funktionsfähigkeit und ihr seelisches Wohlbefinden
erreichten als die entsprechende Kontrollgruppe. Gemessen wurde dies
unter anderem mit dem SF-36 Health Survey, der acht Dimensionen der
subjektiven Gesundheit und zwei Summenscores erfasst. 

 Bewegungspläne für den Alltag 
Um die Effekte möglichst nachhaltig zu
sichern, erhielten die Teilnehmer außerdem eine handlungsorientierte
Motivationsschulung: Dabei planen die Betroffenen konkret, welche
Aktivitäten sie wann und wo zu Hause fortführen wollen. Auch werden im
Voraus Strategien gegen mögliche Hinderungsgründe entworfen. Diese
Methoden haben sich anderweitig bereits bewährt, um die willentliche
Verhaltenssteuerung ("Volition") zu stützen und so das typische
Handlungsloch, das oft zwischen gutem Vorsatz und Praxis klafft, zu
überwinden. WANC 06.04.10, Quelle: Martin-Luther-Universität
Halle-Wittenberg
Medizinische Fakultät
Institut für
Rehabilitationsmedizin, 19. Rehawissenschaftliches Kolloquium
 
 
 
 
 
 
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