Osteoporose: Mängel in der Behandlung?

Werden Patienten mit Osteoporose
schlecht behandelt? Immer wieder tauchen Meldungen auf, dass dem so
ist. Häufigster Vorwurf: Die Ärzte wenden aktuelle Leitlinien zu selten
an. Das heißt, dass die Patienten angeblich zu selten die “richtigen”
Medikamente erhalten. Deshalb sollen die Betroffenen die Verschreibung
der Arzneimittel bei ihrem Arzt einfordern. Das jedenfalls raten
Patientenorganisationen. Das Schöne: Auch die Pharmaindustrie
propagiert einen Mangel in der Behandlung. Auch sie fordert Patienten
auf, bei ihrem Arzt auf eine Verschreibung zu drängen.
Nur zehn bis 20 Prozent der deutschen Osteoporose-Patienten erhalten
eine leitliniengerechte medikamentöse Therapie. Zu diesem Ergebnis
kommen Experten der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und
Unfallchirurgie (DGOU). Besonders schlecht dran sind demnach ältere
Menschen. So erhalten noch 31 Prozent der 50- bis 64-jährigen Frauen
mit Osteoporose eine medikamentöse Therapie, aber nur 19 Prozent der
über 75-jährigen Frauen. „Für alle Betroffenen ist dies ein
niederschmetterndes Ergebnis und zeigt, wie wichtig die Aufklärung des
Patienten ist, damit er seine Rechte einfordern kann“, sagt Dietmar
Krause, Vorsitzender des Dachverbandes Osteoporose (DOP), dem
Zusammenschluss der deutschsprachigen Patientenorganisationen mit Sitz
in Marburg. Leitlinien sind Handlungsempfehlungen, die Ärzte und Patienten bei der
Entscheidungsfindung über die angemessene Behandlung einer Krankheit
unterstützen sollen. Sie geben den aktuellen Stand der
wissenschaftlichen Erkenntnisse und der in der Praxis bewährten
Verfahren wieder. „Eigentlich bekommt der Arzt mit den Leitlinien eine
verlässliche Entscheidungshilfen an die Hand, welche Diagnoseverfahren
oder Arzneimittel ihren Nutzen bewiesen haben. Doch wenn die Ärzte dies
nicht anwenden, müssen sich die Patienten selbst schlau machen“, rät
Krause. Der DOP hat deshalb eine Osteoporose-Patientenleitlinie
erarbeitet. Dafür wurden die verfügbaren ärztlichen Leitlinien in eine
patientengerechte Sprache übersetzt. Der Aufruf dürfte so ganz auf der Linie der Hersteller liegen.
Beispielsweise verlautet die Initiative gegen Knochenschwund, für die
der Hersteller MSD Sharp & Dohme verantwortlich ist,
vergleichbares: “Sprechen Sie mit Ihrem Arzt über Ihre Wünsche,
Anliegen und auch Sorgen zum Thema Osteoporose. Weisen Sie ihn auf die
in vielen Studien belegten Erfolge der Bisphosphonate hin. Und finden
Sie im Falle eines Falles mit ihm gemeinsam zu einer Therapie, die Sie
vor Brüchen – und damit auch vor Schmerzen – wirksam schützen kann.
Kalzium und Vitamin D sind eine gute Basistherapie. Zur wirksamen
Vermeidung von Brüchen werden allerdings zusätzliche Präparate
benötigt, die den Knochenabbau aufhalten.“ Die Deutsche Rheumaliga beziffert mehr als fünf Millionen Menschen in
Deutschland, die an Osteoporose leiden. Frauen sind häufiger betroffen
als Männer: etwa ein Drittel der Frauen aber nur ein Sechstel der
Männer über 50 Jahre erkranken im Alter an Osteoporose. Und die Rheumaliga erklärt: Die Knochen werden oft irrtümlich für
unveränderliche, steinähnliche Gebilde gehalten. Knochen sind aber in
Wirklichkeit komplexe, ständig im Umbau befindliche Organe:
Spezialisierte Knochenzellen, die Osteoklasten, bauen Knochen ab,
während andere Knochenzellen, die Osteoblasten, neue Knochensubstanz
bilden. Dadurch passt sich der Knochen stets optimal den Anforderungen
(tragende Funktionen, Zugkräfte durch die Muskulatur) an. Überwiegt der
Abbau den Neuaufbau kommt es zum unwiederbringlichen Verlust von
Knochensubstanz. Röntgenärzte können diesen Knochenschwund mit der
Messung der Knochendichte erfassen. WANC 05.03.10, Quelle: Dachverband Osteoporose (DOP), Günther, K.P. et
al.: Umsetzung der Osteoporoseleitlinien in Orthopädie und
Unfallchirurgie - Ergebnisse eines Expertenworkshops der DGOU,
Zeitschrift für Orthopädie und Unfallchirurgie 147, 542-546, 2009.





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/index.php/05_03_osteoporose.php
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